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Kernkraftkatastrophen schlummern nicht

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AKWs weltweit, Bild: Wiki Gemeinfrei
Fukushima schläft nicht. Selbst wenn uns das dröhnende Schweigen von Konzern- und Staatskonzernmedien diesen Eindruck vermittelt. Die sind voll damit beschäftigt das Volk mit Porno, Fußball-Wetten und Geschwätz zuzudröhnen. Dafür sind wir dankbar. Denn was in der Welt passiert, ist nur das worüber auch berichtet wird. Wird nicht berichtet gibt es auch nichts.

Lange nichts gehört von Tschernobyl? Obwohl genau die Überreste des explodierten Reaktors, in einem maroden Sarkophag, munter weiter vor sich hinstrahlen.

Eine Außenwand und ein Teil des Dachs in der Maschinenhalle des 1986 explodierten Reaktors im ukrainischen Tschernobyl sind eingestürzt, berichtete RIA NOVOSTI verschämt am 12. Februar 2013. Grund zur Unruhe, wie immer in solchen Fällen, gibt es nicht. Immerhin gab die Pressestelle des AKWs bekannt, dass die Einsturzfläche etwa 600 Quadratmeter betrug. Bei Umweltkatastrophen bestehen bekannterweise zu Anfang der Berichterstattung nie irgendwelche Risiken für die Bevölkerung. Darüber herrscht Konsens zwischen Konzerne, sowie ihrer Konzern- und Staatskonzernpresse. Und Gottseidank tritt auch nie oder kaum Radioaktivität aus. Alles im grünen Bereich. Keine Gefahr für Volk und Vieh.

Man hatte es nie besonders eilig mit den Sicherheitsvorkehrungen nach der Reaktor-Explosion 1986. Erst am 26. Jahrestag der Atomkatastrophe, am 26. April 2012, hatte die Ukraine mit dem Bau eines dringend benötigten neuen Schutzmantels um den explodierten Reaktor begonnen, der als Ersatz für die alte rissige Schutzhülle bis 2015 fertig gestellt werden soll und eine Milliarde Euro kostet. Dann ist, im besten Fall, für ein paar Jährchen Ruhe. Aber strahlen werden die Reaktorreste noch tausende von Jahren weiter und die Betonhülle muss mehrmals jährlich mit Unterhaltungsarbeiten erneuert werden. So viel zur kostengünstigen und umweltfreundlichen Stromversorgung glücklicher Stromverbraucher. Die öffentliche-Meinung-bildenden Traumtänzer die auf unterschiedlichsten Gebieten ihrer Tätigkeit als Berufsprognostiker nachgehen, sagten bei der Einführung dieser nicht beherrschbaren Teufelstechnologie in etwa, dass die Wahrscheinlichkeit für einenen Super GAU so unwahrscheinlich gering sei, dass sie eigentlich nicht existiere. (Für meine schwedischen Leser hier Tage Danielssons, in Schweden berühmter Wahrscheinlichkeitsmonolog von 1979).

Heute, zwei Jahre nach Ausbruch der AKW-Katastrophe in Fukushima, wissen wir, dass diese für den Betreiberkonzern TEPCO keine ernsthaften Folgen hat. Strafrechtlich gehen die Verantwortlichen frei, der Steuerzahler musste dem Konzern mit erheblichen Mitteln unter die Arme greifen um ihn vor dem Konkurs zu bewahren und die Großaktionärsprofite zu retten. Im Kerker landete keiner, obwohl sie dahingehören. Die einzige Augenwischerei bestand darin einige Manager auszutauschen.
"Für die mehreren Millionen Menschen, darunter ca. 300.000 Kinder, in den verstrahlten Gebieten rund um das explodierte Atomkraftwerk, sieht die Situation anders aus. Sie bleiben nach wie vor ohne Hilfe sich selbst überlassen. Weit über ein Drittel der von freiwilligen Ärzten untersuchten Kinder in der Region weisen Anomalitäten in den Schilddrüsen auf, eine mögliche Vorstufe von Schilddrüsenkrebs. Bei mehreren Personen gibt es schon den Verdacht auf Schilddrüsenkrebs, drei von ihnen wurden bereits operiert. Ein Zusammenhang mit dem radioaktiven Fallout wird vom regierungsnahen Gesundheitskomitee bestritten. Hohe Strahlungswerte werden in der ganzen Region Fukushima gemessen. Diese liegen um ein Vielfaches höher als die für Beschäftigte der Atomindustrie geltenden Grenzwerte. Lebensmittel aus den verstrahlten Gebieten werden im großen Stil umdeklariert und gelangen immer häufiger in den Handel. Die Dekontaminierung läuft schleppend, verstrahltes Erdreich wird unter Plastikplanen unter freiem Himmel gelagert, teilweise in den Vorgärten der Anwohner. Gefahren werden vom TEPCO-Konzern und von der Regierung heruntergespielt. Eine unabhängige Gesundheitsbetreuung und -beratung ist nur in einer von Nichtregierungsorganisationen wie „Mütter von Fukushima“ selbst gegründeten Klinik möglich. Axel Köhler-Schnura, Gründungsstifter und Vorstand von ethecon: “Wenn Millionen von Menschen vorsätzlich in hoch-radioaktiv verstrahlten Gebieten zurück gelassen werden und sich selbst überlassen bleiben, dann ist das pure Barbarei. Wenn die Verantwortlichen für die Menschheitskatastrophe in Fukushima nicht zur Rechenschaft gezogen werden, dann ist das hochgradig kriminell.“

Zugleich dauert der Super-GAU an. Nach wie vor ist die Kernschmelze in den Katastrophenreaktoren von Fukushima in Gang und kann jeden Moment außer Kontrolle geraten. Auch steht das Abklingbecken des explodierten AKW mit sage und schreibe 1.535 Brennstäben auf nur noch zwei Wänden, in denen sich bereits große Risse zeigen. Ein - jederzeit möglicher - Einsturz wird eine weitere atomare Katastrophe auslösen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen wird. Selbst die Multi-Millionenmetropole Tokio, die etwa 250 km entfernt liegt, würde verstrahlt werden."ethecon >>>
Deutsche Konzernmedien sehen das sehr viel lockerer, was mich nicht wirklich erstaunt. Man ist ja weit vom "Schuss" und verbreitet auftragsgemäß verbeamtete Stellungsnahmen der WHO, demzufolge psychische Krankheiten die Bevölkerung mehr gefährden als Radioaktivität. Allen Berufsverharmlosern sollte man einen Hinflug mit Daueraufenthaltsberechtigung in Fukushima schenken, damit sie sich in den "ungefährlich verstrahlten" Gebieten so richtig wohlfühlen können.

Schon der erste richtig ernste Unfall eines AKWs ereignete sich im März 1976 im Kernkraftwerk Three Mile Island, Harrisburg, USA. Damals schrammte man nur mit Mühe an einem Super Gau vorbei als es im Reaktorblock 2 zu einer partiellen Kernschmelze kam, in deren Verlauf etwa ein Drittel des Reaktorkerns fragmentiert wurde oder geschmolzen ist.

Ich frage mich nur, wann endlich sich die jüngeren Menschen gegen diese Volksverarschungen erheben. Sie sind es, die noch ein hoffentlich langes Leben auf einem einigermaßen unverstrahlten Planeten zubringen wollen. Oder irre ich mich da?

FH


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