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Transatlantisches Horrorblatt auf Bauernfang in Deutschland

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Bild: Sebastian Misseling
Freidenker Galerie

Das ehNaMag, einflussreiches Sturmgeschütz der Mordmaschine USA in Deutschland, erzählt heute die Geschichte vom guten Deutschen, der von den US-Bürgern, Donnerlittchen auch, geliebt, und für höhere Weihen durchaus als geeignet angesehen werden soll. Zugrunde liegt eine repräsentative Befragung von 1517 US-Bürgern, die von der, wie könnte es bei den Ergebnissen auch anders sein, deutschen Botschaft in Auftrag gegeben wurde. Man tut was man kann um die Deutschen freundlicher für kommende Kriegseinsätz im Interesse des internationalen Finanz- und Großkapitals zu stimmen. Gern übernehmen die Canaillen der herrschenden Klasse ihre Aufgabe mit tendenziöser Berichterstattung die Stimmung im Lande zu kippen, und den Menschen die Lehre nach zwei verlorenen Weltkriegen aus dem vorigen Jahrhundert: Nie wieder Krieg, auszutreiben. "Absurd" nennt das transatlantische Sturmgeschütz am Ende des Artikels, das Ergebnis einer anderen Umfrage, wonach 17 Prozent der Deutschen die USA als "größte Bedrohung für den Weltfrieden" bezeichnen und ihnen damit den ersten Platz auf der unrühmlichen Rankingliste zuweisen.

Ich meine, es zeugt, trotz monumentaler medialer Kriegshetze gekaufter Schreiberlinge, für ein hohes Maß an alternativer politischer Meinungsbildung, jenseits der Mainstream, die erwartungsgemäß nicht den Beifall des Hamburger US-Botenblattes findet, das sich darüber beklagt, dass die USA damit weit vor Iran, Syrien und Nordkorea liegen. Die Jüngeren in Deutschland sind noch deutlicher und 25 Prozent weisen den USA den unrühmlichen ersten Platz als "größte Bedrohung für den Weltfrieden" zu. Was immer man von den politischen Verhältnissen in Iran, Syrien und Nordkorea hält, so sind sie es die vom Westen bedroht werden, nicht umgekehrt. Und im Fall Syrien haben die Vereinigten Staaten nicht die geringste Scham die von den Golfstaaten eingesetzten Qaida-Banden zur Stürzung einer ausländischen Regierung mit Rat, Tat und Waffen zu unterstützen. Trotz aller Versuche hiesiger Journaillen nicht wahrheitsgemäß über die Hintergründe zu berichten, unterlassen sie es nicht jetzt schon wieder ungeprüft Meldungen von Human Rights Watch zu verbreiten, die die Assad-Regierung beschuldigen Bulldozer als Kriegswaffen einzusetzen. So tendenziös und verlogen waren die Journaillen schon bei dem Giftgas-Einsatz, den auch "Experten" von Human Rights Watch syrischen Regierungstruppen "so gut wie sicher" in die Schuhe schieben wollten. Heute wissen wir, dass
die mit Al Qaida verbündeten "Rebellen" und ihre amerikanischen, französischen, britischen und saudischen Geldgeber jedoch allen Grund dafür hatten, ein solches Verbrechen zu begehen - und waren durchaus dazu in der Lage -, um eine direkte Intervention des Westens zu rechtfertigen. WSWS
Im Übrigen sind NGO:s wie Human Rights Watch mit äußerster Vorsicht zu genießen. Mit Hilfe von NGO-Tarnorganisationen können jederzeit und überall auf der Welt "Aufstände" gegen missliebige Regierungen angezettelt werden; gerade in Ländern, die sich der von der Wall Street und dem Pentagon verordneten "Neuen Weltordnung" widersetzen, finden sich immer genügend Leute, die sich mit Bargeld, Versprechungen, i-Pads, i-Phones oder auch nur mit Nahrungsmitteln für eine "Revolution" gewinnen lassen.

Knut Mellenthin schreibt heute in der jungen Welt, dass Obama während seiner bisherigen Amtszeit weltweit mehr als 3000 Menschen bei 390 Angriffen unbemannter Flugkörper töten ließ. Keiner wurde je vor ein ordentliches Gericht gestellt wo zweifelsfrei eine Schuld der Ermordeten festgestellt wurde, die irgendeine Verurteilung rechtfertigen würde. Nur die Einschätzung von im verborgenen arbeitenden Spionagemaulwürfen und grünes Licht von Obama genügen, um ganz unrechtstaatlich Tausende Menschen in fremden Ländern vom Leben zum Tod zu befördern. Das geschieht weder in Iran, Syrien noch Nordkorea.

Auch gegenüber der eigenen Bevölkerung ist die herrschende Klasse der Vereinigten Staaten von Nordamerika nicht zimperlich Waffen zur Anwendung kommen zu lassen. In einem weiteren Artikel der jungen Welt, erfahren wir:
"in den USA hätten Polizisten seit dem 11. September 2001 »mehr als 5000 Zivilisten getötet«. Katie Rucke, freie Autorin des Magazins, greift angesichts der bewaffneten Gewalt des Polizeiapparats gegenüber der eigenen Bevölkerung zu dem Vergleich, daß seit »9/11« ebenso viele US-Bürger in ihrer Heimat zu Tode gekommen sind wie US-Soldaten an der Front im Irak-Krieg. Sie folgert: »Statistisch gesprochen sollten US-Amerikaner mehr Angst vor der Polizei als vor ›Terroristen‹ haben«."jW

FH

Zum Thema:
junge Welt: Massenmord per Drohne.....
junge Welt: Wenn Cops Killer werden.....
Gegenmeinung: Die Ukraine: Ein Staat im Osten, den die NATO gern vereinnahmen möchte.....

Feldlager Bayrischer Hof: 50. NATO-Kriegskonferenz

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Bild: Bayrischer Hof München,
Wikimedia, Public domain
Die harten Hunde der herrschenden Klasse mögen es eher luxuriös. Es schwadroniert und dröhnt sich besser in der Luxusherberge Bayrischer Hof, weit entfernt vom ehemaligen Feldlager Kunduz, wo Dröhner zu Mördern wurden und mit einem Luftangriff im September 2009, etwa fünfzehn Kilometer südlich der Stadt Kunduz, an die 150 Menschen, die meisten wohl Zivilisten und Kinder, was man aber offiziell nicht so genau wissen (will), in den Tod bombardierte. Das sind die realen Resultate für den gemeinen Mann/Frau/Kind, die am Ende von sogenannten "Sichherheitskonferenzen", hinten rauskommen.

Im Übrigen wird die Welt zum Wohle der herrschenden Klassen aufgeteilt, und Witali Klitschko, von der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgebildeter und gesponserter ukrainischer "Revolutionär", aber Halloooo doch, ist noch vor der Verteilung der Beute zur Teilnahme an der illustren Runde im Feldlager Bayrischer Hof, eingeladen worden. Klar, Klitschko ist ein harter Knochen, der in seiner Karriere mehr austeilte als einsteckte, so ganz nach dem Geschmack "demokratischer" Weltenlenker. Einziger Makel auf seiner Weste: Er hat noch nie eine demokratische Wahl in der Ukraine gewonnen. Drei Mal kandidierte er und drei Mal verlor er die Wahlen. Was ausländische "Demokratieverbreiter" auf den Plan ruft, die so lange putschen lassen, bis gewählte Politiker entnervt aufgeben.

Klitschko, steht politisch da, wo Gasabzapferin Timoschenko aufhören musste, als sie Milliardärin geworden war. Er soll die Politik der persönlichen Bereicherung, so wie wir sie bei uns im Westen kennen, weiterführen. Die Freilassung des für Wirtschaftsverbrechen verurteilten russischen Oligarchen Chodorkowski, der es ebenfalls unter mysteriösen Umständen in kürzester Zeit schaffte, von einem Mister Nobody zum reichsten Mann Russlands aufzusteigen, empfahl er dem ukrainischen Präsidenten Janukowitsch als Vorbild, um die ebenfalls rechtskräftig verurteilte Timoschenko freizulassen. Auf die warten allerdings noch weitere Prozesse, die bei dem kapitalistischen Rechtsverständnis zum Eigentum, dann wohl unter den Teppich gekehrt werden müssten. Für einen geringen Bakschisch sollte es nicht schwer sein, Richter zu finden, die den Wert des persönlichen Eigentums, höher einzuschätzen wissen als den Wert von Gemeineigentum.

Zwei F-15E beim Abwurf von JDAMüber Afghanistan 2009
Wikimedia, Public domain
Die hartnäckige westliche Kampagne in Bezug auf die Freilassung Timoschenkos und Chodorkowskis ist allein darauf zurückzuführen, dass sie dem westlichen Kapital Tür und Tor für eine Übernahme bedeutender wirtschaftlicher Interessen in der Ukraine respektive Russlands öffnen soll. Das nennt man dann: Demokratie gibt es nur mit freier Marktwirtschaft. Wobei mit Demokratie die Herrschaft weniger Reicher über die vielen Nichreichen gemeint ist. Also genau das was wir heute haben. Nur, noch mehr vom Falschen. Mit Agenda 2010, Dumpinglöhnen, Altersarmut und allem Pipapo. Und die Gewissheit, dass sich die Wohlstandsspirale immer schneller für die Mehrheit der Menschen nach unten dreht.

Die totale Verarschung ist inzwischen so weit gekommen, dass wir es bei aller Empörung über eine verbrecherische Finanzindustrie gar nicht merken, wie sehr wir sie unterstützen damit wir mit unseren Beiträgen zur Riesterrente kaputt gemacht werden können. Denn mit jedem Euro der zur "Erwirtschaftung" einer Zusatzrente in die Finanzindustrie fließt, und private Rentenversicherungen sind Teil der Finanzindustrie, hat man einen Euro mehr für Spekulationszwecke mit anderer Menschen Geld.

Der ehemalige Sozialminister Riester, gestandener Gewerkschafter und Namensgeber einer gigantischen Umverteilung von Vermögen von unten hin zur Finanzindustrie, die mit allerlei Geschwätz in die Geschichte als Riester-Rente eingegangen ist, kapierte nie auf welch losem Sand sein Name für die Illusion einer sicheren Rente bürgte.

Die Saat der von der Versicherungswirtschaft gekauften Mietmäuler der Riester-Rürup-Raffelhüschen-und-vieler-anderer Rentenlügner, ist aufgegangen. In Schweden wo man schon sehr viel länger als in Deutschland Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung in private Fonds anlegt, sinken dieses Jahr die Renten das dritte Jahr in Folge.

Aber die Schere zwischen arm und reich, breitet sich laut allen heute wohlweislich verschwiegenen "Verheißungen" des Kapitalismus immer weiter aus. In Deutschland, wie den USA und den hochgepriesenen skandinavischen "Wohlfahrtsstaaten" auch.

Merke:

"Der Krieg wird von den Herrschenden gegen die eigenen Untertanen geführt - und sein Ziel ist weder ein Sieg über Eurasien oder über Ostasien - sondern die Aufrechterhaltung der Gesellschaftsstruktur." (George Orwell)


Die Botschaft dieses Satzes von George Orwell haben die meisten noch immer nicht kapiert. Dabei ist er politisch fundamental und extrem wichtig.

FH

Menschenrechts-Geschwätz: Prima Panzer für die Saudis

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Von Uli Gellermann
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Ob´s stürmt oder schneit,
Ob die Sonne uns lacht,
Der Tag glühend heiß
Oder eiskalt die Nacht.
Bestaubt sind die Gesichter,
Doch froh ist unser Sinn,
Ist unser Sinn;
Es braust unser Panzer
Im Sturmwind dahin.

Panzerlied der Bundeswehr

Da wird sie schön lachen, die Sonne, wenn demnächst hunderte deutscher Panzer die saudische Wüste durchpflügen. Ob dann der Sinn der saudischen Opposition oder der saudischen Nachbarn sonderlich froh sein werden, ist dahingestellt. Fröhlich lachen wird sicher der Krauss-Maffei-Panzer-Konzern, denn bei etwa 800 Panzern müssen ungefähr 10 Milliarden Euro locker gemacht werden. Für die Saudis kein Problem. Das saudische Königreich zahlt pünktlich und ist auch sonst großzügig: Noch im März letzten Jahres hat es der Nachbardiktatur in Bahrein mal eben mit Soldaten und Waffen ausgeholfen, um Proteste unterdrückter Minderheiten niederzuschlagen: Tote, Verletzte und Misshandelte waren das Ergebnis. Von Protesten der EU oder gar der Bundesrepublik ist nichts bekannt geworden.

Amnesty International stellt der saudischen Diktatur ein prägnantes Zeugnis aus: "Die Situation in Saudi-Arabien war nach wie vor von schweren Menschenrechtsverletzungen geprägt", schreibt die Organisation im jüngsten Bericht. Folterungen, Auspeitschen von Frauen und die Todesstrafe für Homosexuelle stehen nach wie vor auf der Tagesordnung. Gegen Saudi-Arabien ist die Ukraine, jüngst wesentliches Ziel der regierungsamtlichen Menschenrechtsdebatte, ein Paradies demokratischer Freiheiten. Zu den Merkel-Sätzen von zeitloser Schönheit gehört auch folgender: "Wir reden auch viel über die unveräußerlichen Menschenrechte." Allerdings sagt sie auch: "Saudi-Arabien ist ein Land von "großer strategischer Bedeutung." Unter diesen erschwerten Bedingungen können die Menschenrechte dann doch mal veräußert werden: Bei 10 Milliarden Euro wird auch die stärkste Frau schwach.

Zumal weiß der berühmte Roderich Kiesewetter, Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, dass es bei dieser Panzerlieferung auch um den Schutz Israels ginge: "Dort billigt man den Verkauf nicht nur, sondern wünscht ihn sich ausdrücklich!" Das macht Sinn: Erst atomwaffenfähige U-Boote aus Deutschland, die immer an den israelischen Grenzen auf- und ab patrouillieren damit Israel geschützt bleibt, und jetzt noch deutsche Panzer, die bereits an der saudischen Grenze Israel vor allerlei Überfällen schützen. Und außerdem: Wann immer eine israelische Regierung Waffenlieferungen für ein Schweinesystem billigt, tritt die deutsche Staatsräson in Kraft: Was Israel tut, ist wohl getan.

Gott sei Dank haben wir eine Opposition: Der grüne Trittin soll wegen der Saudi-Panzer mit den Fäusten auf den Tisch geschlagen haben und vom sozialdemokratischen Gabriel sei ein hartes: "So geht es aber nicht!" zu hören gewesen. Beide waren enge Sympathisanten der Schröder-Fischer Regierung. Die hatte beim Waffenhandel mit Saudi-Arabien 1999 klein angefangen: Zunächst wurden nur für 26,1 Millionen Euro Waffen an die Diktatur geliefert. Bis zum Jahr 2004 stiegen die Waffenlieferungen an die Saudis in der Regierungszeit von Kanzler Gerhard Schröder dann auf fast 60 Millionen Euro an. An Protesten aus den rot-grünen Regierungs-Reihen kann sich keiner erinnern. Wer eine solche Opposition hat, der braucht keine Regierung mehr.

"Protects your mission", steht über der Website der Panzer-Dealer Krauss-Maffei (KMW). Es müssen fraglos noch viele Völker auf der Welt missioniert werden. Gern auch, damit sie sich an westliche Menschenrechtsstandards gewöhnen. Es sind jene Standards, die der Westen so erfolgreich in Afghanistan und Libyen verbreitet hat. Protectorate, die das Glaubensbekenntnis der in München beheimateten Firma besser nachbeten sollten: "Die Besatzung steht im Mittelpunkt" und nicht diese Randvölker, die dann zum Opfer der "anspruchsvollsten Missionen" werden.

Doch selbst die Familien-Eigentümer von Krauss-Maffei sind sich keineswegs einig, ob sie das Saudi-Geschäft überhaupt wollen. "Ich halte das für nicht verantwortlich", sagte der KMW-Miteigentümer Burkhart Braunbehrens. Er hat an Bundespräsident Joachim Gauck geschrieben: Dieser solle sich dafür einsetzen, "dass der Deal mit Saudi-Arabien nicht zustande kommt". Eine Antwort des Bundespräsidenten steht noch aus.

Eine gewisse Skepsis findet sich auch im Bundeswehrlied zum Panzerfahren. Gegen Ende wird der Text bedenklich pessimistisch:

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Und läßt uns im Stich
Einst das treulose Glück,
Und kehren wir nicht mehr
Zur Heimat zurück,
Trifft uns die Todeskugel,
Ruft uns das Schicksal ab,
Ja Schicksal ab,
Dann wird uns der Panzer
Ein ehernes Grab.

In seiner Güte hatte Bundespräsident Gauck bei seiner Rede vor der Führungsakademie der Bundeswehr schon daran erinnert, dass Kriege nicht selten den Tod zur Folge haben: "Und noch viel weniger gerne denken wir daran, dass es wieder deutsche Gefallene gibt," gut, dass er die toten Ziegenhirten nicht erwähnt hat und die Deutschen statt dessen mahnt: "das ist für unsere glückssüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen."


Dieser Artikel erschien am 19. Juni 2012 auf Ulrich Gellermanns Plattform für Nachdenker und Vorläufer, RATIONALGALERIE, wovon ich ihn, mit seinem Einverständnis, übernommen habe. Danke.

Ganz aktuell zum Thema:
Prima Schiffe für die Saudis
Rüstungsexporte: Regierung fördert Deal mit Saudi-Arabien.....

Willkommen im Irrenhaus

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Autor: Chris Hedges
truthdig, 30. April 2012
Übersetzung: Einar Schlereth
Wenn Zivilisationen zu sterben beginnen, dann drehen sie durch. Lasst das Eis in der Arktik schmelzen. Lasst die Temperaturen steigen. Lasst die Luft, den Boden und das Wasser vergiften. Lasst die Wälder sterben. Lasst die Meere von Leben geleert werden. Lasst einen nutzlosen Krieg nach dem anderen geführt werden. Lasst die Massen in extreme Armut und ohne Arbeit geschleudert werden, während die Eliten, trunken von Hedonismus, riesige Schätze durch Ausbeutung, Spekulation, Betrug und Diebstahl anhäufen. Die Wirklichkeit wird am Ende zum Durchbruch kommen.Wir leben in einer Zeit, wo die Nachrichten aus Snookis Schwangerschaft bestehen, aus Hulk Hogans Sexbändern und Kim Kardashians Leugnung, dass sie die nackte Frau sei, die Eier auf einem Foto kocht, das im Internet zirkuliert. Politiker, Präsidenten eingeschlossen, treten in Comedy Shows spät abends auf, um Witze zu reißen und führen Wahlkampagnen mit Themen, wie etwa, eine Mondkolonie zu gründen. „Zu Zeiten, wo ein neues Blatt aufgeschlagen wird,“ schrieb Louis-Ferdinand Céline in „Von einem Schloss zum anderen“, „wenn die Geschichte alle Irren zusammenführt, öffnet sie ihre Epischen Tanzhallen! Hüte und Köpfe im Wirbelwind! Die Höschen über Bord!“

Das Streben einer bankrotten Elite in den letzten Tagen des Imperiums, immer größeren und größeren Reichtum anzuhäufen, wie Karl Marx bemerkte, ist die Version eines primitiven Fetischismus der modernen Gesellschaft. Dieses Streben, da es immer weniger auszubeuten gibt, führt zu einer zunehmenden Unterdrückung, zunehmenden menschlichen Leiden, einem Kollaps der Infrastruktur und am Ende zum kollektiven Tod. Es sind die sich selbst Täuschenden, jene an der Wall Street oder unter der politischen Elite, jene, die uns unterhalten und informieren jene, denen die Fähigkeit fehlt, die Begierden in Frage zu stellen, die unsere Selbst-Vernichtung garantieren, die als Exemplare von Intelligenz, Erfolg und Forschritt gepriesen werden. Die Weltgesundheitsorganisation kalkuliert, dass eine von vier Personen in den USA unter chronischer Angst, Gemütsstörung oder Depression leidet – was für mich eine normale Reaktion zu sein scheint auf unserem Marsch zum kollektiven Selbstmord. Willkommen im Irrenhaus.

Wenn die grundlegendsten Elemente, die das Leben erhalten, zur Geldware werden, hat das Leben keinen eigentlichen Wert. Die Auslöschung „primitiver“ Gesellschaften, die durch Animismus und Mystizismus definiert wurden, die den zentralen Wert menschlicher Vorstellungskraft respektierten, beseitigte das einzige ideologische Gegengewicht zu einer selbstverschlingenden kapialistischen Ideologie. Jene, die vormoderne Religionen hatten wie die Indigenen Amerikas, die sich dem Leben in der Gemeinschaft und Selbsthingabe widmeten statt dem Raffen und Lohnausbeutung, konnten nicht eingegliedert werden in die Ethik der kapitalistischen Ausbeutung, dem Kult des Selbst und der Lust auf imperiale Expansion. Das Prosaische stand dem Allegorischen gegenüber. Statt dem Kollaps des Ökosystems des Planeten entgegenzurasen, müssen wir diese ältere Vision vom Leben wiederherstellen, wenn wir überleben wollen.

Der Krieg gegen die indigenen Amerikaner, wie die Kriege der Kolonialisten in der ganzen Welt, wurden nicht nur geführt, um Völker auszulöschen sondern auch eine konkurrierende Ethik. Die ältere Form der menschlichen Gemeinschaft war antithetisch und feindlich gegenüber dem Kapitalismus, dem Primat des technologischen Staates und den Forderungen des Imperiums.

Dieser Kampf zwischen Glaubenssystemen ist Marx nicht entgangen. „Die Ethnologischen Notizbücher von Karl Marx“ enthalten eine Serie von Beobachtungen, die aus der Lektüre von Marx der Werke von Historikern und Anthropologen stammten. Er machte Notizen über Traditionen, Praktiken, Sozialstruktur, ökonomische Systeme und Glaubens-Vorstellungen zahlreicher indigener Kulturen, die ihrer Zerstörung entgegensahen. Marx notierte geheime Details über die Bildung von der Einheimischen Amerikanischen Gesellschaft, aber auch, dass „das Land im gemeinsamen Besitz der Stämme war und Wohnhäuser im gemeinsamen Besitz ihrer Bewohner“. Er schrieb von den Azteken und ihrem „Land in Gemeinde-Besitz; dem Leben in großen Haushalten, die aus einer Anzahl verwandter Familien bestanden“. Er fuhr fort, „ … Gründe anzunehmen, dass sie in den Haushalten den Kommunismus praktizierten“. Die indigenen Amerikaner, besonders die Irokesen, lieferten das Regierungsmodell für die 'Union der amerikanischen Kolonien' und waren auch wichtig für die Vision von Marx und Engels vom Kommunismus.

