Mowitz |
Schon am 22. März 1977, erreichte das deutsche Auswärtige Amt durch Amnesty International die brisante Information von der Entführung Elisabeth Käsemanns durch die Militärjunta, die sich 1976 unter Führung des Generals Jorge Rafael Videla an die Macht putschte, und eine Schreckensherrschaft unter Einsatz eines offenen Staatsterrors installierte, die bis 1983 andauerte und etwa 30 000 unschuldigen Menschen via Ermordung durch die Militär-Junta das Leben kostete.
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Das was Elisabeth Käsemann sich hatte "zuschulden" kommen lassen, war ihr soziales Engagement mit den Armen Südamerikas. Sie beteiligte sich beispielsweise als Freiwillige an Sozialprojekten in Armenvierteln etwa mit Erwachsenenbildung und Alphabetisierungskursen.
Dem renommierten Dokumentarfilmer Eric Friedler gelang es mit seinem Film "Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K.?" eindrucksvoll an Elisabeth Käsemann zu erinnern. Leider konnte ich den Film im Netz nicht wiederfinden, (waren wohl zu einflussreiche Legendenmacher am Werk, die ein Interesse an Legendenbildung in der deutschen Politik haben und so dafür sorgten, dass der Film wieder verschwand. Auch auf YouTube, falls er vorher dort eingestellt war.) Nur vor wenigen Wochen sah ich den Film als Wiederholung im deutschen Fernsehen, und er beeindruckte mich tief.
Wie erklärt sich der Titel "Das Mädchen"?Worte, die auf Genschers Beerdigung sicher nicht ausgesprochen werden. Das ist die Zeit wo an Genschers "Mythos" (Dichtung, Legende, Sage), gesponnen wird.
Friedler: Im Film erzählt der Bruder von Elisabeth Käsemann, ihm habe ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes berichtet, dass der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf die Bitte um eine erneute Nachfrage in Argentinien lediglich abgewinkt habe: "Ach, das Mädchen Käsemann". Für die deutsche Politik schien Elisabeth Käsemann nur ein Mädchen, das zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war.
FH
Nachtrag 2016-04-03, 15:38 Uhr
Dieses Video fand ich auf Opablog und es enthält weitere Informationen über Elisabeth Käsemanns tragisches Schicksal in Argentinien und die beschämende Gleichgültigkeit der Regierung des Säulenheiligen Helmut Schmidt mitsamt des damaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher ïhrer Verpflichtung nachzukommen, das Leben deutscher Staatsangehöriger zu schützen und zu retten, die in die Hände von verbrecherischen Regimes fallen.
Nun wird bereits seit einigen Tagen auf allen Kanälen des öffentlich-rechtlichen deutschen Propagandafernsehens in Endlosschleifen so etwas ähnliches wie eine offizielle Heiligsprechung Genschers betrieben. Ein Bild des Hans-Dietrich Genscher ist aber ohne über das Schicksal von Elisabeth Käsemann zu berichten höchst unvollständig.
Statt der Übertragung des pompösen Staatsaktes von Genschers Beerdigung, wann und wo sie immer auch stattfindet, wäre eine Wiederholung des Filmes "Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K.?" mehr angemessen um an eine echte Antifaschistin zu erinnern, die 32 Jahre nach Ende des deutschen Faschismus, durch aktives Schweigen und Nichtstun der herrschenden politischen Klasse Westdeutschlands, Opfer des argentinischen Faschismus wurde. Der Film Das Mädchen - Was geschah mit Elisabeth K. kann jetzt hier aufgerufen werden.....
„Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln.“ Johann Wolfgang von Goethe
FH
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Das Mädchen – Was geschah mit Elisabeth K.?.....
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