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Aus der Reihe die Verheißungen des Kapitalismus - Heute: Was folgt auf einen Höhenflug? Der Absturz!

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Mowitz
Die deutsche Wirtschaft ist so wenig Überflieger im europäischen Wirtschaftschor wie Bundeswehr-Flugzeuge, die im Hangar mit abgebrochenen Flügeln rumstehen und nicht einsatzbereit sind. Irgendwann "fliegt" Misswirtschaft immer auf. Auch mit der alternativlosen "Deutschland-hat-zehn-Jahre-lang-schmerzhafte-Reformen-umgesetzt-Politik". Die speist ihren "Erfolg" aus Niedriglohnarbeit, Suppenküchen statt Mahlzeiten am heimischen Herd, und Zukunftsaussichten in der sich von Altersarmut geplagte Rentner noch früher in Suppenküchenschlangen anstellen müssen als heute. Falls ihnen daran liegen sollte auch etwas von der köstlichen Fischsuppe mit herausgekochten Fischaugen, Kopf, Schwanz und Gräten als Beilage und Nahrungsergänzung, abzukriegen. Ich rede jetzt nicht von einem Tag im Leben des Iwan Denissowitsch, sondern von Tagen, Wochen und Jahren im Leben kapitalistischer Unterschichten, die verstärkt auf uns zukommen werden.

Mittelmäßige Regierungen generieren mittelmäßige Experten, Beamte und Bürokraten. Und damit mittelmäßige Lösungen. Mittelmaß ist das Maß, mit dem im Kapitalismus (Ä)liten gemessen werden. Als Volker Kauder sein berühmtes "in Europa wird wieder Deutsch gesprochen" vor einem CDU-Vereinstag in die Welt setzte, war die Welt für den schwäbischen Dudelwackar, wieder in Ordnung. Er glaubte wohl allen Ernstes daran, dass der kurze Höhenflug der deutschen Wirtschaft nachhaltig und Resultat einer klugen Wirtschaftspolitik war.

Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de
Vor drei Wochen war der französische Ministerpräsident Manuel Valls in Berlin und gab Mekel den unerwünschten Rat nicht nur zu sparen, sondern mehr in Europa zu investieren. Das stieß nicht nur auf taube Ohren. Der CDU-Europaabgeordnete Herbert Reul, (wer ist eigentlich Herbert Reul?) fand es unverfroren zu sagen: Mehr sparen geht nicht. Das sei ein Schlag ins Gesicht der Griechen und Portugiesen, die Rentenkürzungen hinnehmen mussten. Und das EhNaMag selbst stänkerte spitz gegen Frankreich: 'Valls kommt zu einer Zeit, in der es Deutschland wirtschaftlich so gut geht wie lange nicht mehr'. Vor knapp drei Wochen! Und heute meldet der Züricher Tages-Anzeiger: 'Die deutsche Wirtschaft taumelt am Rande einer Rezession':
"Nach höchst mageren Wachstumsraten von 0,7 Prozent respektive 0,4 Prozent in den Jahren 2012 und 2013 hätte dieses Jahr mit der Überwindung der Schuldenkrise in Europa endlich den Aufschwung in Deutschland bringen sollen. Doch ­gegenwärtig sieht es gar nicht danach aus – im Gegenteil: Die Anzeichen verdichten sich, dass die grösste Wirtschaft im Euroraum in eine technische Re­zession abgleitet. Dass also die deutsche Wirtschaftsleistung auch im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal schrumpft, nach einem Minus von 0,2 Prozent im zweiten Jahresviertel."
Sagen ebenfalls Experten. Diese hier sehen allerdings noch keinen Grund zur Sorge - für die Schweiz. Welch ein Trost. Vorhersagen von 'Experten' sind so glaubwürdig wie Wahrsagerinnen mit Wahreitskugeln. Darum wage ich auch eine Vorhersage - ohne Wahrheitskugel: Der wirtschaftliche Sturzflug Deutschlands wird mit einem härteren Aufprall enden, als bei vielen seiner europäischen Nachbarn. Allein schon wegen des Höhenunterschiedes von dem der Absturz erfolgt.

Und im Übrigen sollen hinter dem wirtschaftlichen Stillstand in Deutschland strukturelle Schwächen stecken. Aufgrund poli­tischer und wirtschaftlicher Unsicher­heiten wird nur noch zögerlich in neue Anlagen und Ausrüstungen investiert. Deutsche Hersteller von Maschinen und Anlagen vermeldeten im August mit 8,8 Prozent das stärkste ­Minus innerhalb der Industrie.

Um diese Probleme zu lösen, müssen andere Intelligenzakrobaten bemüht werden als Herbert Reul und Konsorten. Die suchen schon lange vergeblich nach Lösungen in Fischsuppen mit herausgekochten Fischaugen, Kopf, Schwanz, Gräten und Suppenküchenschlangen.

FH

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