Marx, obwohl er einen naiven Glauben an die Macht des Staates hatte, seine Utopie der Arbeiter zu schaffen und wichtige soziale und kulturelle Kräfte außerhalb der Ökonomie nicht berücksichtigte, war sich sehr bewusst, dass etwas Wesentliches für die menschliche Würde und Unabhängigkeit verlorenging mit der Zerstörung der vor-modernen Gesellschaften. Der Irokesenrat der Gentes, wo die Indianer zusammenkamen, um gehört zu werden wie es die alten Athener taten, war, wie Marx notierte, eine „demokratische Versammlung, wo jedes erwachsene männliche und weibliche Mitglied eine Stimme hatte in allen Fragen, die vorgebracht wurden“. Marx lobte die aktive Teilnahme der Frauen an den Stammesangelegenheiten und schrieb „Den Frauen [war] es erlaubt, ihre Wünsche und Meinungen durch eine Sprecherin ihrer Wahl auszudrücken. Entscheidungen traf der Rat. Einstimmigkeit war das grundlegende Gesetz der Handlung bei den Irokesen“. Die europäischen Frauen auf dem Kontinent und in den Kolonien hatten keine solche Macht.

Bild: Slum-Bewohner in Jakarta
Wikimedia, Public domain
Die Wiederherstellung dieser älteren Vision der Gemeinschaft, die auf Kooperation statt Ausbeutung gegründet ist, wird für unser Überleben ebenso wichtig sein wie die Änderung unserer Konsummuster, der örtliche Anbau von Nahrung und Beendigung unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die vormoderne Gesellschaften von Sitting Bull und Crazy Horse – obwohl sie nicht immer idyllisch waren und Akte der Grausamkeit wie Verstümmelung, Folter und Hinrichtung von Gefangenen begingen – ordneten nicht das Heilige dem Technischen unter. Die Gottheiten, die sie verehrten, waren nicht außerhalb oder getrennt von der Natur.

Die europäische Philosophie des 17. Jh. und die Aufklärung verherrlichten jedoch die Trennung der Menschen von der natürlichen Welt, ein Glaube, der auch von der Bibel geteilt wird. Die natürliche Welt zusammen mit jenen vormodernen Gesellschaften, die in Harmonie mit ihr lebten, wurden von der industriellen Gesellschaft der Aufklärung nur der Ausbeutung für wert gehalten. Descartes argumentierte z. B., dass die volle Ausbeutung der Materie für jedweden Gebrauch die Pflicht der Menschheit wäre. Die Wildnis wurde, in der religiösen Sprache der Puritaner, satanisch. Sie musste christianisiert und unterworfen werden. Die Durchsetzung der technischen Ordnung resultierte, wie Richard Slotkin in „Regeneration Through Violence“ (Regenerierung durch Gewalt) schreibt, in der Vorrangstellung des „westlichen Karrieremannes, des Spekulanten und des fragwürdigen Bankers“. Davy Crockett und später George Armstrong Custer, bemerkt Slotkin, wurden „nationale Helden, indem sie nationale Ziele definierten im Sinne von soundsovielen Bären getötet, soundsoviel Land erworben und soundsoviele Bäume gefällt, soundsoviele Indianer und Mexikaner in den Staub gelegt“.

Das irrsinnige Projekt der endlosen kapitalistischen Expansion, des verschwenderischen Konsums, der sinnlosen Ausbeutung und des industriellen Wachstums ist jetzt am Implodieren. Die Abzocker der Multis sind ebenso blind für die Auswirkungen ihrer selbstzerstörerischen Wut wie Custer, die Goldspekulanten und die Eisenbahnmagnaten es waren. Sie rissen das indianische Land an sich, töteten seine Bewohner, metzelten die Büffelherden nieder und fällten die Wälder. Ihre Erben führen Kriege im ganzen Nahen Osten, verschmutzen die Meere und die Wassersysteme, vergiften die Luft und die Böden und spielen mit Rohstoffen, während der Globus in furchtbare Armut und Elend versinkt. Das Buch der Offenbarung definiert diese unbeirrbare Gier nach Profit als Übergabe der Autorität an das „Ungeheuer“.

Die Verschmelzung von technologischen Erfolgen mit dem menschlichen Fortschritt führt zur Selbst-Anbetung. Vernunft macht Berechnungen möglich, Wissenschaft und technologische Erfolge der industriellen Zivilisation, aber Vernunft verbindet uns nicht mit den Kräften des Lebens. Eine Gesellschaft, die die Fähigkeit für das Heilige verliert, der die Macht der menschlichen Vorstellungskraft fehlt, die keine Empathie empfindet, sichert letztlich ihre eigene Zerstörung. Die indigenen Amerikaner verstanden, dass es Mächte und Kräfte gibt, die wir niemals kontrollieren können und verehren müssen. Sie wussten, wie die alten Griechen, dass Selbstüberschätzung der tödlichste Fluch der menschlichen Rasse ist. Dies ist eine Lektion, die wir wahrscheinlich für uns lernen müssen auf Kosten von ungeheurem Leiden.

In William Shakespeares „Der Sturm“ ist Prospero auf einer Insel gestrandet, wo er zum unbestrittenen Herrn und Meister wird. Er versklavt das primitive „Monster“ Caliban. Er wendet die magischen Machtquellen an, die im Geist Ariel verkörpert sind und die aus Feuer und Luft bestehen. Die Kräfte, die in der Wildnis der Insel entfesselt wurden, das wusste Shakespeare, könnten zu unserem Nutzen sein, wenn wir die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und Ehrfurcht hätten. Aber sie können uns auch zum monströsen Bösen treiben, da es kaum Hemmungen gibt, Plünderung, Vergewaltigung, Mord, Gier und Macht zu zügeln. Später sollte Joseph Conrad in seinen Portraits der Vorposten des Imperiums denselben giftigen Rausch mit Barbarei gleichsetzen.

Der Anthropologe Lewis Henry Morgan, der 1846 von den Seneca, eins der fünf Völker des Irokesenverbundes, „adoptiert“ wurde, schrieb in „Ancient Society“ über die soziale Evolution unter amerikanischen Indianern. Marx notierte zustimmend in seinen „Ethnologischen Notizbüchern“, die Betonung von Morgan der historischen und sozialen Bedeutung der „Vorstellungskraft, die große Fähigkeit, die so viel zur Erhebung der Menschheit beigetragen hat“. Die Vorstellungskraft, wie der Shakespeare-Schüler Harold C. Goddard hervorhob, „ist weder die Sprache der Natur noch die Sprache des Menschen, sondern beides gleichzeitig, das Medium der Kommunion der beiden … Die Vorstellungskraft ist die Elementarsprache in jeder Hinsicht, die erste und die letzte, des primitiven Menschen und der Dichter.“

Alles, was mit Schönheit und Wahrheit zu tun hat, mit den Kräften, die die Kraft haben, uns zu verändern, werden stetig von dem Staat der Multis zerstört. Kunst. Erziehung. Literatur. Musik. Theater. Tanz. Poesie. Philosophie. Religion. Journalismus. Keine dieser Disziplinen ist im korporativen Staat der Unterstützung oder der Vergütung wert. Dies sind Aktivitäten, die selbst an unseren Universitäten als unpraktisch verdammt werden. Aber es ist gerade durch dies Unpraktische, durch das unsere Vorstellungskraft gestärkt wird, wordurch wir als Spezies gerettet werden können. Die prosaische Welt der Nachrichten, das Sammeln von wissenschaftlichen und faktischen Daten, Börsen-Statistiken und das sterile Aufzeichnen von Taten als Geschichte erlaubt uns nicht, die elementare Sprache der Vorstellungskraft zu verstehen. Wir werden niemals in das Mysterium der Schöpfung eindringen oder den Sinn der Existenz, wenn wir nicht diese ältere Sprache wiederentdecken. Poesie zeigt dem Menschen seine Seele, schrieb Goddard, „wie ein Spiegel das Gesicht“. Und es sind unsere Seelen, die die Kultur des Imperialismus, des business und der Technologie zu zerstören sucht.

Walter Benjamin
sagte, dass der Kapitalismus nicht nur eine „von Religion bedingte“ Einrichtung ist, sondern ein „wesentlich religiöses Phänomen“ sei, wenn auch eines, das nicht mehr versucht, die Menschen mit den geheimnisvollen Kräften des Lebens zu verknüpfen. Der Kapitalismus, wie Benjamin bemerkte, fordert die menschlichen Gesellschaften auf, unaufhörlich und vergeblich nach Geld und Gütern zu streben. Dieses Streben, warnte er, verewigt eine Kultur, die von Schuld beherrscht wird, einem Gefühl von Ungenügen und Selbsthass. Sie versklavt beinahe alle ihre Anhänger durch Löhne, Unterwürfigkeit gegenüber der Warenkultur und Schuldknechtschaft. Das Leiden der indigenen Amerikaner, als die Expansion nach Westen beendet war, mussten bald auch andere erdulden, in Kuba, den Philippinen, Nicaragua, der Dominikanischen Republik, Vietnam, Irak und Afghanistan. Des Schlusskapitel dieses traurigen Experiments der menschlichen Geschichte wird uns geopfert sehen, so wie jene am Rande des Imperiums geopfert wurden. Darin liegt eine Art von Gerechtigkeit. Wir profitierten als Nation von dieser irrsinnigen Vision, wir blieben passiv und schweigend, als wir diese Verbrechen in unserem Namen hätten verurteilen sollen, und jetzt, wo das Spiel zu Ende geht, gehen wir alle gemeinsam unter.


Zum Thema:
Nachtwandler: Die Ukraine und die Wiedergeburt des Faschismus in Europa.....
Nachtwandler: Von Schuldenmachern und Steuerbetrügern.....

Die Geister, die ich rief, werd ich nicht mehr los

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Abbildung etwa 1882 von Ferdinand Barth
Wikimedia, public domain
Die Vorratsdatenspeicherung, beliebte Maßnahme der herrschenden Klasse, Untertanen im digitalen Zeitalter unter Kontrolle zu halten und fester Bestandteil des Koalitionsvertrages zwischen führenden deutschen Kriegsparteien, hat dankenswerterweise Sand im Getriebe.

Seitdem durch Edgar Snowdens Aufklärung, Vermutungen zur Gewissheit wurden, regen sich die deutschen Statthalter des Imperiums furchtbar auf. Jetzt wo sie vor aller Welt mit heruntergelassenen Hosen eingestehen müssen, was schon lange kein Geheimnis mehr war: „Die USA haben keinen Respekt vor einem loyalen Bündnispartner und der Souveränität unseres Landes,“so Ex-Kanzler Schröder. (Übrigens genauso wenig Respekt, wie Deutschland sie vor Ukraines Souveränität hat). Das die Wall Sreet Regierung das nie hatte, ist ihm anscheinend entgangen. Warum sollte sie auch? Schließlich dient doch die westliche "W(ä)rtegemeinschaft" ein und derselben Herrschaftselite. Der Herrschaft des großen Geldes. Mit zahlreichen US-Militärbasen, Atomwaffen inklusive, vor Ort. Nur vorgestellt hatte man es sich etwas anders.

Überwachung und Kontrolle sollten nur auf den eigenen Pöbel angewandt werden. Kanzler, Ministerpräsidenten und andere weisungsgebundene Stellvertreter Washingtons in Europa, so die allgemeine Auffassung, seien vor NSA-Ausspähungen geschützt. Man nimmt wohl nicht völlig unbegründet an, auf der "richtigen" Seite der "Datensammler" zu stehen. Auf der Seite derer die sammeln und nicht auf der Seite derjenigen über die gesammelt wird. Das erklärt auch das hilflose Gestammel der Noch-Kanzlerin Merkel, als sie bei Bekanntwerdung der ersten NSA-Späherfolge, wo es "nur" um die millionenfache, wahllose Massenüberwachung der Bürger ging, und noch nicht um Merkels Handy. In einem ZEIT-Interview verteidigte sie danals vehement die Massen-Abhörerei von Telefonaten deutscher Bürger, da sie für deren eigene Sicherheit unerlässlich sei. Hoppla! Wenn daraus nicht die frühe Stasi-Prägung aus DDR-Zeiten spricht.

Standorte der US Army in Deutschland (2008)
Wikimedia, Public domain
Ihr dünnlippiges: „In Deutschland gilt deutsches Recht,“ hinterließ nur betretenes Schweigen.

Danach kam nichts mehr, auch keine "Entschuldigung" aus Washington, wie viele transatlantische Horrorblätter hofften.

Merkel durfte Kerry letztens zu einem zehnminütigen Fototermin vor der 50. NATO-Kriegskonferenz in München auf der Treppe des Kanzleramtes empfangen. Das wars dann auch schon.

Ein anderer Riesenpolitiker im Lande, der Bundespfaffe aus Rostock, kraftmeierte ziemlich intelligenzbefreit auf der NATO-Kriegskonferenz über die Rolle Deutschlands in der Welt.

Einen Tag nach seinem Deutschland-wieder-mehr-Verantwortung-in-der-Welt-übernehmen-Geschwätz tickerte prompt ein deutscher Menschenrechts-Deal mit dem Menschenrechtsstaat Saudi-Arabien über die Ticker der deutschen Rüstungsindustrie:"Mehr als hundert Militärboote sollen aus Deutschland nach Saudi-Arabien verkauft werden. Die Bundesregierung will den Deal mit einer Hermes-Bürgschaft belegen - mit rund 1,4 Milliarden Euro".


Alles sauber, edel und von "hoher beschäftigungspolitischer Bedeutung". Wer hat Gaucks Geschwätz eigentlich zu Papier gebracht?

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! (Goethe)

FH

Die Vereinigten Staaten, die ersten globalen Finanziers des Terrorismus

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Von Thierry Meyssan, voltairenet.org
Übersetzung: Horst Frohlich
Seit dem Krieg in Afghanistan gegen die Sowjets haben viele Autoren die Rolle der USA in der Finanzierung des internationalen Terrorismus hervorgehoben. Bis heute waren es jedoch nur geheime, nie von Washington damals anerkannte Aktionen. Ein entscheidender Schritt wurde mit Syrien erreicht: Der Kongress stimmte für die Finanzierung und Bewaffnung von zwei Organisationen, die Al-Kaida vertreten. Was bis jetzt ein offenes Geheimnis war, wird die offizielle Politik des "Landes der Freiheit": Der Terrorismus.
Die erste Woche der Friedens-Konferenz Genf 2 war voller plötzlich neu auftretender Entwicklungen. Leider wurde die westliche Öffentlichkeit nicht darüber informiert, Opfer der Zensur, die sie unterdrückt.

Das ist in der Tat das größte Paradox dieses Krieges: die Bilder sind das Gegenteil der Realität. Laut den internationalen Medien besteht der Konflikt aus einerseits, um Washington und Riyad gruppierte Staaten, die behaupten, die Demokratie zu verteidigen und den weltweiten Kampf gegen den Terrorismus zu führen, und andererseits aus Syrien und seinen russischen Verbündeten, die durch die Diffamierung - Diktaturen zu sein und Umgang mit Terrorismus zu pflegen -, sich mehr und mehr gehemmt fühlen.

Wenn jeder sich auch bewusst ist, dass Saudi-Arabien keine Demokratie, sondern eine absolute Monarchie ist, die Tyrannei einer Familie und einer Sekte über ein ganzes Volk darstellt, genießen die Vereinigten Staaten aber das Image einer Demokratie und besser noch, das des "Land der Freiheit".

Bild: Wikimedia, public domain

Unter Verletzung der Resolutionen 1267 und 1373 des
Sicherheitsrats hat der Kongress der Vereinigten Staaten für
die Finanzierung und Bewaffnung der al-Nusra Front und des
islamischen Emirats in Irak und in der Levante gestimmt, zwei
Organisationen unter Kontrolle der Al-Qaida und als
 "Terroristen" von den Vereinten Nationen eingestuft.
Diese Entscheidung gilt bis zum 30. September 2014.
Nun wurde die wichtigste Nachricht der Woche in allen Mitgliedstaaten der NATO zensiert: Die US-Kongressabgeordneten trafen sich heimlich, um der Finanzierung und Bewaffnung der "Rebellen in Syrien" bis zum 30. September 2014 zuzustimmen. Sie haben richtig gelesen. Der Kongress hält geheime Treffen, von denen die Presse nicht das Recht hat, zu sprechen. Deshalb wurde die ursprünglich von der britischen Agentur Reuters veröffentlichte Nachricht [1], gewissenhaft von allen gedruckten und audiovisuellen Medien in den Vereinigten Staaten und von den meisten Medien in Westeuropa und dem Golf ignoriert. Nur die Bewohner des "Rests der Welt" waren berechtigt, die Wahrheit zu erfahren.

Meinungsfreiheit und das Recht der Bürger zu Informationen sind jedoch Voraussetzung für Demokratie. Sie werden besser in Syrien und in Russland respektiert, als im Westen.

Da niemand das vom Kongress verabschiedete Gesetz gelesen hat, ist unbekannt, was es genau beinhaltet. Es ist jedoch klar, dass die genannten "Rebellen" nicht danach streben, den syrischen Staat zu stürzen, - sie haben schon darauf verzichtet - ihn aber „ausbluten" wollen. Deshalb verhalten sie sich nicht wie Soldaten, sondern wie Terroristen. Sie haben nochmal richtig gelesen: die USA, angebliche Opfer von Al-Kaida am 11. September 2001 und seither die Anführer des "globalen Krieges gegen Terror", finanzieren das Zentrum des internationalen Terrorismus, wo offiziell Al Kaida- untergeordnete Organisationen (al-Nusra Front und die islamische Emirat Irak und der Levante) wüten. Es ist kein obskures Manöver der Geheimdienste, sondern eher ein vollständig akzeptiertes Gesetz, auch wenn es hinter verschlossenen Türen angenommen wurde, um der Propaganda nicht zu widersprechen.

Andererseits ist es unklar, wie die westliche Presse, die seit 13 Jahren behauptet, dass Al-Kaida der Autor von den Anschlägen des 11. September sei und die Enthebung des Präsidenten George W. Bush an diesem Tag durch das Militär totschweigt, diese Entscheidung ihrem Publikum erklären könnte. In der Tat ist das US-Verfahren der "Continuity of Government" (CoG) auch durch Zensur geschützt. So hat der Westen an diesem 11. September nie erfahren, dass die Macht von den Zivilisten auf das Militär übergegangen war, und zwar von 10h morgens bis zum Abend, und dass während dieses ganzen Tages die Vereinigten Staaten von einer geheimen Autorität, im Verstoß gegen ihre Gesetze und ihre Verfassungen, regiert wurden.

Während des Kalten Krieges finanzierte die CIA den Schriftsteller George Orwell, als er sich die Diktatur der Zukunft ausdachte. Washington dachte so, das Bewusstsein für die Bedrohung durch die Sowjetunion zu erwecken. Aber in Wirklichkeit glich die UdSSR nie dem Alptraum von ’1984’, während die Vereinigten Staaten seine Inkarnation wurden.

Barack Obamas alljährliche Ansprache über den Stand der Union hat sich somit in eine außergewöhnliche Lügen-Übung verwandelt. Vor den 538 Mitgliedern des Kongresses, die ihn stehend applaudieren, erklärte der Präsident: "eine Sache wird sich nicht ändern: unsere Entschlossenheit, um sicherzustellen, dass die Terroristen keine weiteren Angriffe gegen unser Land unternehmen." Und noch: "In Syrien werden wir die Opposition unterstützen, die die terroristischen Netzwerke ablehnt".

Als jedoch die Genf 2 Delegation von Syrien der Delegation, die die "Opposition" vertreten sollte, einen Vorschlag machte, der ausschließlich auf Grundlage der Resolutionen 1267 und 1373 des Sicherheitsrats beruhte, d.h. den Terrorismus verurteilte, wurde er von ihr ohne den geringsten Protest von Washington abgelehnt. Und aus gutem Grund: die Vereinigten Staaten sind der Terrorismus, und die Delegation der "Opposition" erhält ihre Aufträge direkt von Botschafter Robert S. Ford, an Ort und Stelle.

Robert S. Ford ist der ehemalige Assistent von John Negroponte im Irak. In den frühen 1980er Jahren hatte Negroponte die nicaraguanische Revolution angegriffen, indem er Tausende von Söldnern anheuerte, die zusammen mit ein paar lokalen Mitarbeitern die "Contras" bildeten. Der Internationale Gerichtshof, d.h. das interne Tribunal der Vereinten Nationen verurteilte Washington für diese verheimlichte Einmischung. Dann, in den 2000er Jahren, spielten Negroponte und Ford das gleiche Szenario im Irak. Dieses Mal galt es, den nationalistischen Widerstand durch Al-Kaida vernichten zu lassen.

Während die Syrer und die Delegation der "Opposition" in Genf diskutierten, verfolgte der Präsident in Washington weiter seine Heuchelei-Manöver und donnerte im Kongress, der ihm mechanisch Beifall zollte: „Wir kämpfen gegen den Terrorismus, nicht nur mittels Geheimdienst und militärischen Operationen, sondern auch in Einklang mit der Treue zu den Idealen unserer Verfassung und beispielgebend für die Welt (...). Und wir werden weiterhin mit der internationalen Gemeinschaft arbeiten, um die Zukunft die das syrische Volk verdient zu schaffen - eine Zukunft ohne Diktatur, ohne Terror und ohne Angst.“

Der Krieg, den die NATO und der GCC dem Staat Syrien geliefert hat, hat bereits mehr als 130.000 Tote verursacht – laut dem MI6, der die Meldung der syrischen Beobachtungsstelle der Menschenrechte zitiert -, und deren Henker die Verantwortung dem Volk aufbürden, das wagt ihnen zu widerstehen, sowie auch ihrem Präsidenten Baschar Al-Assad.

