Mowitz |
Das Handeslsblatt berichtet allerdings schon von einem Hilfseinsatz des Ifo-Chefs Hans-Werner Sinn, der die US-Konkurrenz scharf angreift und sie anklagt „die kleinen und effizienten Dieselmotoren für Pkw durch immer weiter verschärfte Stickoxid-Grenzen vom Markt fernzuhalten, weil man selbst die Technologie nicht beherrsche.“
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de |
Sinn kritisierte zudem dass in der VW-Affäre „mit zweierlei Maß gemessen“ werde. Der Konzern habe „regulatorische Arbitrage“ betrieben, wie sie in der Finanzindustrie allgegenwärtig sei. Besonders schlimm sei es, so Prof. Sinn, wenn Investment-Fonds ihre Portfolios so programmieren, dass sie bessere Bewertungen bekommen, als sie verdienen.
Ein sehr schöner Vergleich, finde ich. Die höhere "Wertschätzung" der eh nur Finanzblasen produzierenden Finanzindustrie, vor einer trotz alledem zur Realwirtschaft zählenden Autoindustrie durch das System Kapitalismus, unterstreicht die ganze Systemabsurdität im Kapitalismus. Warum das so ist, darüber lohnt es sich zur Abwechslung mal eigene Gedanken zu machen. Kleiner Tipp: Woher sollte auch sonst das viele Geld herkommen um wie jetzt in Griechenland den Hafen von Piräus zu kaufen und ganz Wirtschaftszweige aus öffentlichen Händen in private Hände zu überführen. Der Volkswagenkonzern wird im schlimmsten Fall nicht gerettet. Während man einen maroden Finanzsektor mit Billionen $/€ weltweit mit frisch bedrucktem Papier rettete. Solches Geld beispielsweise gegen den VW-Konzern einzutauschen ist ein Bombengeschäft; oder sich den Hafen von Piräus anzueignen. Auch das eine Umverteilung realer Werte in die Krallen kleptomanischer Finanzjongleure, die nach allen Regeln des Kapitalismus eigentlich schon lange pleite sein müssten. Das hat nichts mit Merkels "systemisch" zu tun, sondern reale Werte gegen marodes Frischgedrucktes einzutauschen um so sein Vermögen in schweren Finanzcrash-Zeiten zu retten und zu vermehren.
Sorgen müssten sich allerdings die Werktätigen von VW machen, falls VW die Krise nicht oder nur über einen ruinösen Preiskampf überwindet. Dann könnte aus gut bezahlten VW-Arbeitsplätzen im besten Fall Niedriglohnarbeitsplätze übrig bleiben, wie wir sie schon im übrigen Standort Deutschland zuhauf über weite Strecken längst haben. Bei einer Nichtüberwindung, werden Arbeitsplätze in Deutschland massenweise in Gänze verschwinden, oder eine Kombination von beiden Möglichkeiten eintreten. Gut das uns die Klasse der Arbeitshelden erhalten bleibt. Wenn auch nicht aktiv auf dem Arbeitsmarkt, so doch als Erinnerungsstücke an "unsere" erfolgreichen Exportweltmeisterjahre.
Trotzdem wird niemand die Systemfrage stellen. Das wird möglicherweise erst dann eintreten, wenn jeder Arbeitnehmer selbst dafür zahlt, überhaupt arbeiten zu dürfen.
FH