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Ist Netanjahu zurechnungsfähig?

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Von Alan Hart
Übersetzt von Ellen Rohlfs
Herausgegeben von
Fausto Giudice Фаусто Джудиче فاوستو جيوديشي
Die erweiterte und eindeutigste Aussage meiner Überschrift ist folgende: Hat Israels Ministerpräsident Netanjahu noch einen gesunden Menschenverstand und redet er wissentlich Propaganda-Unsinn über die Bedrohung von Israels Sicherheit, um die Welt einschließlich der meisten ihrer Juden zum Narren zu halten? Oder ist er unausgeglichen, geistesgestört, ja sogar klinisch verrückt? Ich frage dies, weil sein Gequatsche in Davos auf die bedeutendste Rede eines iranischen Führers nach der Revolution, die die Mullahs vor 35 Jahren an die Macht brachte, mich daran erinnerte, was mein Vater mir sagte, als ich noch sehr jung war: „ Keiner ist so blind wie derjenige, der nicht sehen will.“

Was war bei Präsident Rouhanis Rede beim jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums an Netanjahu zu sehen, ob er noch einen gesunden Menschenverstand hat?

Rouhanis Hauptbotschaft an die Region und wahrscheinlich besonders an Saudiarabien, war, dass seine Regierung sich ganz und gar darauf vorbereitet, mit allen benachbarten Ländern praktische Lösungen für eine Reihe von Problemen zu finden.

Seine Hauptbotschaft an die Welt und wahrscheinlich besonders für Präsident Obama war folgende:
„In den letzten Jahren ist eine dominante Rede wiederholt gehört worden: ‘die militärische Option liegt auf dem Tisch. ‘ Gegen den Hintergrund dieses illegalen und unwirksamen Streites, lasst mich laut und klar sagen, dass Frieden in Reichweite ist. Im Namen der Republik Iran schlage ich als ersten Schritt vor, die UN möge das Projekt WAVE (World against violence and extremism, „Die Welt gegen Gewalt und Extremismus“) bedenken: Vereinigen wir uns in WAVE. Ich lade alle Staaten ein, internationale Organisationen und zivile Institutionen, eine neue Anstrengung zu unternehmen, die Welt in diese Richtung zu lenken … Wir sollten anfangen, über eine Koalition eines anhaltenden Friedens über den ganzen Globus nachzudenken, anstelle ineffektiver Kriegs- Koalitionen in verschiedenen Teilen der Welt .“
Natürlich war Rouhani auf Charme-Offensive, und er nutzte seine Anwesenheit in Davos, um große Investoren anzusprechen. Aber meiner Ansicht nach schwächte dies nicht die Integrität seiner Vision der neuen Politik, die so nötig ist, um eine bessere Welt zu schaffen. Er war sich sicher, für die meisten Menschen überall zu sprechen, als er sagte: „Die Menschen in aller Welt haben vom Krieg, von Gewalt und Extremismus genug. Sie hoffen auf einen Wandel im Status quo.“

Seine Botschaft über die Fragen der Kernkraftnutzung war eindeutig:
„Das iranische Volk hat in den jüngsten Wahlen vernünftig und nüchtern für einen Diskurs von Hoffnung, Weitblick und wohlüberlegter Mäßigung, zu Hause wie im Ausland, gestimmt. Im Bereich der Außenpolitik, heißt es, dass der Iran als regionale Macht verantwortlich handeln will, auch hinsichtlich der regionalen und internationalen Sicherheit und bereit ist, auf diesen Gebieten beiderseitig und multilateral zusammen zu arbeiten.

Das Nuklearprogramm des Irans - und übrigens auch aller anderen Länder – muss ausschließlich für friedliche Zwecke genutzt werden. Ich erkläre hier offen und unzweideutig, dass ungeachtet der Positionen der anderen, das Ziel der islamischen Republik so gewesen ist und immer so sein wird. Nukleare Waffen oder andere Massenvernichtungswaffen haben keinen Platz in Irans Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin und widersprechen unserer fundamentalen, religiösen und ethischen Überzeugungen. Unsere nationalen Interessen machen es zwingend notwendig, jede begründete Besorgnis über das friedliche Atomprogramm des Iran zu entfernen.“
Cartoon: Carlos Latuff
Wie hat Netanjahu geantwortet?

Präsident Rouhanis Rede war „eine Veränderung in Worten ohne eine Veränderung in Taten…Rouhani setzt die iranische Schau der Täuschung fort.“ Mit einem gewinnenden Lächeln und dem Eindruck, dass er autorisiert sei, für den Rest der Welt zu sprechen, fügte der zionistische Großmeister der Täuschung hinzu: „Wir wissen das alles.“

So wie Netanjahu sagt, er sehe es: der Iran sei versessen darauf, nukleare Waffen zu entwickeln und zwar um den zionistischen (nicht den jüdischen) Staat von der Erdoberfläche zu wischen. Wie ich schon in der Vergangenheit hingewiesen habe, ist der wirkliche Wahnsinn von Netanjahus Behauptung, dass selbst wenn der Iran ein paar Nuklearbomben besitzen würde und die Raketen, um sie zu befördern, würde der Iran nicht der Erste mit einem Schlag gegen Israel sein, denn wenn er das täte, provozierte er die eigene völlige Zerstörung. Alle Iraner wissen das.

Wenn Netanjahu einen gesunden Menschenverstand hätte, würde er nicht nur Rouhanis Davos-Rede die Anerkennung gegeben haben, die sie verdient, er würde Israels zunehmende Isolierung in der Welt voll in Betracht ziehen, ja auch die Tatsache, dass eine wachsende Anzahl US-amerikanischer Juden nicht mehr mit dem zionistischen „Blut-und-Boden“- Nationalismus sympathisiert, wie es ein jüdischer US-Amerikaner genannt hat. Solch eine Auseinandersetzung sollte Netanjahu dazu führen – wenn er bei guter Vernunft ist -, ernsthaft über Frieden zu den Bedingungen verhandeln, die die Mehrheit der Palästinenser akzeptiert. Sonst würde er in die Geschichte als Führer eingehen, der Israels Selbstmordplan gebilligt hat und damit bestätigt, der Zionismus sei der wirkliche Feind der Juden.

Was Netanjahus tatsächlichen Geisteszustand betrifft …. Ist er offensichtlich voller Illusionen, was nicht unbedingt zurechnungsfähig bedeutet. Was er höchst wahrscheinlich meint, ist in einer Wahrheit enthalten, die mir 1980 der im Ruhestand befindliche Generalmajor Shlomo Gazit, der beste und brillanteste der Direktoren des israelischen militärischen Nachrichtendienstes, verriet. Ich gab ihm zu bedenken, dass Israels Existenz niemals von irgendeiner Kombination arabischer Militärkräfte in Gefahr gewesen war. Mit einem traurigen Lächeln erwiderte er: “Das Problem mit uns Israelis ist, dass wir die Opfer unserer eigenen Propaganda geworden sind.“

Obwohl ich kein Experte auf diesem Gebiet bin, scheint es mir, dass das, was Netanjahu am meisten bräuchte, psychiatrische Hilfe sei.

Präsident Obama sagte kürzlich in einem Interview mit der New Yorker Times, dass die Chancen, einen wirklichen israelisch-palästinensischen Friedensprozess zu bekommen, bei weniger als 50:50 stünden. Vielleicht sollte er den Außenminister Kerry durch einen besonders erfahrenen Psychiater ersetzen.

Tlaxcala

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