Bundeswehr im Russland-Einsatz

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Während S?PD Kriegsaußenminister Steinmeier die Ukraine bereits unverfroren mit Sanktionen bedroht, falls sie sich dem EU-Übernahmeangebot weiterhin widersetzt, das u.a. die sofortige Anpassung an europäische Standards beim Handel beinhaltet, nahmen Kader der Bundeswehr, den farbenfrohen Sportdress entgegen, um als bunte "Truppe" verkleidet, an den von Gauck boykottierten OS-Spielen in Sotschi für Deutschland teilzunehmen.
"Rund die Hälfte der nach Sotschi entsandten deutschen Athleten sind von der Bundeswehr speziell geförderte "Sportsoldaten", die ausschließlich in Absprache mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in die Truppe aufgenommen werden". German Foreign Policy
Gauck waren ja dem Vernehmen nach die Rechte der Bunten in Russland nicht genügend gewährleistet. Die Einkleidung der deutschen Olympiamannschaft fand sinnigerweise im "Waffensystemunterstützungszentrum 1" der deuschen Luftwaffe im bayrischen Erding statt.

Führende B-Politiker der großen Koalition, allen voran Bundespfaffe Gauck, obwohl er selbst nicht formell Mitglied des Gruselkabinetts ist, hatten auf der 50. NATO-Kriegskonferenz in München der Welt damit gedroht, dass Deutschland bei Militäreinsätzen nicht länger Nein sagen werde. Folgerichtig breitet sich auch der größte Aufstieg des Faschismus den Europa seit dem Untergang des Dritten Reichs erlebt hat, wieder ungehemmt aus. Nun ja, was anderes war von der Konrad-Adenauer-Stiftung auch nicht zu erwarten. War doch schon der Faschismus des vorigen Jahrhunderts in Europa der Gesellschaftsmitte entsprungen. So wie sich der große Terrorjäger USA, als Finanzier und Waffenlieferant der Qaida-Banden in Syrien, entpuppt. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, angeblich Opfer von Al-Qaida am 11. September 2001 und seither weltweiter Anführer des "globalen Krieges gegen den Terror", finanzieren das Zentrum des internationalen Terrorismus, wo offiziell Al Qaida- untergeordnete Organisationen (al-Nusra Front und das islamische Emirat Irak und der Levante) wüten. Es ist kein obskures Manöver der Geheimdienste, sondern eher ein vollständig akzeptiertes Gesetz, auch wenn es hinter verschlossenen Türen angenommen wurde, um der Propaganda nicht zu widersprechen.
"Die Ankündigung der neuen Bundesregierung, die bisherige Politik der militärischen Zurückhaltung sei zu Ende, bedeutet eine historische Zäsur. Sie leitet ein neues Stadium einer aggressiven imperialistischen Außenpolitik ein.

Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den ungeheuren Verbrechen der Nazi-Diktatur erklären Berliner Spitzenpolitiker, Deutschland werde künftig in den Krisengebieten und Brennpunkten der Weltpolitik stärker und eigenständiger eingreifen als bisher – ausdrücklich auch mit militärischen Mitteln. Die Zeit, in der Deutschland militärische Abstinenz üben musste, sei endgültig vorbei.

Den Auftakt machte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in der vergangenen Woche im Bundestag. Steinmeier sagte, Deutschland sei „zu groß und zu wichtig“, als dass es sich noch länger darauf beschränken könne, die „Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren“. WSWS"

FH

Zum Thema:

Nachtwandler: Die Ukraine und die Wiedergeburt des Faschismus in Europa.....
WSWS: Die Wiederkehr des deutschen Militarismus.....
Thierry Meyssan: Die Vereinigten Staaten, die ersten globalen Finanziers des Terrorismus.....

Partizipative Ökonomie - Eine Alternative zur Dauerkrise

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Das unabhängige Nachrichtenmagazin Kontext TV hat eine neue Sendung veröffentlicht:

Sowohl die Finanz- und Wirtschaftskrise in Europa und den USA als auch die sozialen Proteste weltweit haben eine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus sowie eine Diskussion über Alternativen wieder stärker in den Fokus gerückt. Gleichzeitig sind große Teile der Bevölkerungen in Europa, aber auch in den USA unzufrieden mit dem ökonomischen System. 80 Prozent der Deutschen wünschen sich nach Umfragen ein anderes Wirtschaftssystem. 40 Prozent der US-Bevölkerung haben heute eine negative Einstellung dem Kapitalismus gegenüber. Eine Mehrheit junger Amerikaner zieht nach einer Untersuchung des Pew Research Centers Sozialismus der Marktwirtschaft vor.

Der US-Publizist, Aktivist und Ökonom Michael Albert hat bereits vor mehr als 20 Jahren ein alternatives Wirtschaftsmodell entworfen und weiter entwickelt, das er Participatory Economy – partizipatorische Ökonomie – kurz Parecon, nennt. Es stellt nicht nur eine Alternative zum Kapitalismus dar, sondern auch zu einem zentral geplanten Sozialismus. Die partizipative Ökonomie setzt an die Stelle von Besitz, ungleicher Einkommenverteilung, Arbeitsteilung und Märkten bzw. Zentralplanung partizipatorische Institutionen wie Arbeiter- und Konsumentenräte, gleichmäßige Einkommensverteilung, ausbalancierte Arbeitskomplexe und partizipatorische Planung. Damit könne man auch die „Dauerkrise“ des Kapitalismus, die alltäglich Armut und Elend selbst in Industriestaaten produziere, beheben und Solidarität und Gerechtigkeit befördern, so Albert. Die Betriebsübernahmen in Argentinien im Zuge der Wirtschaftskrise 2001 zeigten aber auch die Probleme bei der Umsetzung.

Gäste:

Michael Albert: Publizist, Aktivist und Ökonom in den USA, Mitbegründer des alternativen Verlags South End Press, des Magazins ZMag und der Internetplattform ZNet. Albert ist Autor von zahlreichen Bücher wie "Realizing Hope. Life Beyond Capitalism" und "Parecon". Er hat mit "Participatory Economics", einer partizipativen Ökonomie, ein Konzept für eine alternative Wirtschaftsform entwickelt.

Der Beitrag gliedert sich in drei Teile:

1. Was ist partizipative Ökonomie?

Bereits vor über 20 Jahren entwickelt Michael Albert ein alternatives ökonomisches System. Es stellt nicht nur eine Alternative zum Kapitalismus dar, sondern auch zu einem zentral geplanten Sozialismus und der Idee eines Bio-Regionalismus, in dem Regionen wirtschaftlich unabhängig voneinander funktionieren sollen. Das Konzept nennt sich „Participatory Economy“, partzipative Ökonomie. Anstatt Konkurrenz und Ungleichheit zu fördern stellt sie Solidarität und wechselseitige Hilfe ins Herz der Ökonomie. Um dieses Ziel zu erreichen sollten nach Albert vier alternative Institutionen geschaffen werden: Sich selbst verwaltende Arbeiter- und Konsumentenversammlungen, gleichmäßige Einkommensverteilung nach Intensität, Dauer und Belastungsgrad sozial wertvoller Arbeit, ausbalancierte Arbeitskomplexe und partizipatorische Planung. Das Ziel müsse Klassenlosigkeit sein. Partizipative Ökonomie will dabei nicht nur den Markt und die 2-Prozent-Besitzerklasse als treibende Kräfte der Wirtschaft auflösen, sondern auch die Arbeitsteilung. Die selbstverantwortlichen Tätigkeiten, auf die eine 20-Prozent-Koodiniererklasse aus Ingenieuren, Rechtsanwälten und Managern ein Monopol besäßen, müssten gleichmäßig auf die Bevölkerung verteilt werden.
Weiter 13:46 Minuten >>>

2. Der Finanzcrash und die Dauerkrise des Kapitalismus: Eine alternative Krisenbewältigung:

Auch vor der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008, dem teilweisen Zusammenbruch des Systems, habe sich der Kapitalismus in einer Krise befunden. „Der Unterschied zwischen der derzeitigen Krise und der Dauerkrise ist, dass die aktuelle Krise auch die Mächtigen und Reichen trifft. Daher wird darüber geredet und öffentlich debattiert. Daher müssen Lösungen gefunden werden. Vor dem Finanzchaos starben jedes Jahr zehn Millionen Menschen weltweit, wahrscheinlich sogar hundert Millionen an vermeidbaren Krankheiten und Hunger, obwohl das vermeidbar war“, so Albert. Das Leiden vieler Menschen, die selbst in den Industrienationen wie den USA unterhalb der Armutsgrenzen lebten, sei nicht Resultat des Finanzcrashs und des Wirtschaftsabschwungs, auch wenn diese die Situation der Ausgegrenzten verschärften. Eine wirkliche Lösung der Krise könne daher nicht darin bestehen, den status quo vor der Krise wieder herzustellen, während die Eliten ihre alten Positionen bewahrten. Das sei jedoch der Weg, den die Regierungen eingeschlagen hätten. Eine alternative Krisenbewältigung müsste tatsächliche Gerechtigkeit und Fairness anstreben. Die Entwicklung und Verwirklichung von Alternativen sei notwendig. Die Proteste und Bewegungen sollten ihre Forderungen darauf ausrichten. Weiter 05:04 Minuten >>>

3. Was wir von Betriebsübernahmen in Argentinien lernen können: Die Rückkehr der Koordiniererklasse:

Eine alternative Wirtschaftsweise in Betrieben umzusetzen stoße notwendiger Weise auf eine Reihe von Problemen, sagt Albert. Das könne man sehr gut an den hunderten Betriebsübernamen in Argentinien im Zuge der Wirtschaftskrise im Jahr 2001 sehen. Albert schildert Begegnungen mit argentinischen Arbeitern, die bankrotte Firmen übernahmen, die von ihren Besitzern und Koodinierern aus Managern, Ingenieuren und Buchhaltern verlassen wurden. Während man es schaffte, die Betriebe wieder zum Laufen zu bringen, scheiterten die „Take Overs“ gleichzeitig, eine alternative Wirtschaftsweise aufzubauen. In nur wenigen Jahren herrschten wieder Hierarchien und Entfremdungen, nun ohne Eigentümer, so die Klagen vieler Arbeiter. Der Grund dafür sei jedoch nicht, so Albert, dass die Menschen keine Alternative zuließen, sondern dass die Übernahmen weiter an Arbeitsteilung und Märkte gebunden blieben. Es gäbe zwar keine Besitzer mehr, aber eine neue Koodiniererklasse hätte das Ruder übernommen und erzeugte wieder Hierarchien, während Märkte die Ungleichheiten verstärkten. Um eine nachhaltige Änderung zu bewirken, müssten auch diese Institutionen durch Alternativen ersetzt werden, während die partizipatorischen Projekte sich gleichzeitig miteinander vernetzen und koodinieren sollten. Weiter 12:22 Minuten >>>

Mehr zum Thema:
Gegenmeinung: Die Übernahme; The Take (La Toma) - Dokumentarfilm, 2004. Mit deutschen Untertiteln. Regie: Avi Lewis, Drehbuch: Naomi Klein.....




Ist Netanjahu zurechnungsfähig?

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Von Alan Hart
Übersetzt von Ellen Rohlfs
Herausgegeben von
Fausto Giudice Фаусто Джудиче فاوستو جيوديشي
Die erweiterte und eindeutigste Aussage meiner Überschrift ist folgende: Hat Israels Ministerpräsident Netanjahu noch einen gesunden Menschenverstand und redet er wissentlich Propaganda-Unsinn über die Bedrohung von Israels Sicherheit, um die Welt einschließlich der meisten ihrer Juden zum Narren zu halten? Oder ist er unausgeglichen, geistesgestört, ja sogar klinisch verrückt? Ich frage dies, weil sein Gequatsche in Davos auf die bedeutendste Rede eines iranischen Führers nach der Revolution, die die Mullahs vor 35 Jahren an die Macht brachte, mich daran erinnerte, was mein Vater mir sagte, als ich noch sehr jung war: „ Keiner ist so blind wie derjenige, der nicht sehen will.“

Was war bei Präsident Rouhanis Rede beim jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums an Netanjahu zu sehen, ob er noch einen gesunden Menschenverstand hat?

Rouhanis Hauptbotschaft an die Region und wahrscheinlich besonders an Saudiarabien, war, dass seine Regierung sich ganz und gar darauf vorbereitet, mit allen benachbarten Ländern praktische Lösungen für eine Reihe von Problemen zu finden.

Seine Hauptbotschaft an die Welt und wahrscheinlich besonders für Präsident Obama war folgende:
„In den letzten Jahren ist eine dominante Rede wiederholt gehört worden: ‘die militärische Option liegt auf dem Tisch. ‘ Gegen den Hintergrund dieses illegalen und unwirksamen Streites, lasst mich laut und klar sagen, dass Frieden in Reichweite ist. Im Namen der Republik Iran schlage ich als ersten Schritt vor, die UN möge das Projekt WAVE (World against violence and extremism, „Die Welt gegen Gewalt und Extremismus“) bedenken: Vereinigen wir uns in WAVE. Ich lade alle Staaten ein, internationale Organisationen und zivile Institutionen, eine neue Anstrengung zu unternehmen, die Welt in diese Richtung zu lenken … Wir sollten anfangen, über eine Koalition eines anhaltenden Friedens über den ganzen Globus nachzudenken, anstelle ineffektiver Kriegs- Koalitionen in verschiedenen Teilen der Welt .“
Natürlich war Rouhani auf Charme-Offensive, und er nutzte seine Anwesenheit in Davos, um große Investoren anzusprechen. Aber meiner Ansicht nach schwächte dies nicht die Integrität seiner Vision der neuen Politik, die so nötig ist, um eine bessere Welt zu schaffen. Er war sich sicher, für die meisten Menschen überall zu sprechen, als er sagte: „Die Menschen in aller Welt haben vom Krieg, von Gewalt und Extremismus genug. Sie hoffen auf einen Wandel im Status quo.“

Seine Botschaft über die Fragen der Kernkraftnutzung war eindeutig:
„Das iranische Volk hat in den jüngsten Wahlen vernünftig und nüchtern für einen Diskurs von Hoffnung, Weitblick und wohlüberlegter Mäßigung, zu Hause wie im Ausland, gestimmt. Im Bereich der Außenpolitik, heißt es, dass der Iran als regionale Macht verantwortlich handeln will, auch hinsichtlich der regionalen und internationalen Sicherheit und bereit ist, auf diesen Gebieten beiderseitig und multilateral zusammen zu arbeiten.

Das Nuklearprogramm des Irans - und übrigens auch aller anderen Länder – muss ausschließlich für friedliche Zwecke genutzt werden. Ich erkläre hier offen und unzweideutig, dass ungeachtet der Positionen der anderen, das Ziel der islamischen Republik so gewesen ist und immer so sein wird. Nukleare Waffen oder andere Massenvernichtungswaffen haben keinen Platz in Irans Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin und widersprechen unserer fundamentalen, religiösen und ethischen Überzeugungen. Unsere nationalen Interessen machen es zwingend notwendig, jede begründete Besorgnis über das friedliche Atomprogramm des Iran zu entfernen.“
Cartoon: Carlos Latuff
Wie hat Netanjahu geantwortet?

Präsident Rouhanis Rede war „eine Veränderung in Worten ohne eine Veränderung in Taten…Rouhani setzt die iranische Schau der Täuschung fort.“ Mit einem gewinnenden Lächeln und dem Eindruck, dass er autorisiert sei, für den Rest der Welt zu sprechen, fügte der zionistische Großmeister der Täuschung hinzu: „Wir wissen das alles.“

So wie Netanjahu sagt, er sehe es: der Iran sei versessen darauf, nukleare Waffen zu entwickeln und zwar um den zionistischen (nicht den jüdischen) Staat von der Erdoberfläche zu wischen. Wie ich schon in der Vergangenheit hingewiesen habe, ist der wirkliche Wahnsinn von Netanjahus Behauptung, dass selbst wenn der Iran ein paar Nuklearbomben besitzen würde und die Raketen, um sie zu befördern, würde der Iran nicht der Erste mit einem Schlag gegen Israel sein, denn wenn er das täte, provozierte er die eigene völlige Zerstörung. Alle Iraner wissen das.

Wenn Netanjahu einen gesunden Menschenverstand hätte, würde er nicht nur Rouhanis Davos-Rede die Anerkennung gegeben haben, die sie verdient, er würde Israels zunehmende Isolierung in der Welt voll in Betracht ziehen, ja auch die Tatsache, dass eine wachsende Anzahl US-amerikanischer Juden nicht mehr mit dem zionistischen „Blut-und-Boden“- Nationalismus sympathisiert, wie es ein jüdischer US-Amerikaner genannt hat. Solch eine Auseinandersetzung sollte Netanjahu dazu führen – wenn er bei guter Vernunft ist -, ernsthaft über Frieden zu den Bedingungen verhandeln, die die Mehrheit der Palästinenser akzeptiert. Sonst würde er in die Geschichte als Führer eingehen, der Israels Selbstmordplan gebilligt hat und damit bestätigt, der Zionismus sei der wirkliche Feind der Juden.

Was Netanjahus tatsächlichen Geisteszustand betrifft …. Ist er offensichtlich voller Illusionen, was nicht unbedingt zurechnungsfähig bedeutet. Was er höchst wahrscheinlich meint, ist in einer Wahrheit enthalten, die mir 1980 der im Ruhestand befindliche Generalmajor Shlomo Gazit, der beste und brillanteste der Direktoren des israelischen militärischen Nachrichtendienstes, verriet. Ich gab ihm zu bedenken, dass Israels Existenz niemals von irgendeiner Kombination arabischer Militärkräfte in Gefahr gewesen war. Mit einem traurigen Lächeln erwiderte er: “Das Problem mit uns Israelis ist, dass wir die Opfer unserer eigenen Propaganda geworden sind.“

Obwohl ich kein Experte auf diesem Gebiet bin, scheint es mir, dass das, was Netanjahu am meisten bräuchte, psychiatrische Hilfe sei.

Präsident Obama sagte kürzlich in einem Interview mit der New Yorker Times, dass die Chancen, einen wirklichen israelisch-palästinensischen Friedensprozess zu bekommen, bei weniger als 50:50 stünden. Vielleicht sollte er den Außenminister Kerry durch einen besonders erfahrenen Psychiater ersetzen.

Tlaxcala

Aus der Mitte der Gesellschaft: Überwachungsfetischisten des EU-Parlaments verraten Edward Snowden

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Das ehNaMag hat sich für seine Verhältnisse in Sachen weltweite NSA-Massen-Überwachung, wenn man seine übrigen Vorlieben für transatlantischen Horror berücksichtigt, bislang einigermaßen kritisch gegenüber seinen Freunden auf der anderen Seite des Atlantiks verhalten. Es scheint so, als wolle das Magazin die Gunst der Stunde nutzen und sich, zumindest in einer wichtigen Frage, als "kritisch" und "unabhängig" gerieren, was ihm durchaus gegönnt sei.

So berichtete es gestern, dass der Innenausschuss des EU-Parlaments gegen die Gewährung von Sicherheitsgarantien und Asyl für Edward Snowden stimmte.
"Mit 33 zu sieben Stimmen bei 17 Enthaltungen blockierte das Gremium am Mittwochnachmittag die Aufnahme einer Snowden-Klausel in den Resolutionstext. Diese Passage hätte die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, dem US-Enthüller Schutz anzubieten vor Verfolgung, Auslieferung oder Urteilssprüche durch Drittstaaten. Auch ein anderer Antrag auf Asyl für Snowden wurde abgeschmettert."spon
Dem Enthüller des umfangreichsten und konspirativsten Verbrechen, dem die Welt, nach dem notwendigen Vorläufer für Massenüberwachung und Dauerkriege "gegen den Terror," dem 11. September 2001, ausgesetzt war und das den Weg in ein totalitäres, globales Überwachungskonstrukt ebnen soll, wird vor US-Geheimdienst-Verbrechern in Europa kein Schutz gewährt. Gewählte Europa-Politiker ziehen es lieber vor, den Interessen des Wall Street Kapitals zu dienen, als europäische Bürgerinteressen zu verteidigen. Damit stehen sie leider nicht allein auf weiter Flur. Der kausale Zusammenhang dieses Verrats erklärt sich durch Washingtons immensen Druck auf wichtige Entscheidungsträger in Europas Hauptstädten, die wiederum ihre jeweiligen Abgeordneten in Brüssel an die Kandare nehmen und ihnen die Grenzen ihres Geschwätzes vom, "Diener-der-Völker-Europas-zu-sein," die nur dem eigenen Gewissen verpflichtet sind, aufzuzeigen.

Sankt Florian löscht ein brennendes Haus
Wikipedia Public domain
Allen voran die Parlamentsfraktion, der sich so nennenden Europäische Volkspartei (EVP), eine politische Partei auf europäischer Ebene, die sich aus christlich-demokratischen und konservativ-bürgerlichen Mitgliedsparteien aus der gesamten Europäischen Union zusammensetzt und auch europäische Heimat der deutschen Unions-Abgeordneten ist. Die nationalkonservative ECR stimmte ebenfalls gegen Snowdens Schutz. Wenn es drauf ankommt, haben auch die Sozis sich noch immer, zu Teilen jedenfalls, den Interessen des großen und kleinen Geldes untergeordnet, und folgerichtig teilweise auch gegen Snowdens Schutz gestimmt. Politisch also alles sich in der "politischen Mitte" beheimatet fühlende Parteien.

Grüne, Liberale und Linke, die sich mehrheitlich für Snowden einsetzten, reichen nicht aus um bei der endgültigen Abstimmung im März in Straßburg den konservativen und zu Teilen auch sozialdemokratischen, kurzum "mittigen" Verrat an unseren Bürgerrechten, zu stoppen. Alles nur Parteien der "politischen Mitte". In einem radikal-kapitalistischen Einheits-W(ä)rtesystem, sind wir letztlich alle "mittig".

Petitionen für Snowdens Schutz, die im Augenblick im Gespräch sind, ersetzen bei weitem keine friedlichen Straßendemonstrationen der Massen. Nur wenn wir wirklich für unsere persönliche Freiheit und Integrität auf die Straße gehen und für unsere Rechte kämpfen, sind wir es wert in Freiheit zu leben. Alles nur auf Merkel und Konsorten abzuwälzen, fällt auch mir so langsam auf den Wecker.

So wie wir es mit mehr Engagement hätten verhindern können, dass die deutsche Regierung mit ihrer Stimmenthaltung in Europa "dem Genmais Tür und Tor geöffnet hat." Stattdessen werden wir demnächst auch genmanipulierte Dampfnudeln und andere minderwertige Lebensmittel zu uns nehmen, was die Gewinne von MONSANTO, SYNGENTA, BAYER in noch ungeahntere Höhen als bisher treiben wird. Die Opfer sind sowieso die anderen denn wir glauben fest daran, für uns gälte das Sankt Florian Prinzip:

Heiliger Sankt Florian / Verschon' mein Haus / Zünd' and're an!

