Mowitz |
Bis auf den heutigen Tag ist die Floskel von "our way of life" richtig und falsch zugleich. Richtig, weil die westliche Lebensart der Lebensstil ist, der mehr von den gemeinsamen Ressourcen der Menschheit verbraucht, als für die überwiegende Mehrheit der Menschheit, die nicht zur westlichen Konsumgesellschaft zählt, zum nackten Überleben übrig bleibt.
Falsch, weil unsere Lebensart nicht durch islamistischen Terror bedroht ist, sondern durch uns selbst.
Aber er wolle sein Leben, so wie er es bisher gelebt habe, nicht ändern, sagte der CDU-Riesenpolitiker und rheinische Frohnatur Wolfgang Bosbach, gestern in der Maischberger-Kaderschmiede zum tapferen Humpen: "Wenn wir das tun, haben die Terroristen gewonnen."
Da drängt sich mir doch glatt die Frage auf ob Bosbach - und er ist ja nicht der einzige Phrasendrescher der Republik, ob er eigentlich selbst versteht was er sagt, oder was für eine Erklärung er parat hat warum die Mehrheit der Menschen freiwillig auf Ressourcen verzichten sollen, die ihnen mit Gewalt durch westlichen Terror, Kriege sind Terror, gestohlen werden. Seien es die Öl- und Gasressourcen im Nahen- und Mittleren Osten oder die Kronjuwelen Afrikas oder die Meere die durch industrielle Fischereimethoden leer gefischt werden.
Die Ressourcen die der reiche Teil der Welt im Übermaß konsumiert, fehlen dem ärmeren Teil der Welt auf der Gegenseite. Krieg und Terror sind somit vorprogrammiert. Das ist keine Relativierung des Terrors der 'Anderen' die schon bald bei uns strafbar werden soll, die aber jeder braucht der die Welt verstehen will, und der sich mit einem Verarschtwerden nicht begnügt. Sozusagen gelebte Ursachenforschung über Flüchtlingstrecks die das Mittel- und andere Meere auf der Suche nach einem besseren Leben überqueeren, das wir ihnen im Verbund mit dem Kapitalismus verwehren. Kriege die in ihrem Detailreichtum bestens geeignet sind uns den Blick für das Wesentliche zu trüben.
Deutschland steuert unterdessen hart am EU-Abgrund auf gefährliche Untiefen zu.
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de |
Trotz aller Freundlichkeiten die Merkel und die neue britische Premierministerin Theresa May gegenseitig bemühen und sich ihr Verhältnis schönquatschen, um den Wünschen ihrer Wirtschaft Rechnung zu tragen, hält Merkel in ihrem Köcher Giftpfeile bereit um sie gegebenfalls gegen London einzusetzen. Man weiß ja nie was die Zukunft an Gefahren in sich birgt. Wenn man es sich mit Großbritannien richtig verdirbt, kann das zu ungeahnten negativen Auswirkungen für Deutschland führen. Die Briten werden nicht tatenlos zusehen wenn die deutsche Politik auf die Karte des schottischen Separatismus setzt und Merkel bereits beginnt mit Irland Gespräche über die Gestaltung der Beziehungen zwischen Dublin und London nach dem britischen Austritt zu führen.
Auch mit Frankreich zeichnen sich schon beträchtliche Konfliktfelder ab.
"Tatsächlich aber zeigt sich am Beispiel der Interventionen in Westafrika - einem traditionellen französischen Einflussgebiet -, dass Berlin nicht bereit ist, sich im Gegenzug gegen die Übernahme der deutsch inspirierten Austeritätspolitik zur Unterordnung unter Paris auf dem Gebiet der Außenpolitik zu bequemen. Die Bundesrepublik weitet seit einiger Zeit ihre militärischen Aktivitäten in Mali systematisch aus und nimmt nun anlässlich einer EU-Polizeiintervention in Niger ("EUCAP Sahel Niger") auch dieses Land, in dem Paris bislang in neokolonialer Manier das Sagen hatte, stärker ins Visier. Anlässlich eines gemeinsamen Besuchs des deutschen und des französischen Außenministers in Niamey hieß es Anfang Mai, Frank-Walter Steinmeier habe dort sehr deutlich "zu spüren" bekommen, "dass Deutschland Afrika nicht mehr einfach Frankreich überlassen kann". Mitte Juni hat Nigers Präsident Mahamadou Issoufou Berlin bereist und erklärt, "dass wir wirklich hervorragende Beziehungen zwischen Niger und Deutschland haben". Kanzlerin Merkel kündigte ihrerseits den weiteren Ausbau der deutschen Aktivitäten in Niger an. Bereits Ende 2013 hatte Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta in Berlin bekundet, nicht Frankreich, sondern Deutschland sei für ihn "das wichtigste Partnerland". Die deutsche Absicht, Paris auch außenpolitisch in den Hintergrund zu drängen, liegt offen zutage".GFPAm Ende wird Deutschland bei seinem "Griff nach den Sternen" wieder allein dastehen und in die Bedeutungslosigkeit verschwinden. Im Kapitalismus hilft letztlich nur das Streben nach maximalen Gewinnen auf Kosten der Bevölkerungen. Das Geschwätz von "gemeinsamen Werten" das schon bei dem maximalen Gewinnenstreben aufhört ein "gemeinsamer Wert" zu sein, lebt nur so lange weiter, wie Geschwätz für den staatsphilosophischer Unterbau der Gesellschaft akzeptiert wird. Das wird nicht ewig sein.
FH