Mowitz |
Deutschland hatte als führendes EU-Land seinen Putschfavoriten für ein hervorgehobenes Staatsamt, nach einem erfolgreich durchgeführten Staatsstreich, den Preisboxer Vitali Klitschko in den Ring geschickt, und fiel mit ihm platt auf die Nase. Das politische Geschick Klitschkos hinterließ auf die US-Führung, die schnelle Resultate sehen wollten, keinen bleibenden Eindruck und lässt sich treffend mit den Worten "Fuck the EU" Viktoria Nulands beschreiben, die sie in einem Telefonat mit dem amerikanischen Botschafter in Kiew, Geoffrey Pyatt äußerte.
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de |
Der russische Politikwissenschaftler Sergei Markow erläuterte im April vorigen Jahres die Situation auf der Krim und in der Ukraine aus russischer Sicht:
"Der Coup, den der Westen am 22. Februar (2014) in Kiew gelandet hat, war nur die Vorspeise. Die Hauptmahlzeit soll ein von den USA und Europa unterstützter Versuch der russischen Opposition sein, Putin zu stürzen und auch in Moskau eine Regierung im Maidan-Stil zu installieren.Dass Ex-Präsident Viktor Janukowitsch legal zum Präsidenten der Ukraine gewählt wurde, und dass er das verfassungsmäßige Recht hatte, einen zweifelhaften Deal mit der EU abzulehnen, schert US-deutsch/europäische Demokratieversteher bis heute nicht.
In einem Gespräch mit dem US-Präsidenten Barack Obama sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel vor einigen Wochen, sie habe den Eindruck, Präsident Wladimir Putin lebe in einer anderen Welt.
Diese Äußerung wurde schnell von den westlichen Medien aufgegriffen und beherrschte mehrere Tage lang die Schlagzeilen.
Frau Merkel scheint das wirklich so empfunden zu haben, weil (sie und andere) westliche Beobachter Russlands realistische Sicht der Dinge nicht verstehen.
Wie sieht Russland die Realität? Was den Charakter der Konflikte um Krim und Ukraine angeht, unterscheidet sich Russlands Sicht erheblich von der des Westens.
Aus russischer Sicht haben die Proteste auf dem Maidan und der damit vorbereitete Staatsstreich der Ukraine nicht mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gebracht, sondern in die entgegengesetzte Richtung geführt: zu Gesetzlosigkeit und Gewalt gegen Journalisten, politische Gegner und normale Bürger. Das an die Macht geputschte Regime in Kiew wird von einer bewaffneten, extremistischen Minderheit beherrscht, die eine groß angelegte Repressionskampagne gegen ethnische Russen und andere Unerwünschte plant.
Aus der Sicht Russlands hat die Ukraine keine legitime Regierung, weil die Demonstranten einen demokratisch gewählten Präsidenten gestürzt haben.
Aus unserer Sicht ist die Ukraine nicht mehr souverän, weil die Vereinigten Staaten hinter den Kulissen eine ihnen genehme Clique an die Macht gehievt haben. Wäre der wenig bekannte Oleksandr Turtschynow amtierender Präsident geworden, wenn Victoria Nuland, die Staatssekretärin aus dem US-Außenministerium, Vitali Klitscho, der diesen Posten auch haben wollte, nicht ausgetrickst hätte? Und warum wurde Arsenij Jazenjuk, der in der Ukraine kaum bekannt aber Frau Nulands Favorit war, Ministerpräsident? [.......]
Wer sind diese Junta-Führer? Vom Westen werden sie als Nationalisten bezeichnet, obwohl sie an ihren Emblemen leicht als Neonazis zu erkennen sind. Sie berufen sich auf die Faschisten des Zweiten Weltkriegs und bekennen sich offen zu Stepan Bandera, Roman Schuchewytsch und dem faschistischen Theoretiker Dmitry Dontsov.
Bandera und Schuchewytsch haben Hitler den Treueeid geleistet. 1941 kamen sie mit der Wehrmacht als Kollaborateure des SD, des SS-Sicherheitsdienstes, in die Ukraine. Der SD stattete seine ukrainischen Kollaborateure mit Waffen und Munition aus und beschäftigte sie in der Verwaltung der besetzten Gebiete. In deutschem Auftrag kämpften sie auch gegen sowjetische Partisanen.
Während der drei Jahre, die Bandera später in dem deutschen Konzentrationslager (Sachsenhausen) verbrachte, wurde er gut versorgt; er hatte sogar ein Radio und Zugang zu einer Bibliothek. 1944 wurde Bandera auf Veranlassung des SS-Führers Heinrich Himmler aus der Haft entlassen und – mit Waffen und Geld ausgestattet – wieder als Kollaborateur aktiv.
Auch während des Kalten Krieges setzten die USA und ihre Verbündeten Anhänger Banderas im verdeckten Kampf gegen die Sowjetunion ein, obwohl sie über deren Kollaboration mit den Nazis Bescheid wussten. In Russland werden diese "Bandera-Leute" immer noch als Komplizen Hitlers und als Faschisten angesehen. Schuchewytsch führte zeitweise das berüchtigte Strafbataillon Nachtigall und war für den Massenmord an Juden und anderen Zivilisten (im damals noch polnischen Lemberg und in Weißrussland) verantwortlich.
Auch heute noch hängen der Rechte Sektor und die Organisationen der Svoboda der Ideologie der Nazis an und bedienen sich auch ihrer Praktiken. Sie tragen stilisierte Nazi-Symbole und Nazi-Fahnen und benutzen den Nazi-Gruß "Ruhm der Ukraine – Ruhm ihren Helden!", der ihre Nähe zu der Bandera-Bewegung belegt. Die beiden führenden Extremistengruppen der Ukraine predigen Antisemitismus, Hass auf die Nachbarvölker – vor allem auf die Russen – und den gewaltsamen Kampf gegen ihre Gegner; sie glorifizieren ihre Nazi-Veteranen und leugnen die Nazi-Verbrechen.
Die Svoboda-Anhänger und der Rechte Sektor sind nicht nur radikale Nationalisten, sondern überzeugte Neonazis, die sich (mit Unterstützung aus den USA und aus der Bundesrepublik Deutschland) an die Macht geputscht haben und jetzt vor allem die Strafverfolgungsbehörden der Ukraine kontrollieren. [........]
Glauben die führenden westlichen Politiker wirklich, dass Putin ihre verdrehte Sicht der Realität akzeptieren könnte? Sollte der Westen darauf bestehen, dass Putin kapituliert, lässt er ihm keine andere Wahl, als sich mit Gewalt zur Wehr zu setzen.
Auch unter Bedrängnis hat Russland nie kapituliert, sondern immer gekämpft. "
FH