Wollen wir es wirklich den in- und ausländischen (Ä)liten ("Fuck the EU!") überlassen, wie sich unser Leben zu gestalten hat?

FH

Wessen Sarin?

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Von Seymour M. Hersh
Im August / September 2013 beschuldigten Barack Obama, François Hollande und David Cameron Syrien, 1400 Gegner in der Nähe von Damaskus massakriert zu haben. Mit der Annonce des Überschreitens der roten Linie kündigten sie eine Strafexpedition gegen das verbrecherische Regime an. Bald danach zog sich London zurück, dann Washington und schließlich auch Paris. Im Rückblick auf diese Ereignisse zeigt Seymour Hersh, dass Präsident Obama nichts von dem wusste, was tatsächlich passiert war, dass er auf kurze Sicht steuerte und dass er gelogen habe, als er behauptete, Beweise für die Schuld Syriens zu besitzen.

Dieser hervorragende Artikel war von dem New Yorker bestellt worden, der ihn abgelehnt hat und dann dem Washington Post präsentiert, der ihn auch abgelehnt hat, um schließlich im Vereinigten Königreich durch die London Review of Books veröffentlicht zu werden.
Die Gewissheiten von Barack Obama über den chemischen
Angriff vom 21. August 2013 beruhten nicht auf
Informationen aus seinen Diensten, sondern waren bloße
Spekulationen. (Bild entnommen voltairenet.org)

Barack Obama erzählte diesen Herbst nicht die ganze Geschichte, als er versuchte, Gründe dafür zu liefern, dass Bashar al-Assad für die Chemiewaffenangriffe vom 21. August in der Nähe von Damaskus verantwortlich sei. In einigen Fällen liess er wichtige Geheimdienstinformationen weg, und in anderen präsentierte er Vermutungen als Tatsachen. Und das Wichtigste: Er gab nicht zu, was den US-Geheimdiensten bekannt war: dass die syrische Armee nicht die einzige Partei im syrischen Bürgerkrieg ist, die Zugang zu Sarin hat, dem Nervengas, dessen Verwendung beim Raketenangriff eine Uno-Studie feststellte – ohne dabei die Frage der Verantwortlichkeit zu beurteilen. In den Monaten vor dem Angriff produzierten die amerikanischen Geheimdienste eine Reihe streng geheimer Berichte, die in einem formellen Einsatz-Auftrag [operations order] gipfelten – einem Dokument, mit dem die Durchführung eines Einsatzes geplant wird und das einer Invasion mit Bodentruppen vorausgeht – und das Belege dafür anführte, dass sich die al-Nusra-Front, eine dschihadistische Gruppe, die mit al-Kaida verbunden ist, die Herstellungsweise von Sarin-Gas zu eigen gemacht hatte und in der Lage war, es in grösseren Mengen herzustellen. Als der Angriff stattfand, hätte al-Nusra zu den Verdächtigen gehören müssen, aber die Administration nutzte die Geheimdienstinformationen sehr wählerisch, um einen Schlag gegen Assad zu rechtfertigen.

In seiner landesweit im Fernsehen übertragenen Rede zu Syrien vom 10. September schob Obama die Schuld für den Nervengasanschlag auf die von Rebellen gehaltene Vorstadt von Ost-Ghouta dezidiert auf die Regierung Assad, und er machte klar, dass er bereit sei, seine früheren öffentlichen Warnungen zu bestätigen, wonach mit jedem Einsatz chemischer Waffen eine rote Linie überschritten würde: «Assads Regierung vergaste mehr als tausend Menschen», sagte er. «Wir wissen, dass das Assad-Regime verantwortlich war … Und deshalb habe ich nach reiflicher Überlegung entschieden, dass es im nationalen Sicherheitsinteresse der Vereinigten Staaten ist, auf den Einsatz chemischer Waffen durch das Assad-Regime mit einem gezielten Militärschlag zu reagieren.» Obama zog in den Krieg, um eine öffentliche Drohung zu bekräftigen, aber er tat dies, ohne sicher zu wissen, wer am frühen Morgen des 21. August was tat.

Die Regierung Obama habe die verfügbare Information verändert

Er zitierte eine Liste dessen, was scheinbar hart erkämpfte Beweise für Assads Verschulden waren: «Wir wissen, dass sich das mit Chemiewaffen befasste Personal Assads in den Tagen vor dem 21. August auf einen Angriff nahe eines Areals, wo sie Sarin-Gas mischen, vorbereitete. Sie verteilten ihren Truppen Gasmasken. Dann feuerten sie von einem durch das Regime kontrollierten Gebiet Raketen in elf benachbarte Stadtteile, welche das Regime von Oppositionskräften zu säubern versucht hatte.» Obamas Gewissheit wurde von seinem Stabschef Denis McDonough wiederholt, welcher der «New York Times» sagte: «Niemand, mit dem ich gesprochen habe, zweifelt Geheimdienstinformationen an, die Assad und sein Regime direkt mit den Sarin-Angriffen in Verbindung bringen.»

Aber in kürzlich geführten Interviews mit Geheimdienst- und Militärbeamten sowie ehemaligen und derzeitigen Beratern stellte ich hochgradige Sorge und gelegentlich Ärger darüber fest, was immer wieder als bewusste Manipulation von Geheimdienstinformationen gesehen wurde. In einer E-Mail an einen Kollegen nannte ein hochrangiger Geheimdienstoffizier es einen «Trick», wenn die Administration versicherte, Assad sei verantwortlich. Der Anschlag «resultierte nicht aus dem gegenwärtigen Regime», schrieb er. Ein ehemaliger höherer Beamter des Geheimdienstes berichtete mir, dass die Regierung Obama die verfügbare Information verändert habe – bezüglich Zeit und Ablauf –, um dem Präsidenten und seinen Beratern die Möglichkeit zu geben, Geheimdienstinformationen, die Tage nach dem Anschlag abgerufen wurden, so erscheinen zu lassen, also ob sie in Echtzeit, währenddem der Anschlag geschah, aufgefangen und analysiert worden seien. Die Verfälschung, sagte er, erinnere ihn an den Zwischenfall im Golf von Tonkin im Jahre 1964, als die Regierung Johnson abgefangene Informationen der National Security Agency (NSA) abänderte, um eine der frühen Bombardierungen Nord-Vietnams zu rechtfertigen. Derselbe Beamte sagte, es herrsche immense Frustration innerhalb der militärischen und geheimdienstlichen Bürokratie: «Die Kumpel verwerfen die Hände und sagen: ‹Wie können wir diesem Kerl› – Obama – ‹helfen, wenn er und seine Kumpane im Weissen Haus im Zuge ihres Vorangehens die Geheimdienstinformation frisieren?›»

Die Regierung wusste nicht mehr als die Öffentlichkeit

Die Klagen konzentrieren sich auf das, was Washington fehlte: irgendeine Vorwarnung von der vermuteten Quelle des Anschlags. Seit Jahren erstellten die militärischen Geheimdienste eine hochgeheime, frühmorgendliche geheimdienstliche Kurzdarstellung, bekannt als «Morgenbericht» («Morning Report»), für den Verteidigungsminister und den Vorsitzenden der Vereinigten Generalstabschefs; eine Kopie geht zum Nationalen Sicherheitsberater und an den Direktor des Inlandgeheimdienstes. Der «Morning Report» enthält keine politische oder wirtschaftliche Information, sondern liefert eine Zusammenfassung wichtiger militärischer Ereignisse rund um die Welt, mit allen zur Verfügung stehenden Geheimdienstinformationen darüber. Ein ranghoher Berater des Geheimdienstes sagte mir, dass er einige Zeit nach dem Anschlag die Berichte vom 20. bis zum 23. August überprüft hatte. An zwei Tagen – am 20. und am 21. August – wurde Syrien nicht erwähnt. Am 22. August befasste sich das Hauptthema des «Morning Report» mit Ägypten; ein späterer Punkt erörterte einen internen Wechsel in der Kommandostruktur einer der Rebellengruppen in Syrien. Über den Einsatz von Nervengas in Damaskus war an diesem Tag nichts vermerkt. Erst am 23. August wurde der Einsatz von Sarin zu einem dominierenden Thema, obwohl sich innerhalb von Stunden Hunderte von Fotografien und Videos des Massakers wie ein Lauffeuer auf YouTube, Facebook und anderen Webseiten sozialer Medien verbreiteten. Zu dem Zeitpunkt wusste die Regierung nicht mehr als die Öffentlichkeit.

Obama verliess Washington am 21. August frühzeitig für eine hektische Zweitagestour mit Reden in New York und Pennsylvania; gemäss Pressebüro des Weissen Hauses war er noch am selben Tag über den Anschlag und den zunehmenden Aufruhr in Öffentlichkeit und Medien unterrichtet worden. Der Mangel an irgendwelcher unmittelbarer Geheimdienstinformation aus dem Landesinneren wurde am 22. August klar, als Jen Psaki, ein Sprecher des Aussenministeriums, den Reportern erklärte: «Wir sind nicht in der Lage, den Einsatz (chemischer Waffen) eindeutig festzustellen. Aber wir sind jeden Tag und jede Minute seit diesen Geschehnissen darauf konzentriert … alles, was in unserer Macht steht, zu tun, um die Fakten festzunageln.» Der Ton der Administration verhärtete sich am 27. August, als Jay Carney, Obamas Pressesekretär, den Reportern – ohne irgendwelche konkreten Informationen zu liefern – sagte, jede Vorstellung, die syrische Regierung sei nicht verantwortlich, sei «so absurd wie die Vorstellung, dass der Anschlag selber nicht stattfand.»

Vor dem Anschlag lagen keine geheimdienstlichen Informationen über syrische Absichten vor

Dass es keinen sofortigen Alarm innerhalb der amerikanischen Geheimdienste gab, zeigt, dass in den Tagen vor dem Anschlag keine geheimdienstlichen Informationen über syrische Absichten vorlagen. Und es gibt mindestens zwei Wege, auf denen die USA davon im voraus hätten Kenntnis erhalten können: beide wurden in einem der geheimsten amerikanischen Geheimdienstdokumente erwähnt, die in den letzten Monaten von Edward Snowden, dem ehemaligen Auftragnehmer der NSA, öffentlich gemacht worden sind.

Am 29. August publizierte die «Washington Post» aus dem von Snowden gelieferten Material Auszüge aus dem jährlichen Budget für alle staatlichen Geheimdienst-Programme für jeden einzelnen Dienst. In Absprache mit der Regierung Obama veröffentlichte die Zeitung nur einen geringen Teil des 178seitigen Dokumentes, dessen Klassifikation mehr als streng geheim ist; was sie aber zusammenfasste und publizierte, war ein Ausschnitt, der sich mit Problembereichen befasst. Ein Problembereich betraf die mangelnde Beobachtung und Berichterstattung zu Assads Büro. Laut Dokument waren die weltweiten elektronischen Abhöranlagen der NSA «imstande gewesen, zu Beginn des dortigen Bürgerkrieges unverschlüsselte Kommunikationen unter höheren Militärbeamten zu überwachen». Aber es war «eine Schwachstelle, dass die Streitkräfte von Präsident Bashar al-Assad das später offensichtlich erkannten». Mit anderen Worten: Die NSA hatte nicht länger Zugang zu den Gesprächen der höchsten militärischen Führung in Syrien, zu denen auch entscheidende Mitteilungen Assads, wie Befehle für einen Nervengas-Angriff, gehört hätten. (In ihren öffentlichen Stellungnahmen seit dem 21. August hat die Regierung Obama nie behauptet, über konkrete Informationen zu verfügen, die Assad selber in Verbindung mit dem Anschlag brachten.)

Die Sensoren der NRO bei allen bekannten Standorten von chemischen Waffen in Syrien implantiert

Der Bericht der «Washington Post» lieferte auch den ersten Hinweis auf ein geheimes Sensor-System innerhalb Syriens, das darauf angelegt war, bei jeder Zustandsveränderung des Chemiewaffen-Arsenals des Regimes Frühwarnungen zu übermitteln. Die Sensoren werden vom National Reconnaissance Office NRO [Nationaler Aufklärungsdienst] überwacht, derjenigen Behörde, die alle in Umlauf befindlichen US-Geheimdienstsatelliten kontrolliert. Laut Kurzdarstellung der «Washington Post» ist der NRO auch beauftragt, «Daten von vor Ort», in Syrien, «plazierten Sensoren zu gewinnen». Der ehemalige hochrangige Geheimdienstbeamte, der direkte Einsicht in das Programm hatte, sagte mir, dass die Sensoren der NRO bei allen bekannten Standorten von chemischen Waffen in Syrien eingesetzt worden seien. Sie sind so konstruiert, dass sie die Bewegung chemischer Gefechtsköpfe, die das Militär lagert, ständig überwachen. In punkto Frühwarnung aber sehr viel wichtiger ist die Fähigkeit der Sensoren, US- und israelische Geheimdienste zu warnen, wenn die Gefechtsköpfe mit Sarin bestückt werden. (Als Nachbarland ist Israel immer in Alarmbereitschaft gewesen, was Veränderungen im syrischen Chemiewaffenarsenal betrifft, und es arbeitet im Bereich der Frühwarnung eng mit den amerikanischen Geheimdiensten zusammen.) Ist ein chemischer Gefechtskopf einmal mit Sarin geladen, hat er eine Lagerfähigkeit von ein paar Tagen oder weniger – das Nervengas beginnt die Rakete praktisch sofort zu zerfressen: Es ist ein Massenkiller, der nach dem Prinzip «use-it-or-lose-it» [nutz ihn oder verlier ihn] funktioniert. «Die syrische Armee hat keine drei Tage, um einen Angriff mit Chemiewaffen vorzubereiten», erklärte mir der ehemalige ranghohe Geheimdienstbeamte. «Wir entwickelten das Sensor-System zwecks Sofort-Reaktion, so wie einen Fliegeralarm oder einen Feueralarm. Eine Warnung, die drei Tage dauert, nützt nichts, weil alle Beteiligten tot wären. Sie erfolgt entweder jetzt sofort, oder man ist gewesen. Man verbringt nicht drei Tage, um sich für das Abfeuern von Nervengas bereitzumachen.» In den Monaten und Tagen vor dem 21. August entdeckten die Sensoren keine Bewegung, sagte der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter. Es ist natürlich möglich, dass die syrische Armee auf andere Weise mit Sarin versorgt worden war, aber die fehlende Warnung bedeutete, dass Washington nicht in der Lage war, die Ereignisse im östlichen Ghouta zu überwachen, während sie sich entwickelten.

Die Sensoren funktionierten in der Vergangenheit, dessen war sich die syrische Führung nur allzu bewusst. Im letzten Dezember [2012] nahm das Sensorsystem Zeichen auf, die auf Sarin-Produktion in einem Chemiewaffenlager hinzuweisen schienen. Es war nicht sofort klar, ob die syrische Armee die Sarin-Produktion als Teil einer Übung simulierte (alle Heere führen ständig solche Übungen durch) oder ob sie tatsächlich einen Angriff vorbereitete. Damals warnte Obama Syrien, ein Einsatz von Sarin-Gas wäre «vollkommen inakzeptabel»; eine entsprechend lautende Botschaft wurde auch auf diplomatischem Weg übermittelt. Später stellte man fest, dass das Ereignis Teil einer Reihe von Übungen war, so der ehemalige hochrangige Geheimdienstbeamte. «Wenn das, was die Sensoren im letzten Dezember registrierten, so wichtig war, dass der Präsident anrufen musste, um zu sagen: ‹Hör auf damit!›, warum hat der Präsident nicht drei Tage vor dem Gasangriff im August dieselbe Warnung ausgesprochen?»

Kritischer Berichterstatter war nicht eingeladen

Die NSA würde Assads Büro natürlich rund um die Uhr überwachen, wenn sie könnte, sagte der ehemalige Beamte weiter. Andere Kommunikationen – von den verschiedenen Armee-Einheiten in ganz Syrien – wären viel weniger wichtig und werden nicht in Echtzeit analysiert. «In Syrien werden von den Einheiten im Feld buchstäblich Tausende von taktischen Funkfrequenzen für die alltäglichen Routine-Kommunikationen benutzt», sagte er, «und es würde eine enorme Zahl von Verschlüsselungs-Technikern der NSA brauchen, um das abzuhören – und der Nutzen wäre gleich null.» Aber das «Geplapper» [«chatter»] wird routinemässig auf Computern aufgezeichnet. Nachdem das Ausmass der Ereignisse vom 21. August einmal erfasst war, unternahm die NSA umfassende Anstrengungen, um nach allen etwaigen Verbindungen zu dem Anschlag zu suchen, indem sie das komplette Archiv gespeicherter Kommunikationen durchsah. Dazu würde man ein oder zwei Schlüsselwörter wählen und einen Filter verwenden, um einschlägige Unterhaltungen zu finden. «Was hier geschah, ist, dass die Geheimdienst-Weicheier der NSA mit einem Ereignis begannen – dem Einsatz von Sarin – und versuchten, Geplapper zu finden, das damit zusammenhängen könnte», so der ehemalige Beamte. «Das führt nicht zu einer sehr zuverlässigen Einschätzung, es sei denn, man ging mit grosser Zuversicht davon aus, dass Bashar Assad das befahl, und fing dann an, nach allem zu suchen, das diesen Glauben unterstützte.» Die Rosinenpickerei glich dem Vorgehen, dessen man sich zur Rechtfertigung des Irak-Krieges bedient hatte.

Das Weisse Haus brauchte neun Tage, um seine Argumentation gegen die syrische Regierung zusammenzutragen. Am 30. August lud es eine ausgewählte Gruppe von Journalisten aus Washington ein (mindestens ein oft kritischer Berichterstatter, Jonathan Landay, Korrespondent für nationale Sicherheit für die Zeitungen des Medienkonzerns McClatchy war nicht eingladen), und überreichte ihnen ein Dokument, das wohlüberlegt als «Einschätzung der Regierung» und nicht als Einschätzung der Geheimdienste gekennzeichnet war. Die Darlegungen des Dokumentes bildeten im wesentlichen eine ­politische Argumentation, um die Vorwürfe der Administration gegen die Regierung Assad zu bestärken. Es war aber dennoch konkreter, als Obama es später in seiner Rede vom 10. September sein würde: Es besagte, dass amerikanische Geheimdienste wussten, dass Syrien drei Tage vor dem Anschlag damit begonnen hätte, «chemische Waffen bereitzustellen». In einer aggressiven Rede noch am selben Tag lieferte John Kerry weitere Details. Er sagte, Syriens «Chemiewaffen-Personal war vor Ort, in dem Gebiet, und traf Vorbereitungen» bis zum 18. August. «Wir wussten, dass den Einheiten des syrischen Regimes gesagt wurde, sie sollten sich auf den Anschlag vorbreiten, indem sie Gasmasken anziehen und Vorsichtsmassnahmen in Zusammenhang mit chemischen Waffen treffen sollten.» Die Regierungsbegutachtung und Kerrys Kommentare erweckten den Anschein, als ob die Administration den Sarin-Gasangriff so nachvollzogen hätte, wie er sich ereignet hatte. Es ist diese Version der Ereignisse – unwahr, aber nicht hinterfragt – die zu der Zeit weitherum berichtet wurde.

Die Zahl der Toten geht weit auseinander

Eine unerwartete Reaktion erfolgte in Form von Beschwerden seitens der Führung der Freien Syrischen Armee und anderer, die sich über den Mangel an Warnung beklagten. «Es ist unfassbar, dass sie nichts taten, um die Leute zu warnen, oder versuchten, das Regime vor dem Verbrechen zu stoppen», sagte Razan Zaitouneh, ein Mitglied der Opposition, der in einer der von Sarin betroffenen Ortschaften wohnte, gegenüber Foreign ­Policy. Die «Daily Mail» war unverblümter: «Laut Geheimdienstberichten wussten US-Beamte von dem Nervengasangriff in Syrien drei Tage bevor dieser 1400 Menschen tötete – darunter mehr als 400 Kinder.» (Die Zahlen der Toten, die dem Anschlag zuzuschreiben sind, gingen sehr auseinander, von mindestens 1429, wie die Regierung Obama anfänglich behauptete, zu sehr viel weniger. Eine syrische Menschenrechtsgruppe meldete 502 Tote; Ärzte ohne Grenzen schätzte 355 und ein französischer Bericht verzeichnete 281 bekannte Opfer. Später berichtete das «Wall Street Journal», die erstaunlich präzise US-Gesamtzahl habe nicht auf tatsächlichen Opferzahlen beruht, sondern stellte eine Extrapolation von CIA-Analysten dar, die über hundert YouTube-Videos aus Ost-Ghouta in ein Computersystem scannten und nach Bildern der Toten durchsuchten. Mit anderen Worten: Es handelte sich um kaum mehr als eine Schätzung.)

Das amerikanische Pressecorps … schenkt Widerruf wenig Aufmerksamkeit

Fünf Tage später reagierte ein Sprecher des Büros des Direktors der Nationalen Geheimdienste [das heisst des Direktors des Zusammenschlusses der US-Geheimdienste] auf die Klagen. Eine Stellungnahme gegenüber Associated Press besagte, dass die Geheimdienstinformationen, auf die sich die früheren Regierungsaussagen stützten, zur Zeit des Anschlages nicht bekannt waren, sondern erst in der Folge gewonnen wurden: «Um es deutlich zu sagen: Die Vereinigten Staaten haben nicht in Echtzeit überwacht, als dieser schreckliche Anschlag stattfand. Die Geheimdienste waren in der Lage, nachträglich Informationen zu sammeln und zu analysieren und zu ermitteln, dass Einheiten des Assad-Regimes tatsächlich vorbereitende Schritte unternommen hatten, die dem Einsatz chemischer Waffen vorausgehen.» Aber da das amerikanische Pressecorps seine Story hatte, schenkte man dem Widerruf wenig Aufmerksamkeit. Am 31. August hatte die «Washington Post», gestützt auf die Einschätzung der Regierung, auf ihrer Titelseite anschaulich berichtet, dass amerikanische Geheimdienste in der Lage waren, «jeden Schritt» des Angriffes der syrischen Armee in Echtzeit zu registrieren, «von den umfangreichen Vorbereitungen, über das Abschiessen der Raketen bis zur anschliessenden Einschätzung durch syrische Beamte.» Sie publizierte das Korrektiv der Associated Press nicht, und das Weisse Haus behielt die Kontrolle über die Darstellung.

