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Zur Wahl eines Präsidenten für ein Imperium

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Noam Chomsky
Noam Chomsky wird interviewt von Abby Martin
Information Clearing House / Video – teleSUR, 28.10.15
(Unter obigem Link ist auch das gesamte Interview in englischer Sprache als Video verfügbar. Der nachfolgende Text gibt nur Ausschnitte wieder.)

"Woher nehmen wir uns das Recht, Menschen in einem anderen Staat, den wir nicht mögen, umzubringen?"

Die Idee, die USA hätten das Recht, in andere Staaten einzufallen, sie zu bombardieren und dort lebende Menschen zu töten, sei ein Mythos; das sagte der berühmte Autor und Intellektuelle Noam Chomsky in einem 25-minütigen Interview mit Abby Martin in der Reihe "The Empire Files" von TeleSURtv.net

"Hätten die USA das Recht gehabt, im Oktober das Krankenhaus der Ärzte ohne Grenzen in der afghanischen Stadt Kundus zu bombardieren und dabei auch Menschen zu töten – wenn das Gebäude voller Taliban gewesen wäre?" fragte Chomsky.

"Die Idee, dass wir das Recht hätten, überall mit militärischer Gewalt einzugreifen, scheint im ganzen politischen Spektrum vorzuherrschen," sagte Chomsky über die Politiker und die Medien der USA. "Obwohl jedes gewaltsame Eindringen in einen anderen Staat kriminell ist, will das kaum jemand als Verbrechen ansehen, wenn wir es tun. Obama wurde schon dafür gelobt, dass er den Irak-Krieg wenigstens als Fehler bezeichnet hat."

Dabei sei der Überfall auf den Irak "das schlimmste Verbrechen dieses Jahrhunderts" gewesen – auch dann, wenn er erfolgreicher verlaufen wäre, fügte Chomsky hinzu.

Er wies auch darauf hin, dass unter den Bewerbern für das Amt des US-Präsidenten kein einziger Kriegsgegner ist.

"Obama ist zum Beispiel gewählt worden, weil er als Kriegsgegner aufgetreten war, hat dann aber den Krieg gegen den Terror global ausgeweitet und führt ihn jetzt mit einem Drohnen-Mordprogramm, das bisher unvorstellbar war," ergänzte Chomsky.

Der kriegstreiberische, rechtslastige Kurs sei die Folge der Einführung des Neoliberalismus in die Politik; der habe beide Parteien weit nach rechts abdriften lassen – die Republikaner sogar "weit außerhalb des bisherigen Spektrums".

"Weil die Republikaner nur noch die Interessen der extrem Reichen und Mächtigen vertreten haben, sind viele ihrer Wähler abgewandert," erläuterte Chomsky. "Neue Wähler finden sie jetzt in Kreisen, die bisher eher unpolitisch waren – bei christlichen Evangelikalen und Leuten, die so viel Angst haben, dass sie ihre Pistole sogar in den Coffee-Shop mitnehmen."

Deshalb handle es sich bei den Republikanern auch nicht mehr um "eine normale Partei"; sie seien zu einem Haufen radikaler Rechter verkommen, die Politik lieber außerhalb des Parlamentes machten.

"Eine Änderung des derzeitigen Zustandes kann nur eine breite Volksbewegung herbeiführen, die sich von den Leuten abwendet, die sich jetzt zur Wahl stellen."

Nach Chomkys Meinung sind auch die heutigen Demokraten weit nach rechts gerückt.

"Die Mainstream-Demokraten haben jetzt die Plätze ehemaliger gemäßigter Republikaner eingenommen," stellte Chomsky fest. "Der Republikaner Eisenhower würde heute weit links stehen."

Die libertären Prinzipien der Republikaner hätten einen "Anarcho-Kapitalismus" entstehen lassen, der, wenn es dabei bliebe, zum Zusammenbruch der US-Gesellschaft und in die Tyrannei führe.

Traditionell sei der Libertarismus eine eher linke Ideologie gewesen, welche die Herrschaft weniger abschaffen wollte; heute wolle man das nicht mehr.

Chomsky sprach auch über Bernie Sanders, der als einziger linker und progressiver Präsidentschaftskandidat anzusehen sei, und nannte ihn wichtig und eindrucksvoll, weil er gute und mutige Sachen vorschlage. Er müsse aber eine Volksbewegung ins Leben rufen, die den jetzigen Wahlkampf nur als Ansporn zum Weitermachen betrachte. Das tue er aber nicht.

"Wenn die Wahl vorbei ist, wird die Bewegung sterben," befürchtete Chomsky. "Wirkliche Veränderungen können nur von einer ständig wachsenden Volksbewegung in Gang gesetzt werden, die sich nicht an Wahlperioden orientiert."

(Luftpost-kl.de hat die Zusammenfassung des Interviews komplett übersetzt und empfiehlt Englisch sprechenden Lesern dringend, sich das Video mit dem vollständigen Interview anzusehen.)

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