Obama zu einem vorschnellen Urteil gelangt

Als Obama also am 10. September sagte, seine Administration hätte gewusst, dass das Chemiewaffen-Personal Assads den Anschlag im voraus vorbereitet habe, stützte er diese Stellungnahme nicht auf Mitschnitte, die zum Zeitpunkt des Geschehens aufgenommen wurden, sondern auf Kommunikationen, die Tage nach dem 21. August analysiert wurden. Der ehemalige hochrangige Geheimdienstbeamte erklärte, dass die Jagd nach wesentlichem Gerede bis auf die im vorigen Dezember [2012] entdeckte Übung zurückging, während der, wie Obama später der Öffentlichkeit sagte, die syrische Armee ihr Personal für Chemiewaffen mobilisierte und Gasmasken an ihre Truppen verteilte. Die Einschätzung der Regierung des Weissen Hauses und Obamas Rede gaben keine Beschreibungen der konkreten Ereignisse, die zum Angriff vom 21. August führten, sondern eine Darstellung des Ablaufs, den das syrische Militär für irgendeinen Chemiewaffenangriff befolgt hätte. «Sie bauten eine Hintergrundgeschichte zusammen», so der ehemalige Beamte, «und dazu gehören viele verschiedene Stücke und Anteile. Die Vorlage, die sie verwendeten, war die Vorlage, die auf Dezember [2012] zurückgeht.» Es ist natürlich möglich, dass sich Obama nicht gewahr war, dass diese Darstellung einer Analyse der Ablaufregeln der syrischen Armee für einen Gasangriff entnommen worden war, und nicht unmittelbaren Hinweisen. So oder so war er zu einem vorschnellen Urteil gelangt.

Beweismaterial verschoben und möglicherweise manipuliert

Die Presse würde es ihm gleichtun. Der Uno-Bericht vom 16. September, der den Einsatz von Sarin-Gas bestätigte, vermerkte mit Sorgfalt, dass der Zugang seiner Ermittler zu den Orten des Anschlage, der fünf Tage nach dem Gasangriff erfolgte, von Streitkräften der Rebellen kontrolliert worden war. «So wie an anderen Orten», warnte der Bericht, «waren die Örtlichkeiten vor Ankunft der Mission von anderen Personen gut besucht worden … Während der Zeit des Aufenthaltes an diesen Örtlichkeiten kamen Personen an, die andere verdächtige Waffen trugen, ein Hinweis darauf, dass derartiges potentielles Beweismaterial verschoben und möglicherweise manipuliert wird.» Trotzdem griff die «New York Times» den Bericht auf, so wie dies auch amerikanische und britische Beamte getan hatten, und behauptete, er liefere wesentliche Belege, welche die Behauptungen der Regierung stützten. In einem Anhang des Uno-Berichtes waren YouTube-Fotos von einigen der geborgenen Waffen abgebildet, darunter eine Rakete, die «andeutungsweise» den Besonderheiten einer 330mm Kaliber Artillerie-Rakete «entsprechen». Die «New York Times» schrieb, dass die Existenz der Raketen im Grunde beweise, dass die syrische Regierung für den Anschlag verantwortlich sei, «weil von den fraglichen Waffen vorher nicht dokumentiert oder berichtet worden ist, dass sie im Besitz der Aufständischen sind».

Flugbahnanalysen sind «völliger Quatsch»

Theodore Postol, Professor für Technologie und Nationale Sicherheit am Massachusetts Institute of Technology MIT, überprüfte die Fotos mit einer Gruppe seiner Kollegen und kam zum Schluss, dass die grosskalibrigen Raketen eine improvisierte Waffe darstellten, die sehr wahrscheinlich lokal hergestellt worden ist. Er erklärte mir, sie sei «etwas, das man in einer mässig kompetenten Maschinenwerkstatt herstellen könnte». Die Rakete auf den Fotos, ergänzte er, entspricht nicht den Spezifikationen einer ähnlichen, aber kleineren Rakete, von der man weiss, dass sie zum syrischen Arsenal gehört. Wiederum gestützt auf Daten aus dem Uno-Bericht hatte die «New York Times» auch die Flugbahn von zwei der gebrauchten Raketen analysiert, von denen man annahm, dass sie Sarin mit sich führten, und gefolgert, dass der Gleitwinkel «direkt darauf hinweist», dass sie von einer syrischen Armeebasis abgefeuert worden seien, die neun Kilometer von der Aufschlagstelle entfernt liegt. Postol, der dem Chef der Marineoperationen im Pentagon als wissenschaftlicher Berater gedient hatte, sagte, die Behauptungen in der «New York Times» und andernorts «beruhten nicht auf tatsächlichen Beobachtungen». Er kam, wie er in einer E-Mail schrieb, zum Schluss, «dass insbesondere die Flugbahnanalysen völliger Quatsch» waren, denn eine gründliche Untersuchung zeigte, dass es «unwahrscheinlich» ist, dass die Reichweite der improvisierten Raketen mehr als zwei Kilometer beträgt. Postol und ein Kollege, Richard M. Lloyd, veröffentlichten zwei Wochen nach dem 21. August eine Analyse, in der sie korrekt bestimmten, dass die involvierten Raketen eine weit grössere Ladung von Sarin transportierten, als man zuvor geschätzt hatte. Die «New York Times» berichtete ausführlich über diese Analyse und beschrieb Postol und Lloyd als «führende Waffenexperten». Die spätere Studie der beiden zu den Flugbahnen und der Reichweite der Raketen, die früheren Berichten der «New York Times» widersprachen, wurde der Zeitung letzte Woche [9. bis 15. Dezember 2013] zugemailt; bisher ist nicht darüber berichtet worden.

Das Weisse Haus hatte keine direkten Belege für die Beteiligung von syrischer Armee oder Regierung

Die Fehlinterpretation des Weissen Hauses dessen, was es über den Anschlag und den Zeitpunkt wusste, passte zu seiner Bereitschaft, Geheimdienstinformationen zu ignorieren, die seine Darstellung hätten schwächen können. Solche Informationen betrafen al-Nusra, jene islamistische Rebellenorganisation, die von den USA und der Uno als terroristische Organisation bezeichnet wird. Al-Nusra ist dafür bekannt, eine Menge von Selbstmordattentaten gegen Christen und andere nicht-sunnitische Konfessionen innerhalb Syriens durchgeführt zu haben und ihren formalen Verbündeten im Bürgerkrieg, die säkulare Freie Syrische Armee (FSA), angegriffen zu haben. Ihr erklärtes Ziel ist es, das Assad-Regime zu stürzen und die Scharia einzuführen. (Am 25. September schloss sich al-Nusra mit verschiedenen anderen islamistischen Rebellengruppen zusammen, um sich von der FSA und einer anderen säkularen Fraktion, der Syrischen Nationalen Koalition, zu distanzieren.)

Die hektische Aktivität in Zusammenhang mit dem amerikanischen Interesse an al-Nusra und Sarin hatte ihre Ursache in einer Reihe von Angriffen mit Chemiewaffen in kleinem Massstab im März und April; zu dem Zeitpunkt bestanden die syrische Regierung wie die Rebellen darauf, dass die andere Seite dafür verantwortlich sei. Die Uno kam letztlich zum Schluss, dass vier Chemiewaffenangriffe durchgeführt worden waren, schrieb aber niemandem die Verantwortung zu. Ein Vertreter des Weissen Hauses erklärte der Presse Ende April, die Geheimdienste seien mit «unterschiedlichem Grad an Verlässlichkeit» zur Einschätzung gekommen, dass die syrische Regierung für die Angriffe verantwortlich sei. Assad habe Obamas rote Linie überschritten. Die Einschätzung von April machte Schlagzeilen, aber einige wesentliche Vorbehalte gingen bei der Übersetzung verloren. Der namentlich nicht genannte Vertreter, der das Briefing durchführte, räumte ein, dass die Einschätzungen der Geheimdienste «allein nicht genügen». «Wir wollen», sagte er, «über diese Einschätzungen der Geheimdienste hinaus Fakten sammeln, so dass wir eine glaubwürdige und bestätigte Reihe von Daten nachweisen können, die dann als Informationen unserer Entscheidungsfindung zugrunde gelegt werden können.» Mit anderen Worten hatte das Weisse Haus keine direkten Belege für die Beteiligung der syrischen Armee oder der syrischen Regierung, eine Tatsache, die in der Presseberichterstattung nur gelegentlich erwähnt wurde. Obamas harte Rede spielte wacker mit der Öffentlichkeit und dem Kongress, die Assad als skrupellosen Mörder sahen.

Zwei Monate später kündigte eine Stellungnahme des Weissen Hauses eine Veränderung bei der Einschätzung des syrischen Verschuldens an und erklärte, dass die Geheimdienste nun mit «hoher Zuverlässigkeit» die Regierung Assad für bis zu 150 Tote durch Sarin-Gasangriffe für verantwortlich hielten. Es wurden weitere Schlagzeilen erzeugt, und die Presse erfuhr, dass Obama als Reaktion auf die neuen Geheimdienstinformationen eine Ausweitung der nicht-tödlichen Unterstützung der syrischen Opposition angeordnet hatte. Aber einmal mehr gab es bedeutende Vorbehalte. Die neuen Geheimdienstinformationen enthielten einen Bericht, wonach syrische Beamte die Angriffe geplant und durchgeführt hätten. Man lieferte keine Einzelheiten, und auch diejenigen, welche die Berichte lieferten, wurden nicht identifiziert. Das Statement des Weissen Hauses besagte, dass die Laboranalyse den Einsatz von Sarin bestätigt habe, aber auch, dass ein positiver Fund von Nervengas «uns nichts darüber sagt, wie oder wo die Personen ihm ausgesetzt waren oder wer für die Verbreitung verantwortlich war». Das Weisse Hause erklärte weiter: «Wir verfügen über keine zuverlässige, bestätigte Bericht­erstattung, die darauf hinweist, dass die Opposition in Syrien chemische Waffen erworben oder eingesetzt hätte.» Die Stellungnahme widersprach Hinweisen, die zu der Zeit bei den US-Geheimdiensten eingingen.

Al-Nusra und deren Beschäftigung mit Sarin

Schon Ende Mai berichtete mir der höhere Geheimdienstberater, dass die CIA die Administration Obama bezüglich al-Nusra und deren Beschäftigung mit Sarin in Kenntnis gesetzt habe, und alarmierende Berichte darüber eingesandt habe, dass eine weitere in Syrien aktive sunnitisch-fundamentalistische Gruppe, al-Kaida in Irak (AIQ), die Wissenschaft zur Herstellung von Sarin ebenfalls verstehe. Damals operierte al-Nusra in Gebieten nahe von Damaskus, auch in Ost-Ghouta. Ein Geheimdienstdokument, das im Hochsommer ausgestellt wurde, befasste sich ausführlich mit Ziyaad Tariq Ahmed, einem Chemiewaffenexperten, der früher der irakischen Armee angehörte und von dem es hiess, er sei nach Syrien eingereist und betätige sich in Ost-Ghouta. Der Berater sagte mir, Tariq sei «als ein al-Nusra-Typ» identifiziert worden, «mit einer Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte bezüglich Herstellung von Senf-Gas im Irak und jemand, der bei Herstellung und Einsatz von Sarin-Gas eine Rolle spielt». Beim amerikanischen Militär gilt er als prominentes Ziel.

Al-Nusra besitze die Fähigkeit, Sarin zu erwerben und einzusetzen

Am 20. Juni wurde David R. Shedd, dem stellvertretenden Direktor der Defense Intelligence Agency [Dachorganisation der Nachrichtendienste von Army, Navy, Air Force und Marine Corps], eine 4seitige, streng geheime Depesche zugeleitet, die zusammenfassend wiedergab, was man über al-Nusras Fähigkeiten bezüglich Nervengas erfahren hatte. «Wo­r­­­über man Shedd in Kenntnis setzte, war ausführlich und umfassend», sagte der Berater. «Es war nicht eine Anhäufung von Formulierungen mit ‹wir glauben›». Er berichtete mir, dass die Depesche keine Einschätzung dazu enthielt, ob die Rebellen oder die syrische Armee die Angriffe im März und April initiiert hätten, aber sie bestätigte frühere Berichte, wonach al-Nusra die Fähigkeit besitze, Sarin zu erwerben und einzusetzen. Eine Probe des Sarins, das zum Einsatz kam, war ebenfalls sichergestellt worden – mit Hilfe eines israelischen Agenten – aber gemäss dem Berater ist im Telegrammverkehr keine weitere Bericht­erstattung zur Probe aufgetaucht.

Die Rebellentruppen wären in der Lage, eine amerikanische Streitmacht mit Sarin anzugreifen

Unabhängig von diesen Einschätzungen verlangten die Vereinigten Generalstabchefs auf Grund ihrer Annahme, dass US-Truppen nach Syrien beordert werden könnten, um die Lagerbestände an chemischen Stoffen der Regierung zu beschlagnahmen, eine umfassende Analyse aller Quellen einer potentiellen Bedrohung. «Die Op[erations] Order liefert die Grundlage für die Durchführung eines militärischen Einsatzes, falls er befohlen wird», erklärte der ehemalige höhere Geheimdienstbeamte. «Dazu gehört auch die mögliche Notwendigkeit, amerikanische Soldaten an einen syrischen Standort von Chemiewaffen zu entsenden, um diesen gegen eine Inbesitznahme durch Rebellen zu verteidigen. Falls die dschihadistischen Rebellen sich daran machen würden, den Standort zu überrennen, gilt die Annahme, dass Assad uns nicht bekämpfen würde, weil wir die Chemiestoffe vor den Rebellen schützen. Alle Op Orders enthalten Teile mit geheimdienstlichen Informationen zu Bedrohungen. Wir hatten technische Analysten von der Central Intelligence Agency [CIA], der Defense Intelligence Agency [DIA], Leute, die etwas von Waffen verstanden, und Leute von der I&W [Indications and Warnings, Hinweise und Warnungen], die an dem Problem gearbeitet haben… Sie kamen zum Schluss, dass die Rebellentruppen in der Lage wären, eine amerikanische Truppe mit Sarin anzugreifen, weil sie in der Lage wären, das tödliche Gas zu produzieren. Die Untersuchung stützte sich auf Funksprüche und von Personen gesammelte Geheimdienstinformationen, aber auch auf die formulierten Absichten und die technischen Fähigkeiten der Rebellen.

Es gibt Hinweise darauf, dass einige Mitglieder der Vereinigten Stabschefs während des Sommers besorgt waren ob der Aussicht auf eine Bodeninvasion in Syrien, aber auch ob Obamas erklärtem Wunsch, Teilen der Rebellen nicht-tödliche Unterstützung zu leisten. Im Juli gab der Vorsitzende der Vereinigten Generalstabschefs, General Martin Dempsey, ein düstere Lagebeurteilung, als er dem Senatsausschuss für die Streitkräfte in einer öffentlichen Anhörung sagte, dass nebst «Hunderten von Flugzeugen, Schiffen, Unterseebooten und anderen Kapazitäten» auch «Tausende von Spezialeinsatzkräften und anderen Bodentruppen» nötig wären, um Syriens weit verstreutes Chemiewaffenarsenal sicherzustellen. Schätzungen des Pentagon veranschlagten eine Zahl von 70 000 Soldaten, dies zum Teil, weil die US-Truppen auch die syrische Raketenflotte zu bewachen hätten: Für eine Rebellentruppe wäre es von geringem Wert, auf grosse Mengen von Chemikalien zugreifen und Sarin erzeugen zu können, ohne die Mittel zu haben, es auszubringen. In einem Brief an Senator Carl Levin warnte Dempsey, dass ein Entscheid zur Einnahme des syrischen Arsenals ungewollte Folgen haben könnte: «Aus den letzten zehn Jahren haben wir doch gelernt, dass es nicht genügt, einfach die Balance der militärischen Gewalt zu verändern, ohne sorgfältige Betrachtung, was nötig ist, um einen funktionierenden Staat zu erhalten … Sollten die Institutionen des Regimes zusammenbrechen, ohne dass eine funktionsfähige Opposition da ist, könnten wir unabsichtlich Extremisten an die Macht bringen oder genau die Chemiewaffen freisetzen, die wir zu kontrollieren suchen.»

Die CIA lehnte es ab, zu diesem Artikel eine Stellungnahme abzugeben. Sprecher der DIA und des Büros des Direktors der Nationalen Nachrichtendienste ODNI [das heisst des Direktors der Intelligence Community, des Zusammenschlusses der Nationalen Nachrichtendienste] sagten, sie hätten den Bericht an Shedd nicht gegenwärtig, und nachdem ihnen spezifischen Erkennungszeichen für Depeschen an dem Dokument zur Verfügung gestellt worden waren, sagten sie, sie könnten es nicht finden. Shawn Turner, Direktor für öffentliche Angelegenheiten beim ODNI, sagte, kein amerikanischer Geheimdienst einschliesslich der DIA «hat die Einschätzung, dass die al-Nusra-Front es geschafft hat, die Fähigkeit zur Herstellung von Sarin zu entwickeln».

Die al-Nusra-Front … am leistungs­fähigsten und gewinnt an Stärke

Die Vertreter der Öffentlichkeitsarbeit der Administration waren nicht so besorgt über das militärische Potential der al-Nusra-Front wie Shedd in seinen öffentlichen Stellungnahmen. Am jährlichen Sicherheitsforum des Aspen-Instituts in Colorado Ende Juli gab er eine alarmierende Beschreibung von der Stärke al-Nusras. «Ich komme auf nicht weniger als 1200 verschiedene Gruppen in der Opposition», sagte Shedd gemäss einer Aufnahme seiner Präsentation. «Und innerhalb der Opposition ist die al-Nusra-Front … am leistungsfähigsten und gewinnt an Stärke.» Dies, sagte er weiter, «macht uns ernsthafte Sorgen. Wenn man sie unkontrolliert lässt, fürchte ich sehr, dass die radikalsten Elemente» – er erwähnte auch al-Kaida in Irak – «die Macht übernehmen werden». Der Bürgerkrieg, fuhr er fort, «wird mit der Zeit nur schlimmer werden … Unfassbare Gewalt wird erst noch kommen.» Shedd sprach nicht von Chemiewaffen in seinem Vortrag, aber es war ihm auch nicht erlaubt: Die Berichte, die sein Büro erhielt, waren streng geheim.

Eine Reihe geheimer Kriegsberichte aus Syrien im Laufe des Sommers meldeten, dass sich Mitglieder der Freien Syrischen Armee bei amerikanischen Geheimdienstagenten über wiederholte Angriffe auf ihre Truppen durch al-Nusra- und al-Kaida-Kämpfer beklagt hatten. Laut dem leitenden Geheimdienstberater, der sie las, lieferten diese Berichte Belege dafür, dass die Freie Syrische Armee FSA «sich grössere Sorgen wegen der Verrückten macht als wegen Assad». Die FSA setzt sich weitgehend aus Abtrünnigen der syrischen Armee zusammen. Die Administration Obama, die auf das Ende des Assad-Regimes und die Weiterführung der Unterstützung für die Rebellen festgelegt ist, hat in ihren öffentlichen Stellungnahmen seit dem Angriff den Einfluss der salafistischen und wahhabitischen Fraktionen herunterzuspielen versucht. Anfang September stiess John Kerry ein Kongress-Hearing mit der plötzlichen Behauptung vor den Kopf, al-Nusra und andere islamistische Gruppen seien Minderheiten-Player innerhalb der syrischen Opposition. Später zog er die Behauptung zurück.

Sowohl in ihren öffentlichen wie in ihren privaten Briefings nach dem 21. August miss­achtete die Administration die verfügbaren Geheimdienstinformationen zu al-Nusras möglichem Zugang zu Sarin und behauptete weiterhin, einzig die Regierung Assad sei im Besitz chemischer Waffen. Es war diese Botschaft, die in den verschiedenen geheimen Informationsgesprächen überbracht wurde, welche die Mitglieder des Kongresses in den Tagen nach dem Angriff erhielten, als Obama Unterstützung für seine geplante Raketenoffensive gegen syrische Militäreinrichtungen suchte. Ein Vertreter der Legislative mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in militärischen Angelegenheiten sagte mir, er sei von einem solchen Briefing mit der Überzeugung weggegangen, dass «nur die Regierung Assad Sarin hatte und die Rebellen nicht». In gleicher Weise erklärte die Uno-Botschafterin der USA, Samantha Power, nach der Veröffentlichung des Uno-Berichtes am 16. September, welcher den Einsatz von Sarin am 21. August bestätigte, an einer Pressekonferenz: «Es ist sehr wichtig zu beachten, dass nur das Regime [Assad, S.H.] Sarin besitzt und wir keine Hinweise darauf haben, dass die Opposition Sarin besitzt.»

Der geplante Raketenangriff auf Syrien gewann nie öffentliche Unterstützung

Es ist nicht bekannt, ob die streng geheime Berichterstattung über al-Nusra dem Büro von Power zur Verfügung stand, aber ihr Kommentar war ein Spiegelbild der Haltung, die durch die Administration fegte. «Die unmittelbare Annahme war, dass Assad das getan hatte», sagte mir der ehemalige höhere Mitarbeiter des Geheimdienstes. «Der neue Direktor der CIA, (John) Brennan, zog voreilig diesen Schluss … fährt zum Weissen Haus und sagt: ‹Schaut her, was wir bekommen haben!› Es war alles mit Worten; sie winkten einfach mit dem blutigen Hemd.1 Es gab eine Menge ­politischen Druck, um Obama dazu zu bringen, den Rebellen zu helfen, und es herrschte das Wunschdenken, dass dies [das In-Verbindung-Bringen Assads mit dem Sarin-Angriff, S.H.] Obama in Zugzwang bringen würde: ‹Das ist das Zimmermann-Telegramm der syrischen Rebellion, und nun kann Obama reagieren.› Wunschdenken des Samantha-­Power-Flügels innerhalb der Administration. Unglücklicherweise waren einige Mitglieder der Vereinigten Stabchefs, die darüber alarmiert waren, dass er im Begriff war anzugreifen, nicht so sicher, dass das eine gute Sache wäre.»

Die Verfälschung der Fakten rund um den Sarin-Angriff durch die Administration

Der geplante Raketenangriff auf Syrien gewann nie öffentliche Unterstützung, und Obama wandte sich schnell der Uno und dem russischen Vorschlag zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffenanlagen zu. Jede Möglichkeit für eine militärische Aktion war definitv abgewendet, als sich die Administration Obama am 26. September Russland anschloss und einem Resolutionsentwurf der Uno zustimmte, der die Regierung Assad aufforderte, sich ihres Chemiewaffenarsenals zu entledigen. Obamas Rückzug brachte manchem leitenden Militäroffizier Erleichterung. (Ein hochrangiger Berater für Special Operations sagte mir, der schlecht durchdachte amerikanische Raketenangriff auf syrische Militärflugplätze und Raketenstellungen, so wie er vom Weissen Haus ursprünglich vorgesehen war, wäre so gewesen «als hätte man al-Nusra Luftnahunterstützung gegeben».)

Die Verfälschung der Fakten rund um den Sarin-Angriff durch die Administration wirft eine unvermeidliche Frage auf: Kennen wir die ganze Geschichte um Obamas Bereitschaft, von seiner Drohung mit der «roten Linie» zur Bombardierung Syriens Abstand zu nehmen? Er hatte behauptet, eine unumstössliche Begründung zu haben, aber plötzlich willigte er ein, die Angelegenheit vor den Kongress zu bringen und später Assads Angebot anzunehmen, seine Chemiewaffen abzutreten. Es scheint möglich, dass er an einem gewissen Punkt direkt mit gegenteiligen Informationen konfrontiert war: Belege, die stark genug waren, um ihn davon zu überzeugen, seinen Angriffsplan zurückzuziehen und die Kritik auszuhalten, die von den Republikanern mit Sicherheit kommen würde.

Rebellentruppen wie al-Nusra zur Entwaffnung verpflichtet

Die Uno-Resolution, die der Sicherheitsrat am 27. September annahm, hatte indirekt mit der Vorstellung zu tun, dass auch Rebellentruppen wie al-Nusra zur Entwaffnung verpflichtet würden: «Keine Partei in Syrien sollte [Chemie-, S.H.] Waffen benutzen, entwickeln, herstellen, erwerben, lagern, behalten oder weiterleiten». Die Resolution verlangt auch die sofortige Benachrichtigung des Sicherheitsrates für den Fall, dass irgendein «nicht-staatlicher Akteur» chemische Waffen beschafft. Keine Gruppe wurde namentlich erwähnt. Während das syrische Regime den Prozess zur Beseitigung seines chemischen Arsenals weiterführt, könnten ironischerweise al-Nusra und ihre islamistischen Verbündeten letztendlich als einzige Fraktion innerhalb Syriens bleiben, die nach der Zerstörung des Vorrates an Vorgängerstoffen Assads noch Zugang zu den Bestandteilen zur Erzeugung von Sarin hat – einer strategischen Waffe, die anders wäre als alle andern im Kriegsgebiet. Es könnte noch mehr zu verhandeln geben.


London Review of Books



Der Artikel erschien zuerst in der London Review of Books, Vol. 35 No. 24, 19. Dezember 2013, S. 9–12. Übersetzung: Zeit-Fragen

Artikel entnommen von Voltairenet.org

Hamid Karzai: An der US-Präsenz in Afghanistan kann ich nichts Gutes finden

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Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Hamid Karzai, der Präsident Afghanistans, beklagt, dass er seit sieben Monaten nicht mehr mit Barack Obama geredet hat, und spricht von einem totalen Vertrauensverlust zwischen seinem Land und den USA
Von Harriet Alexander
The Telegraph, 02.02.14

Der Präsident Afghanistans hat seit Juni (2013) nicht mehr mit dem US-Präsidenten gesprochen; das sagte er in einem Interview (mit der Sunday Times), in dem die wachsende Kluft zwischen Kabul und Washington deutlich wurde.

Während sich Afghanistan darauf vorbereitet, im April einen neuen Präsidenten zu wählen, tritt Hamid Karzai, 56, gegenüber Barack Obama immer feindseliger auf. Karzai wird sich nicht wieder zur Wahl stellen, ist aber entschlossen, seine Differenzen mit den USA offenzulegen, bevor er abtritt.

"Während der ganzen 12 Jahre habe ich die USA immer wieder angefleht, das Leben afghanischer Zivilisten zu schonen," klagte er und fügte hinzu, dass er seit Juni nicht mehr mit Obama gesprochen habe.

"Auch als wir uns beim Begräbnis Mandelas in Südafrika trafen, haben wir nicht miteinander gesprochen, wir wechseln nur noch Briefe."

Karzai sagte, er könne "nichts Gutes" an der US-Präsenz in seinem Land finden.

"Die USA haben nicht für mich, sondern gegen mich gearbeitet,"äußerte er in einem Interview mit der Sunday Times, in dem er außerdem die Taliban als "Brüder" und die US-Amerikaner als "Gegner" bezeichnete.

(Eine Niederschrift des Interviews ist hier aufzurufen.)

In Washington kommt seine Rhetorik sehr schlecht an, und die US-Politiker sind sehr erbost über Karzais Verhalten.

Die USA haben bisher 648 Milliarden Dollar (394 Milliarden Pfund) für den Krieg in Afghanistan ausgegeben, der schon 2.211 US-Soldaten das Leben gekostet hat.

Letzte Woche hat der Kongress die Entwicklungshilfe für Afghanistan auf 1,1 Milliarden Dollar halbiert.

Das hat Karzais Meinung aber nicht geändert.

"Das Geld, das unsere Polizei hätte erhalten sollen, haben sie privaten Sicherheitsunternehmen gegeben und damit Milizen geschaffen, die nur die Gesetzlosigkeit, die Korruption und den Straßenraub ausgeweitet haben," betonte er.

"Mit ihrer systematischen psychologischen Kriegsführung haben sie die Menschen nur dazu gebracht, ihr Geld aus unserem Land wegzuschaffen.

Sie haben Inseln des Reichtums geschaffen, in ländlichen Gebieten aber nur Armut und Wut hervorgerufen."

Karzais Urteil über Großbritannien fällt etwas besser aus, "weil es sich um einen zivilisierten Umgang bemüht und versucht habe, "bessere Beziehungen zwischen Afghanistan und Pakistan herzustellen".

Er fügte hinzu: "Insgesamt gesehen ist es den US-geführte NATO-Truppen nicht gelungen, Afghanistan mehr Sicherheit zu bringen, besonders nicht in (der Provinz) Helmand."

Der größte Streitpunkt zwischen den USA und Afghanistan ist das bilaterale Sicherheitsabkommen, das vorsieht, dass auch nach dem Abzug der Kampftruppen bis Ende 2014 noch 8.000 bis 12.000 US-Soldaten in Afghanistan bleiben sollen. Die USA bestehen auf dem Verbleib ihrer Truppen, weil sie Afghanistan "nicht verlieren" wollen, und im November (2013) hat die Versammlung der Stammesältesten diesem Plan bereits zugestimmt (s. hier).

Karzai bremst aber noch, mit der Begründung, die Geschichte habe Afghanistan gelehrt, dass bei Abkommen "nichts riskiert" werden dürfe.

"Unter Druck haben unsere Könige viele Verträge unterzeichnet, die sich als sehr nachteilig für Afghanistan herausstellten," gab er zu bedenken. "Deshalb will ich unter Druck kein Abkommen unterschreiben, dessen Folgen ich nicht einschätzen kann."

Der Präsident, der seit 2001 über sein Land herrscht, sagte, er sei stolz auf seine Vermächtnis.

"Afghanistan ist zur Heimat aller Afghanen geworden. Wir haben ein Parlament, in dem Militärs, Vertreter des Klerus, Mudschaheddin und Frauen nebeneinander sitzen.

Zur Präsidentschaftswahl treten 11 Kandidaten an, die alle Volksgruppen und Denkweisen in Afghanistan repräsentieren."

Angesprochen auf die Auswirkungen seines Verhaltens, zuckte er nur mit den Schultern und erwiderte, dass ihn die Wut westlicher Politiker und die Kürzung finanzieller Zuwendungen nicht beunruhigten.

"Geld ist nicht alles," betonte er. "Wenn Sie mich als Person fragen, möchte ich lieber in Armut als in Unsicherheit leben."

Übersetzung: Wolfgang Jung, luftpost-kl.de



(Ein nüchternes Protokoll vom totalen Scheitern des Krieges als Mittel der Politik, vorgegebene Ziele zu erreichen. FH)

Jetzt tanzen die USA und Frankreich den Terror-Tango

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Von Finian Cunningham
PRESS TV, 11.02.14
Frankreich ist dabei, zum neuen Hauptkomplizen bei den weltweiten imperialistischen Verbrechen der USA zu werden.

Bis vor kurzem war diese gewalttätige Rolle den Briten vorbehalten und wurde beschönigendend als "spezielles angloamerikanisches Bündnis" gefeiert. Jetzt lösen die Franzosen die Briten als die "ältesten Verbündeten" ab.

Der französische Staatspräsident François Hollande, der sich gerade zu einem dreitägigen Staatsbesuch in den USA aufhält, wurde von Präsident Barack Obama mit allen militärischen Ehren und 21 Salutschüssen empfangen. "Frankreich und die USA freuen sich über die Erneuerung ihrer traditionellen Allianz," lautete die Überschrift über der gemeinsamen Erklärung der beidenPräsidenten, die in der Washington Post veröffentlicht wurde. (Wortlaut s. hier)

Um die historischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu betonen, hat der US-Präsident das erste Zusammentreffen der beiden Staatsoberhäupter auf dem Anwesen (des ehemaligen US-Präsidenten) Thomas Jefferson bei Charlottesville in Virginia arrangiert.

Vor der Französischen Revolution war Jefferson (von 1785 bis 1789) Gesandter der USA in Frankreich und wurde nach dem Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien der dritte Präsident der USA.

Als Paukenschlag gleich zu Beginn der Hollande-Reise veröffentlichten die beiden Präsidenten in der Washington Post eine gemeinsame Erklärung, in der sie ihre führende Rolle bei der Erhaltung der "globalen Sicherheit" herausstellten:
"Weitere Nationen müssen sich mit uns die Lasten und Kosten der Führung teilen. Weitere Nationen müssen ihren Teil der Verantwortung für die globale Sicherheit und den Frieden übernehmen und sich für die Freiheit und die Menschenrechte einsetzen,"schrieben Obama und Hollande in ihrer Erklärung.
Mit anderen Worten heißt das: Obama und Hollande fordern weitere Nationen dazu auf, sich wie sie selbst über das Völkerrecht hinwegzusetzen und sich ihrem staatlich praktizierten Gangstertum anzuschließen.

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Von den führenden terroristischen Staaten der Welt war ja auch kaum etwas anderes als dieser selbstbeweihräuchernde Unsinn zu erwarten. Die von den USA angezettelten Kriege im Irak und Afghanistan, in denen schon mehr als eine Million Menschen getötet wurden, sind noch immer schwärende Wunden. Und auch die Franzosen haben sich in letzter Zeit mit vier völkerrechtswidrigen Interventionen in Afrika als Kriegstreiber hervorgetan – an der Elfenbeinküste, in Libyen, in Mali und zuletzt in der Zentralafrikanischen Republik.

Die Berufung auf verbrecherische Angriffskriege gegen fremden Länder als Beleg für eine Führungsrolle bei der Erhaltung der globalen Sicherheit und des Friedens ist wirklich ekelerregend. Es ist ein verstörendes Zeichen für die zunehmende Gesetzlosigkeit in der Welt, die besonders auf das rücksichtslose Vorgehen der Regierungen in Washington und Paris zurückzuführen ist.

Obama und Hollande behaupten sogar dreist, die Kriegsdrohungen, die sie im August und September letzten Jahres gegen Syrien gerichtet haben, hätten die syrische Regierung veranlasst, ihre Chemiewaffen auszuliefern.

In Wirklichkeit waren die USA und Frankreich kurz davor, gestützt auf einen Propagandacoup ihrer bezahlten Söldner, der Hunderte von Frauen und Kindern tötete, ein weiteres Kriegsverbrechen zu begehen.

Nur die Empörung der Weltöffentlichkeit und die geschickte russische Diplomatie haben Washington und Paris gezwungen, von ihrem beabsichtigten Angriff auf Syrien abzulassen. Die Verursacher der unter falscher Flagge durchgeführten Giftgasangriffe und die US-amerikanischen und französischen Kriegstreiber müssen ermittelt und angeklagt werden; auf die selbstbeweihräuchernden Darstellungen in servilen westlichen Medien können wir verzichten.

Für schöne Fotos im Verbrecheralbum erweist Obama seinem französischen Gast in dieser Woche alle nur denkbaren geheuchelten Ehren. Der Franzose liefert der US-Regierung dafür die politische und moralische Unterstützung, die sie zur Kaschierung ihres weltweiten imperialistischen Zerstörungswerkes dringend braucht. Ohne die Franzosen wären die USA als größter terroristischer Staat der Welt oder als "Supermacht", wie sie sich in ihrer Überheblichkeit gern selbst nennen, völlig isoliert.

Diese französische Rückendeckung wird nicht nur für den nackten US-Staatsterrorismus in Syrien, sondern auch für die schändliche Behandlung des Irans geliefert. Die Franzosen verleihen der US-Behauptung Glaubwürdigkeit, bei den Verhandlungen zwischen den 5 Vetomächten + Deutschland und Teheran ginge es darum, "den Iran am Erwerb von Atomwaffen zu hindern". Das ist eine lächerliche Schutzbehauptung, die kaum noch irgendjemand glaubt; sie dient nur dazu, die barbarischen Sanktionen zu rechtfertigen, mit denen das iranische Volk stranguliert werden soll. Es ist eine Schande, dass die französische Regierung diese widerliche Politik der USA gegenüber dem Iran gutheißt.

Zur gegenseitigen Belohnung werden diese beiden Schurkenstaaten in Zukunft in Afrika gemeinsame Sache machen. Obama und Hollande haben dazu verkündet:
"Nirgends wird unsere neue Partnerschaft so deutlich sichtbar wie in Afrika."
Die beiden Präsidenten behaupten, Frankreich schlage "mit logistischer und geheimdienstlicher Unterstützung der USA die Al-Qaida-Terroristen in Mali zurück" und versuche "gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen zentralafrikanischen Staaten zu verhindern". Wie ich schon früher in dieser Kolumne nachgewiesen habe, sind das blanke Lügen.

Das völkerrechtswidrige französische Eingreifen in Afrika hat nur zu mehr Instabilität und Gewalt geführt und dient einzig und allein dazu, den Neoimperialisten den Zugriff auf die Bodenschätze des reichsten Kontinentes der Erde zu sichern. Mit dem zynischen Vorwand, "Sicherheit, menschenwürdige Verhältnisse und Frieden" bringen zu wollen, werden die eigentlichen Motive kaschiert: die Sicherung der wertvollen Bodenschätze für das westliche Kapital und die Unterbindung der legitimen Wirtschaftsbeziehungen, die China im Lauf der letzten Jahrzehnte in Afrika aufgebaut hat.

Als größte ehemalige Kolonialmacht hat Frankreich durch seine Sprache und seine historischen Kontakte einen viel besseren Zugang zu Afrika als die USA und wird deshalb bei der militärischen Zurückeroberung dieses Kontinents dringend gebraucht.

Ein typischer Fall ist Dschibuti am Horn von Afrika. Diese ehemalige französische Kolonie mit ihrer frankofonen Regierung beherbergt eine Militärbasis für rund 4.000 US-Soldaten – das Camp Lemonnier direkt neben einem großen Zivilflughafen. Von dieser Basis aus steuern die US-Amerikaner Drohnen, Kampfhubschrauber und Transportflugzeuge, um ihre kürzlich neu aufgestellte US East Africa Response Force bei ihren Einsätzen in Somalia, im Sudan, in Kenia und in anderen afrikanischen Staaten zu unterstützen.

Deshalb wurde Hollande in dieser Woche so begeistert von Obama empfangen. Trotz aller blumigen, hochtrabenden Sprüche ging es dabei vor allem darum, die USA und Frankreich zu einem neuen terroristischen Tango-Paar zu vereinen, und die beiden Präsidenten wussten das auch.

Übersetzung: Wolfgang Jung, luftpost-kl.de



Kriegskanzlerin Merkel, Chefin der Kriegskoalition CDU/CSU/S?PD am 15.02.2014: >>> Will mehr Militärkooperation mit Frankreich. Als Beispiele nannte sie Mali und die Zentralafrikanische Republik......

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Der neue US-amerikanisch-russische Kalte Krieg

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Von Pepe Escobar
Übersetzt von Lars Schall
Lernen Sie den neuen (kalten) Krieg kennen, denselben wie den alten (kalten) Krieg. Denselben, denselben, aber anders. An einem Tag sind‘s die unzähligen Implikationen von Washingtons “Schwenk” gen Asien – im Sinne von der Eindämmung Chinas. Am nächsten Tag ist’s der mehrjährige Versuch, Russland einzubuchsen. Es wird nie langweilig im New Great Game in Eurasien.*

Bezüglich Russlands war die Verunglimpfung ausgerechnet von Sochi – der inhärenten Dummheit der westlichen Massenmedien-”Standards” zuzuschreiben – nur eine Nebenhandlung der Hauptshow, die immer persönlich wird; die unerbittliche Dämonisierung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. [1]

Doch Nulandgate – im Sinne von US Assistant Secretary of State Victoria “Neo-Con” Nuland, die ihr berühmtes “F**k the EU” ausspricht – war weitaus ernster. Nicht wegen der “Gotteslästerung” (Lobet den Herrn!), sondern wegen der Bereitstellung dessen, was das US-Think-Tankland als “einen Beweis des amerikanischen strategischen Denkens” feiert.

Hier ist das Spiel in aller Kürze zusammengefasst. Deutschland fernsteuert einen der Führer des ukrainischen Protests, Schwergewichtsboxer Vitali Klitschko. [2]

“F ** k the EU” richtet sich im Wesentlichen in Richtung Berlin und Klitschko, seinem wichtigsten Schützling. Washington sieht, dass dies nirgendwo hinführt, da Deutschland immerhin langsam eine komplexe Energie-Investment-Partnerschaft mit Russland aufgebaut hat.

Die Obama-Regierung will Ergebnisse – schnell. Nuland selbst betonte (prüfen Sie es ab Minute 07:26), dass Washington in den vergangenen zwei Jahrzehnten für die “Demokratisierung” der Ukraine über 5 Milliarden US-Dollar “investiert“ hat. Also jawohl: Das ist “unser” Spiel, und die EU ist im besten Fall ein Ärgernis, während Russland der große Spielverderber bleibt. Willkommen zu Washingtons ukrainischer “Strategie”.

Das ukrainische Schachbrett

Das US-Think Tankland geht jetzt auch mit der Vorstellung haussieren, dass die Obama-Regierung bei einer Strategie des Gleichgewicht der Macht fachmännisch geschickt sei. Libyen als Teil dieser “Strategie” aufzunehmen ist ein schlechter Witz; Libyen nach Gaddafi ist ein gescheiterter Staat, mit freundlicher Unterstützung der humanitären Bombardierung durch die North Atlantic Treaty Organization. In der Zwischenzeit läuft die US-”Strategie” in Syrien darauf hinaus, Araber in Scharen Araber töten zu lassen.

Iran ist viel komplexer. Die Obama-Regierung kalkuliert wohl, dass sie durch Gespräche zwischen dem Iran und den P5 +1 – den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland – in der Lage sein wird, die Russen, die Teheran nahestehen, auszumanövrieren. Dies unter der Annahme, dass die Obama-Regierung wirklich ein Atomabkommen mit dem Iran will, das später die Schleusen der westlichen Wirtschaft öffnet.

Bezogen auf Syrien besteht die russische Position darin, die Oberhand zu behalten; nicht zu erwähnen, dass Putin Obama vor einem weiteren Krieg im Nahen Osten rettete. Syrien war ein russischer Sieg; kein Wunder, dass Washington von einem Sieg in der Ukraine träumt.

Wir können das, was vor sich geht, nunmehr als Remix der Orangenen Revolution 2004 interpretieren. Aber Das Große Bild reicht viel weiter zurück – von der NATO-Erweiterung in den 1990er Jahren bis hin zu amerikanischen NGOs, die versuchten, Russland zu destabilisieren, dem NATO-Flirt mit Georgien, und diesem Raketenabwehrsystem so nah an russischen Grenzen.

In einem Stil, der bereits zum Markenzeichen der Obama-Administration geworden ist, qualifiziert sich die Unterstützung des Außenministeriums für Anti-Russland- und Pro-EU-Proteste in der Ukraine als “Führen von hinten” (Sie erinnern sich an Libyen?).

Dies wird komplett mit “humanitärer” Reizwirkung, Aufrufen zur “Versöhnung” und einer Gut gegen Böse-Dichotomie geliefert, die einen Antrieb Richtung Regime-Wechsel maskiert. Lassen Sie alle Hoffnung fahren, Stimmen der Vernunft auf den US-Unternehmensmedien wie Princetons Stephen Cohen zu finden, der es in diesem Stück auf den Punkt bringt und betont, dass die wesentliche Offenbarung von Nulandgate die “war, dass hochrangige US-Beamte den Plot schmiedeten, der Geburtshelfer einer neuen, anti-russischen Regierung der Ukraine durch Verdrängung oder Neutralisierung ihres demokratisch gewählten Präsidenten zu sein – das heißt, einen Staatsstreich.”

Hier zeigt sich die “Strategie” deutlich als Marionette der USA jetzt – Putsch oder kein Putsch –, statt EU-Marionette später. Niemand am Beltway schert sich drum, dass Viktor Janukowitsch legal zum Präsidenten der Ukraine gewählt wurde, und dass er das Recht hat, einen zweifelhaften Deal mit der EU abzulehnen.

Und niemand am Beltway sorgt sich drum, dass die Proteste nun vom Pravy Sektor (Rechts-Sektor) angeführt werden – eine böse Ansammlung von Faschisten, Hooligans, Ultranationalisten und allerlei unappetitlichen Neonazi-Elementen, den ukrainischen Entsprechungen zu Bandar Bushs Dschihadisten in Syrien.

Doch die US-”Strategie” bestimmt, dass Straßenproteste zum Regime-Wechsel führen sollen. Sie gilt für die Ukraine, aber sie gilt nicht für Thailand.

Washington will einen Regime-Wechsel in der Ukraine nur aus einem Grund; im weiteren Zusammenhang des New Great Game in Eurasien entspricht dieser grobgefasst dem, dass Texas aus den USA austritt und zu einem russischen Verbündeten wird.

Dennoch ist dieser Schachzug zum Scheitern verurteilt. Moskau bieten sich Myriaden an Möglichkeiten, um wirtschaftlichen Einfluss in der Ukraine einzusetzen; es hat Zugriff auf viel bessere Intel als die Amerikaner, und die Demonstranten / Banden / Neo-Nazis sind nur eine lärmende Minderheit.

Washington wird zäherweise nicht aufgeben, denn es sieht sowohl die politische Krise in der Ukraine, als auch die entstehende Finanzkrise in Kasachstan als “Chancen” (Obama-Jargon), um die wirtschaftlichen / strategischen Interessen Moskaus zu gefährden. Es ist, als ob am Beltway für eine weit verbreitete Finanzkrise in der von Russland angeführten Zollunion (Russland, Kasachstan und Weißrussland) gebetet würde.

Beten ist in der Tat alles, was ihnen bleibt, während der EU bei all dem ganzen grandiosen rhetorischen Wunschdenken ein geteiltes Durcheinander bleibt. Nach Sotschi wird Vlad der Hammer mit aller Macht wieder im Geschäft zurück sein. Nuland und Co., achtet auf Eure Rücken.

Quellen:

1. Journalistic malpractice & the dangers of Russia-bashing, RT, February 9, 2014.
2. EU Grooming Klitschko to Lead Ukraine, Der Spiegel Online, December 10, 2013.

* Anmerkung des Übersetzers zu New Great Game: das ursprüngliche Great Game (Das Große Spiel) sah den Streit des Britischen Empire und des russischen Zarenreichs um die Vorherrschaft in Zentralasien, darunter in Afghanistan 1839 und 1878. Bekanntlich waren die Briten nicht besonders erfolgreich, wie man u. a. aus dem “Trauerspiel von Afghanistan“ aus der Feder von Theodor Fontane weiß (siehe auch “Grab von Imperien“). Popularisiert wurde der Begriff Great Game von Rudyard Kipling (“Now I shall go far and far into the North, playing the Great Game …”). Die quasi-Neuauflage, die als New Great Game bezeichnet wird, sieht den geo- und energiepolitischen Streit um die Vorherrschaft in Zentralasien / Transkaukasus / Eurasien zwischen den USA / der NATO vs. Russland / China / Shanghai Cooperation Organisation. Siehe zum Beispiel mehr dazu in Murat Altuglu: “The New Great Game. Energiepolitik im kaspischen Raum“, Bouvier, 2006.

Tlaxcala
Original

Der neue Kalte Krieg wird heißer

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Mowitz
Kaum hatte der aus Deutschland ferngesteuerte ukrainische Putschist Vitali Klitschko, seine Gönnerin Angela Merkel nach vertraulichen Gesprächen verlassen, nahmen die Krawalle in Kiew erneut Fahrt auf. Wie die Mainstream meldet, soll es nach dreiwöchiger Ruhe in Kiew wieder zu heftigen Straßenschlachten zwischen Putschisten und ukrainischen Sicherheitskräften gekommen sein. Diesmal soll es bereits 18 Tote gegeben haben. Gezielt gestreute Gerüchte, der demokratisch gewählte Präsident der Ukraine, Janukowytsch, habe bereits die Ukraine Hals über Kopf per Flug verlassen, wurden vom Parlamentspräsidenten Wladimir Rybak dementiert.

Klitschko, von der CDU-Konrad-Adenauer-Stiftung ausgebildeter Experte für die Destabilisierung der Ukraine, der Wahlen nicht gewinnt, und sein Mitputschist Arsenij Jazenjuk hatten von der deutschen CDU-Chefin Merkel Sanktionen gegen die Ukraine eingefordert, um Janukowytsch für einen von den "Fuck the EU!"-USA, Deuschland und der EU betriebenen Rücktritt von seinem Präsidentenamt gefügig zu machen. Merkel lehnte, Presseberichten zufolge, das Ansinnen jedoch ab, obwohl erst vor wenigen Tagen ihr S?PD-Außenminister Steinmeier genau damit der Ukraine bereits gedroht hatte. Inzwischen soll Steinmeier wieder zurückgerudert sein und sich bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau, harsche Kritik eingehandelt haben.
"Seit einigen Monaten gibt es in der Ukraine Proteste der politischen Opposition und ihrer Unterstützer – scheinbar als Reaktion auf die Weigerung des ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch, ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union abzuschließen, das von vielen politischen Beobachtern als erster Schritt zum EU-Beitritt gesehen wird. Die Proteste blieben bis zum 17. Januar größtenteils friedlich – bis sich Protestierende mit Schlagstöcken, Helmen und Molotowcocktails bewaffneten, mit brutaler Gewalt auf die Polizei losgingen, Regierungsgebäude stürmten und auf alle einschlugen, die sie für Anhänger der Regierung hielten; besonders auf den Straßen Kiews richteten sie schwere Verwüstungen an. Wer sind diese gewaltbereiten Extremisten, und welcher Ideologie hängen sie an?

Diese politische Sammelbewegung wird als "Pravy Sektor", das bedeutet Rechter Sektor, bezeichnet und setzt sich aus mehreren ultranationalistischen, rechtsextremen bis faschistischen Gruppierungen zusammen, darunter die "Svoboda-" oder Freiheitspartei, die "Patrioten der Ukraine", die "Ukrainische Nationalversammlung – Verteidiger der nationalen Unabhängigkeit" / UNA-UNSO und "Trizub" (Dreizack). Diese Organisationen haben sich unter einer äußerst antirussischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Ideologie vereint. Außerdem verehren sie gemeinsam die so genannte "Organisation ukrainischen Nationalisten", die von Stepan Bandera, dem berüchtigten Nazi-Kollaborateur, gegründet wurde, der aktiv gegen die Sowjetunion gekämpft hat und an einigen der schlimmsten Gräueltaten beteiligt war, die im Zweiten Weltkrieg auf beiden Seiten begangen wurden."
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Washingtons Vorstellung von der Einverleibung der Ukraine ins westliche W(ä)rtesystem, geht nicht völlig konform mit den Interessen Berlins. Deutschland hat langsam eine komplexe Energie-Investment-Partnerschaft mit Russland aufgebaut auf die es schon im eigenen deutschen Interesse Rücksicht nehmen sollte und auch muss.

Washington dagegen hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten für die “Demokratisierung” der Ukraine über 5 Milliarden US-Dollar “investiert“. Die Deutschen wären gut beraten sich machtpolitisch zurückzuhalten und nicht mit den USA in einen verbrecherischen Wettstreit um die Beherrschung des Ostens einzutreten.

Frankreich und die USA schmieden derweil an einer neualten Allianz, die nicht nur zur Eroberung Afrikas angelegt sein muss. Aber ein Warnschuss in Richtung Berlin ist sie allemal. In Europa wird eben nicht wieder Deutsch gesprochen; obwohl Dudelwackar, (Dummschwätzer), Volker Kauder es gerne hätte. Die Arroganz der Macht wird schon mit der ihr eigenen Dynamik immer schneller dafür sorgen, dass Machthaber die Bodenhaftung verlieren, und ganze Völker zur Schlachtbank führen, um sie im Namen nationaler Interessen, die in Wirklichkeit Kapitalinteressen sind, zu opfern. Allein die von verschiedenen Wall-Street-Regierungen zu verantwortenden illegalen Angriffskriege des neuen Millenniums, (Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien etc.), haben weit über eine Million Todesopfer gefordert. Derweil die Nutznießer der Kriege im Trockenen sitzen und nach gewinnbringenden Anlagen für neu erbeutete Milliarden Ausschau halten. Die Rüstungsindustrie bietet sich dabei immer als sicherer Geheimtipp zur Kapitalvermehrung an.

FH

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Bush’s Kinder

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Ellen Rohlfs اِلِن رُلفس

Nicht seine Töchter
die wohlbehütet und gesund in Texas ,
sich in der Aura des Präsidentenvaters sonnen,
ein vergnügliches Leben im Überfluss ,
kein schlechtes Gewissen –
und von Folgendem sicher keine Ahnung haben.

Ich meine Kinder Afghanistans,
die nach Bushs „Kreuzzug gegen das Böse“
nun in den Dörfern um Jalalabad das „Licht der Welt erblicken“ sollten
deren Gestalt ..unaussprechlich ...
Die Mütter ahnen nicht, was auf sie zukommt.
Sie glaubten, dem Krieg lebend entronnen zu sein.
Sie glaubten, das Leben ginge weiter wie vorher –
Es war so schon hart genug.

Doch Bushs Uran-Munition*
gegen angebliche Terroristennester
Wirkt teuflisch weiter – unspürbar, unsichtbar
als Phantom zerstörend durch die Gegend geisternd
- unvorstellbar -
noch Ewigkeiten lang -
entlädt es in monströs wirkenden Strahlen
ominöse Energien auf alles Lebendige -
verstört werdendes Leben im Mutterleib ....

Dann die Geburt --
entsetzt starren Mütter auf ihr Neugeborenes
Was ist das? Ein Mensch?
Fassungslos steh’n sie vor dem Wesen,
das in ihnen wurde:

Riesig rote Flecken anstelle von Augen,
die nicht sehen,
Rote Wülste um offenen Mund
Ohren, die nicht hören
Und die Nase ?.
Verkrüppelte Gliedmaßen –
Fleischklumpen anstelle von Händen und Füßen
Riesiger Doppelkopf auf winzigem, aufgeblähtem Leib ...

lebensfähig ?
die Zukunft eines Volkes in Kriegszonen von heute?
Die Zukunft der Menschheit?
Selbstzerstörung !

Ich frage:
Wer denkt sich solche Waffen aus?
Wer lässt solche Waffen anwenden?
Wer lässt weiter solche Waffen auf angebliche Feinde los –
Nachdem die Folgen bekannt sind –
Nicht nur an Neugeborenen,

auch an Erwachsenen
ja, an den eigenen Soldaten,
die seit Jahren elendiglich zu Grunde gehen.

Wer kann behaupten,
Im Namen seines Gottes gegen „Schurkenstaaten“
einen „Kreuzzug“ führen zu müssen ...
Und Europa macht mit --- auch unsere Regierung

Bush’s Kinder – nicht die in Texas –
Die in Afghanistan, im Irak und überall dort
Wo Bush’s Armee gegen „das Böse“ und den angeblichen Terror vorgeht
Anscheinend nicht ahnend, dass sie „das Böse“ verkörpert,
dass sie den Terror schürt.

Was haben diese Kinder und ihre Mütter getan?

Wer macht diesem mörderischen Tun ein Ende?



(*Seit 1991 hat nach Anwendung durch die USA von mit Uran abgereicherter Munition die Häufigkeit der Missbildung an Neugeborenen in Afghanistan und im Irak um 400-600 % zugenommen. Hier wüten auch Krebs und Leukämie, auch unter US-Veteranen, was aber verheimlicht wird. Quelle: globalresearch; Zeit-Fragen)

Tlaxcala

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'Guter' Krieg, 'Böser' Krieg

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Von John Pilger
Antiwar.comOriginalartikel
Vor fünfzig Jahren rettete E.P. Thompsons The Making of the English Working Class (Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse) das Studium der Geschichte vor den Mächtigen. Könige und Königinnen, Landbesitzer, Industrielle, Politiker und Imperialisten hatten einen großen Teil des öffentlichen Gedächtnisses unter ihrer Kontrolle. 1980 zeigte Howard Zinns A Peoples History of the United States (Eine Volks-Geschichte der Vereinigten Staaten) ebenfalls, dass es sich bei den Freiheiten und Rechten, deren wir uns bis auf Widerruf erfreuen – Redefreiheit, Versammlungsfreiheit, Gerichtssystem, Minderheitenrechte – Errungenschaften einfacher Menschen waren, nicht das Geschenk von Eliten.

Wie Journalisten spielen Historiker ihre ehrenhafteste Rolle, wenn sie Mythen auffliegen lassen. Eduardo Galeanos The Open Veins of Latin America (Die offenen Venen Lateinamerikas, erschienen 1971) schaffte das für die Menschen eines Kontinents, deren historisches Gedächtnis durch die Oberherrschaft der Vereinigten Staaten kolonisiert und verändert worden war.

Der „gute” Weltkrieg von 1939-45 gibt ein unerschöpfliches moralisches Bad ab, in dem die in der „Friedenszeit“ durchgeführten Eroberungszüge des Westens gesäubert werden. Die entmystifizierende historische Untersuchung steht dem im Weg. Richard Overys 1939: The Countdown to War (1939: Der Countdown zum Krieg) ist eine umwerfende Aufklärung darüber, dass diese Katastrophe nicht unabwendbar war.

Wir brauchen derartige Klärungen der Rauchschleier mehr denn je. Die Mächtigen möchten, dass wir glauben, dass die Thompsons, Zinns und Galeanos nicht mehr nötig sind: dass wir, wie das Time-Magazin es ausdrückt, „in einer ewigen Gegenwart“ leben, in der die Reflexion auf Facebook beschränkt und die Präsentation der Geschichte Hollywood vorbehalten ist. Das ist ein Trick, um sich in das Vertrauen zu schwindeln. In 1984 schrieb George Orwell: „Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit.“

Die Menschen Koreas verstehen das gut. Das Massaker auf ihrer Halbinsel nach dem Zweiten Weltkrieg ist bekannt als der „vergessene Krieg,“ dessen Bedeutung für die gesamte Menschheit lange verschwiegen wurde in Militärgeschichten á la Kalter Krieg gegen das Böse.

Fliegerbomben zerstören Lager- und Hafenanlagen
in Wŏnsan, Nordkorea (1951)
Bild: Wiki, public domain

Ich habe gerade The Korean War: A History (Der Koreakrieg - Eine Geschichte, erschienen 2010) von Bruce Cumings gelesen, Professor für Geschichte an der Universität von Chicago. Zuvor sah ich Cumings in einem Interview in Regis Tremblays außergewöhnlichem Film The Ghosts of Jeju (Die Geister von Jeju), der den Aufstand der Bewohner der Insel Jeju im Süden Koreas im Jahr 1948 und die Kampagne der heutigen Inselbewohner darstellt, die den Bau einer Militärbasis mit amerikanischen Raketen aufhalten wollen, welche provokant gegen China gerichtet sind.

Wie die meisten Koreaner protestierten die Bauern- und Fischerfamilien gegen die sinnlose Aufteilung ihres Landes 1945 zwischen Norden und Süden – eine Grenze, die von einem amerikanischen Regierungsvertreter, nämlich Dean Rusk, der „etwa um Mitternacht des Tages, an dem wir Nagasaki mit einer Atombombe vernichtet haben, eine Landkarte zu Rate gezogen hat,“ schrieb Cumings, entlang dem 38. Breitengrad gezogen wurde. Der Mythos eines „guten“ Korea (der Süden) und eines „bösen“ Korea (der Norden) war erfunden.

In der Tat besitzt Korea, Nord wie Süd, eine bemerkenswerte Volksgeschichte des Widerstands gegen Feudalismus und fremde Okkupation, besonders die durch Japan im 20. Jahrhundert. Nachdem die Amerikaner 1945 Japan besiegt hatten, besetzten sie Korea und stellten diejenigen, die gegen die Japaner gekämpft hatten, oft als „Commies“ hin. Auf der Insel Jeju wurden um die 60.000 Menschen durch Milizen massakriert, die von amerikanischen Offizieren unterstützt, gelenkt und in einigen Fällen kommandiert wurden.

Diese und andere Gräueltaten, über die nicht berichtet wurde, bildeten das „vergessene“ Vorspiel zum Koreakrieg (1950-53), in dem mehr Menschen getötet wurden, als Japaner im gesamten Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sind. Cumings liefert eine frappierende Abrechnung über das Ausmaß der Zerstörung der Städte im Norden: Pjöngjang 75%, Sariwon 95%, Sinanju 100%. Große Dämme im Norden wurden bombardiert, um riesige Wasserschwälle zu entfesseln. „Anti-Personen“-Waffen wie zum Beispiel Napalm wurde an Zivilisten getestet. Cumings hervorragende Untersuchung hilft uns zu verstehen, warum das heutige Nordkorea so eigenartig erscheint: ein Anachronismus, verfestigt durch eine andauernde Mentalität der Belagerung.

„Die ungehemmte Maschinerie des Brandbombenabwurfs wurde drei Jahre lang gegen den Norden entfesselt,“ schrieb er, „und ergab ein Ödland und ein Maulwurfs-Volk, das den Unterschlupf in Höhlen, Bergen, Tunnels und Gräben zu lieben gelernt hatte, eine unterirdische Welt, die zur Grundlage wurde für den Wiederaufbau eines Landes und zum fortwährenden Mahnmal für den Aufbau eines wilden Hasses auf allen Ebenen der Bevölkerung. Deren Wahrheit ist kein kaltes, antiquarisches, nutzloses Wissen,“ zitiert Cumings Virginia Woolf, welche beschreibt, wie das Trauma dieser Art von Krieg „zum Gedächtnis wird.“

Der Guerillaführer Kim Il Sung hatte 1932 begonnen, die japanischen Militaristen zu bekämpfen. Jedes Merkmal, das dem von ihm begründeten Regime angehängt wird – „kommunistisch, Schurkenstaat, böser Feind“ – ist abgeleitet von einem schonungslosen, brutalen, heroischen Widerstand: erst gegen Japan, dann gegen die Vereinigten Staaten von Amerika, die zudem drohten, Atombomben auf das Geröll abzuwerfen, das ihre Bomber hinterlassen hatten. Cumings deckt die Auffassung als Propaganda auf, dass Kim Il Sung, der Anführer des „bösen“ Korea, ein Lakai Moskaus war. Im Gegenteil, das Regime, das Washington für den Süden, das „gute“ Korea erfand, wurde weitgehend von denen betrieben, die mit Japan und Amerika kollaboriert hatten.

Der Koreakrieg weist eine unerkannte Besonderheit auf. Es geschah in den rauchenden Ruinen der Halbinsel, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich in das verwandelten, was Cumings als „einen Archipel des Weltreichs“ bezeichnet. Als die Sowjetunion in den 1990ern zusammenkrachte, war es so, als wäre der gesamte Planet zum amerikanischen erklärt worden – sonst ...

Aber da ist jetzt China. Die derzeit gebaute Militärbasis auf der Insel Jeju wird gegen die chinesische Metropole Shanghai gerichtet sein, weniger als 300 Meilen entfernt, und das industrielle Kernstück des einzigen Landes, dessen wirtschaftliche Macht wahrscheinlich die der Vereinigten Staaten von Amerika überflügeln wird. „China,“ sagt Präsident Obama laut einer durchgesickerten Notiz, „ist unsere rasch aufkommende strategische Bedrohung.“ Bis 2020 werden nahezu zwei Drittel der Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika in die asiatisch-pazifische Region verlegt sein. In einem Bogen, der sich von Australien über Japan und darüber hinaus erstreckt, wird China von Raketen der Vereinigten Staaten von Amerika und von mit Atomwaffen bestückten Flugzeugen eingekreist sein. Wird diese Bedrohung für uns alle auch „vergessen“ sein?

Übersetzung: Klaus Madersbacher, antikrieg.com

Bosnien bietet ein Horrorbild der Zukunft Europas

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Von Igor Štiks
Übersetzt von  Michèle Mialane
Herausgegeben von
Fausto Giudice Фаусто Джудиче فاوستو جيوديشي
Die gewöhnlichen Menschen in Bosnien-Herzegowina zeigen Europa, wie man es vermeiden kann, auf eine Katastrophe hin schlafzuwandeln, die so ungeheuerlich werden könnte, wie die von 1914.

Genau 30 Jahre, nachdem die Olympische Flamme 1984 in Sarajevo entzündet wurde, stand die Stadt schon wieder in Flammen. In den letzten Wochen haben Demonstranten die Regierungsgebäude überfallen, in einem Zornausbruch gegen ihre soziale Lage, die endemische Armut, die aussterbende Ökonomie und den Morast des sozialen und politischen Lebens. Als 1984 die Flamme entzündet wurde war ich 7, und wohnte direkt gegenüber dem Olympischen Stadion. Zwei Wochen lang konnten wir nicht schlafen, so hell brannte die Flamme. Aber zugleich waren wir sehr glücklich: die Flamme bedeutete Wohlfahrt, Frieden und unbegrenzte Möglichkeiten.

Die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke über die Drina,
in der Stadt Višegrad, in der heutigen
Serbischen Republik, in Bosnien und Herzegowina
Damals bot Sarajevo ein Bild dessen, was die EU sich für ihre Mitgliedsstaaten wünschte: Wohlstand, Vielfalt und Laizität, mit gut höchstleistenden Industriebetrieben, sozialer Gleichheit, einer beneidenswerten sozialen Mobilität und einem unaufhörlichen Wachstum. Wie es wir inzwischen wissen konnte die EU diesem ehrgeizigen Vorhaben nicht gerecht werden.

Genau 30 Jahre, nachdem die Olympische Flamme 1984 in Sarajevo entzündet wurde, stand die Stadt schon wieder in Flammen. In den letzten Wochen haben Demonstranten die Regierungsgebäude überfallen, in einem Zornausbruch gegen ihre soziale Lage, die endemische Armut, die aussterbende Ökonomie und den Morast des sozialen und politischen Lebens. Als 1984 die Flamme entzündet wurde war ich 7, und wohnte direkt gegenüber dem Olympischen Stadion. Zwei Wochen lang konnten wir nicht schlafen, so hell brannte die Flamme. Aber zugleich waren wir sehr glücklich: die Flamme bedeutete Wohlfahrt, Frieden und unbegrenzte Möglichkeiten.

Damals bot Sarajevo ein Bild dessen, was die EU sich für ihre Mitgliedsstaaten wünschte: Wohlfahrt, Vielfalt und Laizität, mit gut höchstleistenden Industriebetrieben, sozialer Gleichheit, einer beneidenswerten sozialen Mobilität und einem unaufhörlichen Wachstum. Wie wir es inzwischen wissen, konnte die EU diesem ehrgeizigen Vorhaben nicht gerecht werden.

Stummer Morgen, von  Mirza Ajanovic, Sarajevo 1992

Ein anderes Bild aus der Vergangenheit gibt es noch. Zehn Jahre nach den Olympischen Spielen lag Sarajevo in Ruinen - gerade das Bild dessen, was Europa für endgültig vorbei hielt: eine belagerte und zerstörte Stadt, Opfer des neu erstandenen Nationalismus und Sektarismus, und Bosnien landweit übersät mit Konzentrationslagern und Massengräbern. Europa schaute tatenlos zu, als würde das Bild, das es auf ewig in ihrer Vergangenheit begraben zu haben, eine allzu hypnotische Wirkung auf den Kontinent haben.

Schritte, eine Installation von Alfredo Pierri, Biennale des Untergrunds, im Atomschutzkeller D-O, ARK Konjic, Bosnien-Herzegowina, 2013.
Der ARK ist ein mächtiger, vorher heimlicher Bunker, der für die jugoslawische kommunistische Führung
im Falle eines Atomkrieges südlich von Sarajevo in Konjic gebaut wurde.

Und schon wieder halten Sarajevo und Bosnien Europa, seiner Gegenwart und seiner Zukunft einen Spiegel vor. Die bosnischen Städte ähneln dem London des Sommers 2011 oder den Pariser Vororten des Jahres 2005: ein Zornausbruch und die wahllose Zerstörung aller Symbole der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Macht. Fast 20 Jahre nach dem Dayton-Friedensabkommen scheinen die lokalen Eliten und internationale Akteure nur über einen Punkt einig sein: wie kann man den Kapitalismus im Lande eilig wieder herstellen. Doch hat eben die Massenprivatisierung zu fast totaler Desindustrialisierung geführt und das Land abhängig gemacht vom Import von Gütern und Dienstleistungen, der über die Versklavung der Bevölkerung und des geschwächten Staates durch Überverschuldung finanziert wird.

Folge dessen ist, dass die ethnisch-nationalistischen Eliten, die am Krieg weitgehend schuldig waren, nach Rückkehr des Friedens belohnt wurden, und zwar nicht nur durch die ethnische Teilung des Landes, sondern auch mit dem ganzen Reichtum der Gebiete, die sie nun im Griff haben. Diese Elite hat die so genannte internationale Gemeinschaft und die Europäische Union über die als „Hohe VertreterInnen“ entsendeten RandpolitikerInnen als ihre Hauptpartner behandelt. Die BürgerInnen sollten ferngehalten werden.

Jedoch gibt es einen großen Unterschied mit den Aufständen, die in anderen europäischen Städten stattgefunden haben, und in diesem Punkt spricht Bosnien die derzeitige Lage in Europa direkt an: hier hat man es nicht mit einer Rebellion diskriminierter und ghettoisierter Gruppen zu tun, die in Randgebieten an der Peripherie der Großstädte abgestellt werden. Hier rebelliert eine ganze Bevölkerung, die wirtschaftlich verarmt, sozial verwüstet und in politische Misere versenkt wurde. Insofern ist Bosnien ein Bild der Zukunft von Europa: unregierbar geworden Bevölkerungen, durch Sparmaßnahmen ausgesaugt und sich selbst überlassen nach dem Zusammenbruch der letzten Überbleibsel des Wohlfahrtstaates - ein Staat ohne jede Aussicht auf Wachstum, der von Eliten mit zweifelhafter, wenn nicht überhaupt fehlender Legitimität regiert wird, die schwer bewaffnete Polizisten loskommandieren, um sich gegen die normalen BürgerInnen zu schützen.

Jedoch bietet Bosnien-Herzegowina heute auch ein anderes Bild. Landesweit wurden Volksversammlungen –Plenen genannt- aufgestellt, und ein besonders lobenswertes Beispiel ist das Plenum von Tuzla, der nun soviel Gewicht errungen hat, dass er im Stande ist, VerantwortungsträgerInnenbei den lokalen Behörden zu ernennen. Hier ist die Rede von gewöhnlichen Menschen, zwar verzweifelt und wütend, aber zugleich fest entschlossen, trotz aller institutionellen Hindernisse für ein besseres Leben zu kämpfen. Sie begnügen sich nicht damit, Parolen auszurufen, wie die Demokratie aussehen sollte, sondern setzen partizipative Demokratie tatsächlich um.


Bosnien bietet uns Szenarien von Unruhen nach dem Bild anderer europäischen Städte, aber auch zugleich einen Ausweg daraus, durch den Kampf seiner BürgerInnen für soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Demokratie. In der Tat bietet Bosnien ein Bild dessen, was Europa werden muss, wenn es nicht wieder auf eine Katastrophe hin schlafwandeln will, wie vor einem Jahrhundert, als die Ermordung des Erzherzogs Franz-Ferdinand in Sarajevo den Ausbruch des ersten Weltkriegs markierte. Damals hat Europa nicht zugehört, gerade so, wie es dem Bild nicht nachgegangen ist, die die olympische Flamme 1984 in Sarajevo vor meinem Fenster warf. Wird es wieder die Botschaft verkennen, welche die bosnischen BürgerInnen ihm heute schicken? Wird Europa sich daran machen, diese Flamme zu ersticken, wobei sie anderswo im Kontinent wieder auflodern wird, sehr bald, wenn es vielleicht zu spät geworden ist?

Das Plenum von Tuzla

Das Plenum von Sarajevo

Quelle: Tlaxcala

Die Übernahme der Ukraine durch das internationale Kapital - Wie lange hält Russland noch still?

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Die Ukraine nahm ihr legitimes Recht wahr und entschied sich Ende vorigen Jahres gegen die Verheißungen der europäischen Bankenunion, (EU), sich mittels eines Assoziierungsabkommen unter ihre Fittiche nehmen zu lassen. Wie böse Zungen der westlichen W(ä)rtegemeinschaft behaupten - nach Druck aus Moskau.

Das hätte Moskau nach Meinung der westlichen W(ä)rtegemeinschaft nicht machen sollen. Druckmittel einzusetzen, so das Selbstverständnis der Herrscher über Geld und Hedgefonds, solche wie George Soros, ist ihr alleiniges Vorrecht. Moskaus Druckmittel bestand aus friedlichen, finanziellen und wirtschaftlichen Zusagen an die Ukraine. So wie die Verlockungen der Bankenunion, mit ihr das Bett zu teilen, übrigens auch. Der ukrainische Präsident begründete sein "Nein" damit, dass sein Land wirtschaftlich noch nicht weit genug für eine Partnerschaft mit der EU (Bankenunion), sei und wollte außerdem noch, dass bei zukünftigen Verhandlungen auch Russland mit einbezogen würde. Das wiederum lehnte die europäische Bankenunion strikt ab.

So weit, so gut. Hier hätte man friedlich auseinandergehen können. Nicht alle Verhandlungen auf dieser Welt führen zu schnellen Ergebnissen und benötigen, so wie ein guter Wein auch, lange Zeit um zu reifen. Also entschied sich Kiew für lukrativere Wirtschaftsbeziehungen zu Russland, was in einer solchen Situation das gute Recht eines jeden souveränen Staates ist.

Und plötzlich, wie in einem gut regiessierten Marionettenstück, brach die "Revolution" in der Ukraine aus. Wie in Syrien der "Bürgerkrieg". "Rebellen" inklusive. Demonstranten besetzten den Maidan Platz (Unabhängigkeitsplatz) in Kiew und forderten den Rücktritt des in einer demokratischen Wahl gewählten Präsidenten. Mit Sicherheit waren auch viele unter denen die auf dem "Unabhängigkeitsplatz" protestierten dabei, die einige Jahre zuvor Janukowitsch in einer freien und geheimen Wahl gewählt hatten.

Der Beltway, dem der Destabilisierungsweg der europäischen Bankenunion zu langsam und zudem nicht erfolgversprechend genug erschien, ließ nun seine bezahlten Kettenhunde von der Leine.

Paul Craig Roberts, ehemaliger Finanzstaatssekretär in der erzkonservativen Reagan-Regierung schrieb neulich in einem Artikel: Vereinigte Staaten von Amerika und Europäische Union bezahlen ukrainische Krawallmacher und Demonstranten, u.a.:
"Wie ich am 12. Februar berichtet habe („Die von Washington orchestrierten Demonstrationen destabilsieren die Ukraine“), teilte die Ministerialdirektorin im Außenministerium Victoria Nuland, eine fanatische Russenhasserin und neokonservative Kriegstreiberin, im vergangenen Dezember dem National Press Club mit, dass die Vereinigten Staaten von Amerika $5 Milliarden in ein Netzwerk „investiert“ haben, um die Ziele der Vereinigten Staaten von Amerika in der Ukraine zu erreichen, nämlich „der Ukraine die Zukunft zu geben, die sie verdient.“ Nuland ist die Vertreterin des Obamaregimes, die in flagranti erwischt wurde, als sie die Mitglieder der ukrainischen Regierung nannte, die Washington der ukrainischen Bevölkerung aufs Auge zu drücken beabsichtigt, sobald die bezahlten Demonstranten die derzeitige gewählte und unabhängige Regierung gestürzt haben."antikrieg.com
Die EU gibt sich immer fürchterlich empört wenn ihr vorgeworfen wird eine unheilige Dienerin des Militarismus und des richtig großen Geldes zu sein. In solchen Situationen will sie nicht gerne an ihren siamesischen Zwillings-Bund mit der North Atlantic Terrorist Organization erinnert werden. Dankbar nahm sie trotzdem die verhüllte Drohung des ewig grinsenden Nato-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen zur Kenntnis, der die ukrainische Regierung davor warnte, die Armee zur Beendigung der blutigen Straßenschlachten in Kiew einzusetzen.
„Die Demokratie bei unseren Nachbarn ist in großer Gefahr. Das erregt bei uns tiefe Besorgnis", sagte Rasmussen
Donnerlittchen auch!

Bild: Wikimedia
Public domain
Ob er diese Warnung wohl ebenfalls aussprechen würde, wenn sich die Menschen in Europa gegen ihre Blutsauger und Peiniger aus der Banken- und Finanzwelt erheben würden? Kein Wort der Demokratieunterstützung gegen große Geldverwalter wie BlackRock Investments, die ein Anlagevermögen von 4.000.000.000.000 $ (Viertausend Milliarden Dollar), etwa das Zehnfache des deutschen Bundeshaushaltes, verwaltet. Damit dieses Geld sich reichlich vermehren kann, gibt es nur einen einzigen Weg: Sozialstaat einstampfen, Renten kürzen, Löhne dumpen samt Finanzblasen produzieren.

Damit Finanzakteure wie BlackRock, riesige Gewinne abwerfen können, an denen das Blut dick geronnen klebt, muss allein in Griechenland aufgrund von Sparzwängen die nur den Finanzakteuren und dem kapitalistischen System geschuldet sind, die Säuglingssterblichkeit um 43 Prozent steigen.

Um die Ukraine von Russland zu entfernen, soll sie an die EU angebunden werden. Dafür setzen Berlin und Brüssel auch auf Erpressung. Entweder die frühere Ministerpräsidentin "Gasgretchen" Julia Timoschenko, wegen Amtsmissbrauch, Korruption und Steuerhinterziehung zu einer mehrjährigen Haftstrafe rechtskräftig verurteilt, darf nach Deutschland ausreisen, so das Ultimatum der Bankenunion bevor die ukrainische Regierung die Verheißungen der EU ins Leere laufen ließ und lieber die vorteilhaften "Druckmittel" Russlands akzeptierte.

Wer betrügt, der fliegt!! Ausgenommen das große Geld. Das regiert nämlich bei uns. Das werden auch die faschistischen und nichtfaschistischen bezahlten Marionetten vom Maidan Platz am eigenen Leib erfahren, falls sie nicht doch noch vorher gestoppt werden.

Aber auch in Russland und der Ukraine gibt es das große Geld der Oligarchen. Janukowitsch soll, wie seine Gegner auch, die Interessen rivalisierender Oligarchenclans vertreten, die sich letztlich denen anschließen, die für ihren Reichtum den größten Nutzen versprechen.

Nach letzten Meldungen soll Timoschenko sich nach ihrer Freilassung auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew quicklebendig und von Bandscheibenbeschwerden keine Spur, mit einer Rede an die Spitze der "Bewegung" gesetzt haben. Auch soll der neue Interims-Innenminister Awakow mitgeteilt haben, dass Vertreter des “Rechten Sektors” und der “Nationalen Selbstverteidigung” an der Führung des Innenministeriums beteiligt werden. Naja, Deutschland wieder in inniger Umarmung mit Kräften der extremen Rechten. Das hatten wir schon einmal 12 Jahre. Zwischen 1933 und 1945. Und wie es ausging, hat man auf der Müllhalde des Vergessens entsorgt.

Es bleibt abzuwarten wie Putin nach Ende der Winterspiele in Sotschi reagieren wird.

FH

Mehr zum Thema:
Gegenmeinung: Die Ukraine: Ein Staat im Osten, den die NATO gern vereinnahmen möchte.....
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Nachtwandler: Die Ukraine und die Wiedergeburt des Faschismus in Europa.....
Gegenmeinung: Systemisches vom Kapitalismus-Krieg: Schafft eins, zwei, drei viele Lampedusas!.....
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Ukraine: Das Kapital schnürt schnell .....(die Schlinge um den Hals seiner Beute)

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Mowitz
Kaum waren die Toten auf dem Maidan-Platz gezählt, 77 Menschen sollen es nach offiziellen Verlautbarungen sein, die jetzt noch schnell dem demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch in die Schuhe geschoben werden und der jetzt, ruck zuck, wegen "Massenmord" gesucht werden soll. Da kuschelt es sich für westliche ÄLITEN, wie Merkel, Steinmeier, Obama, Cameron & Konsorten doch ganz ungeniert viel heimeliger mit den jetzt zu Widerstandskämpfern und Revolutionären mutierten ukrainischen Faschisten, die sich als treue Nachfolger und Bannenträger nationalsozialistischen Ideenguts sehen, und der Mitte der Gesellschaft entsprungen sind.

Ich habe es schon öfters hier zur Sprache gebracht. Nazis und Faschisten von Gewicht, sind nicht springerbestiefelte Glatzen oder Totschläger auf dem Maidan-Platz, sondern die geistigen (Ä)liten die sich hinter ihnen verbergen. Also Leute, die gemeinhin der internationalen Finanzmafia und dem Großkapital zur Hand gehen und es für den Erhalt des Kapitalismus zwischendurch kräftig krachen lassen. Denn nichts lohnt sich mehr für die Reichen, als den Kapitalismus als unumstößliche Weltreligion fest in den Köpfen der weniger Reichen zu verankern. Ein schöner Slogan für Dummies, mit und ohne Klammer, variabel bis zum geht-nicht-mehr, dröhnte vor nicht allzu langer Zeit in unseren Ohren: "Wir sind alle (kleine) Kapitalisten," oder "Wir sind alle keine Kapitalisten." Nur große Kapitalisten ging nicht. "Wir sind alle große Kapitalisten." Nee, da hätten sogar die Dummies aufgemuckt und sich verarscht gefühlt. Und wenn Dummies aufmucken, weiß man nie wie und wo es endet. Scharfschützen auf dem Maidan-Platz machten westliche "Qualitätsmedien" ungesehen und ungeprüft beim Gegner fest. Obwohl schon am Tag zuvor, laut ukrainischem Sicherheitsdienst SBU, 1500 Schusswaffen und 100 000 Stück Munition von radikal gesinnten Oppositionellen, im Klartext also Faschisten, entwendet wurden.

Was immer Janukowitsch für ein politisches Arschloch ist, von denen es in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich und vielen, vielen anderen Ländern in staatstragenden Ämtern, übrigens auch nur so wimmelt; ob er sich ungesetzlich persönlich bereichert hat oder nicht, kann nur ein unabhängiges, nicht gekauftes Gericht, in einem fairen Prozess entscheiden. Bis zu einem Urteil das ihn rechtskräftig schuldig spricht, gilt auch für Janukowitsch im juristischen Sinne die Unschuldsvermutung. An der sich hier aber keine Sau von der politischen Klasse - und die Presse ist Teil der politischen Klasse - halten wird.

Bei dem unrechtsstaatlichen Selbstverständnis das der Westen ganz offen zur Schau stellt, der für sich das Unrecht in Anspruch nimmt, überall und zu jedem Zeitpunkt, selbstherrlich und mit leicht durchschaubaren Lügen, souveräne Staaten zu überfallen, und wieder andere "nur" zu destabilisieren. Ausländische politische Leitfiguren zu dämonisieren um wie ein Gangsterclan "Beute zu machen". Wie z.Z. in Afrika und eben auch in der Ukraine. Vom Iran und Syrien ganz zu schweigen. Wenn es sich nur um ein harmloses Schachspiel handeln würde, könnte man es ja den Hollywood-Inszenierern überlassen. Aber ihre Blutspur hinterlässt Millionen Tote, und Abermillionen Verwundete und Kranke. Viele schon als Neugeborene ganz schlimm gezeichnet. Nicht lebensfähig, siechen sie unter unsäglichen Qualen langsam dem Tod entgegen. Berichtet wird darüber in unseren moralisch völlig verkommenen Medien nicht.

Es bedarf schon ungewöhnlich mutiger und mitfühlender Menschen, die sich diesem Leid annehmen. Einer von ihnen, Siegwart-Horst Günther, Arzt und Antifaschist, wurde nach seiner Entdeckung des Golfkriegssyndroms, wie ein Verbrecher ins Gefängnis geworfen und dort misshandelt. Nicht im Deutschland des Dritten Reiches, oder wie einige hirngewaschene BILD-Leser jetzt meinen könnten, im Deutschland der DDR, nein, das geschah im frisch vereinten Gesamtdeutschland Mitte der 1990er Jahre.

Nun wieder zurück zum eigentlichen Thema. (Manchmal gehen vor lauter Wut die Pferde mit mir durch und ich schweife vom Thema ab. Tschuldigung. Soll auch nie wieder vorkommen.)

Was sagen unsere Pressediener des internationalen Großkapitals heute an herausragender Stelle in ihren Horrorjounaillen?
"Angst vor Staatsbankrott: Amerikaner und Briten bieten Ukraine Finanzhilfe [an]"
Hier versuchen die Wall Street und die City of London, als maßgebliche Machtzentren hinter den schon bald wieder vergessenen Schaumschlägern Obama und Cameron, den Eindruck bei einer unbedarften Leserschaft zu erwecken, das man durch seinen hinterhältigen und völkerrechtswidrigen Staatsputsch mit bezahlten Krawallmachern, für deren langfristige Planung die USA schlappe 5 Milliarden $ in ein "Netzwerk" in der Ukraine investierte, der Ukraine nur Gutes wolle und für sie Opfer und vor allen Dingen Hilfe bereit halten würde.

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Wenn der Begriff Finanzhilfe fällt, und der US-Finanzminister Jack Lew die Ukraine auffordert sich wegen Finanzunterstützung zügig an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu wenden, ist der erste Schritt zur Plünderung der Ukraine getan. Am besten täten die Begünstigten dieser Aufforderung daran, sich dieser Art von "Hilfe" unter lauten "Hilfe-, Hilferufen"  schnellstmöglich zu entziehen.

In diesem von den USA gekauften und zusammengestellten 5 Milliarden Netzwerk, sitzen entweder geistige Flachschirmnieten die nicht wissen wie der IWF sein Geld eigentlich verdient, und was seine Aufgabe ist, oder es ist ihnen egal. Skrupellosen Machtmenschen die wissen wie man sich kaufen lässt, ist das meiste egal. Ihre Mitmenschen sowieso. Das wusste auch schon "Gasgretchen" Julija Timoschenko, die zur Milliardärin wurde und im Jahre 2011 zunächst wegen Amtmissbrauch zu 7 Jahren Haft von einem ordentlichen Gericht verurteilt wurde. Heute traf die eine Füchsin eine andere. Zwei vom selben Schrot und Korn. Hier in einer gelungenen Momentaufnahme!!

Staaten nehmen Kredite auf und zahlen sie nicht zurück. Ein ganz normaler Vorgang, denn so kommt Geld erst zustande, oder feiner und nebulöser ausgedrückt, so wird Geld "geschöpft". Ok, manchmal amortieren sie ein wenig. Um dann wieder neue Kredite aufzunehmen. Was sie aber müssen, sie müssen die Kredite "bedienen". Herrlich! Was man damit sagen will? Zinsen zahlen!! Das schöne mit Zinsen ist, dass man den ursprünglichen Kredit in der Regel mit mehr Zinsen bezahlt als die eigentliche Kreditsumme ausmachte. Erst wenn man das nicht mehr kann, wirds brenzlig. Dann wird gedroht. Von Figuren, die ihr verliehenes Geld nicht erarbeitet, sondern aus dem Nichts, nur durch dieGewährung eines Kredits, schöpften. Will sagen: als "Diener" ist man Knecht. Knecht der Zinsen. Und Knechte haben eine Herrschaft über sich. Die Herrschaft der Bankenmafia. Und das Privilegum zum Geldschöpfen haben die vom Staat erhalten. Alles klar? Wenn nicht, klicke auf den vorigen Link.

Um das Geld für die Zinsen zusammenzuklauben, mit dem Staaten Geldschöpfer bedienen, dürften bald in der Ukraine vermehrt riesige Bodenschätze zu Tage gefördert werden. Als da u.a. wären:
Etwa 5 % der weltweiten Eisenerzvorkommen liegen in der Ukraine. Dazu kommen Bauxit, Blei, Chrom, Speckstein, Gold, Quecksilber, Nickel, Titan, Uran und Zink. Am Schelf des Schwarzen Meeres wurden Erdöl- und Erdgasreserven entdeckt wiki
Mit anderen Worten: die Ukraine ist ein reiches Land und den Banken nur ausgeliefert, weil Banken im Kapitalismus eine "absolut systemische" Position einnehmen, die Realwirtschaft nur eine bedingte.

Wenn die Banken mit "Staatsbankrott" drohen, nehmt die Drohung an. Die Banken würden im eigenen Chaos in Sekundenschnelle untergehen; die Ukraine und andere Staaten in ähnlicher finanzieller Lage, nicht.

Für das ukrainische Volk wäre es vorteilhafter, wenn es das russische Hilfsangebot annehmen würden. Noch ginge es. Allen Drohungen aus dem Westen zum Trotz. Das transatlantische Horrorblatt aus Hamburg feuerte schon den ersten Schreckschuss ab: "Der Kreml mischt sich mit deutlichen Worten in den Machtkampf in der Ukraine ein". So mokiert sich ein Sprachrohr kapitalistischer Kräfte die selbst genau das tun was sie bei anderen kritisieren. Unterwegs ist der Kapitalismus schon seit vier Jahrzehnten. Und das, um mit seiner Erfindung der Globalisierung eine NWO zu etablieren, Mensch und Natur effektiver auszubeuten und sich einzumischen. Überall!

FH
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