Mowitz |
"Kerle wie Mussolini oder der Gefreite Hitler leben nicht so sehr von ihrer eignen Stärke wie von der Charakterlosigkeit ihrer Gegner. Um mich herum verspüre ich ein leises Wandern. Sie rüsten zur Reise ins Dritte Reich."Die Treibjagd der Charakterlosen auf Sepp Blatter ist so ein Beispiel. Seit 1998 wurde er, allen Bestechungsvorwürfen zum Trotz immer demokratisch wiedergewählt. Wobei die gegen Blatter persönlich erhobenen Vorwürfe der Bestechung, bis auf den heutigen Tag unbewiesen sind. Vielleicht werden ja CIA, NSA und FBI, die schon seit Jahrzehnten auf internationaler Ebene als erfolgreiche Beweisfälscher tätig sind, die fehlenden Beweise, mit einem kurzen Abstecher über Guantánamo, irgendwie auftreiben können.
Mir hat immer noch keiner schlüssig erklären können auf welcher internationalen Rechtsgrundlage gerade die USA die Verfolgung der Fifa an sich reißen konnten, wo doch die Schweiz zuständig ist. Nein, sie setzten sich, wie schon tausende Male zuvor, über internationales Recht hinweg und berufen sich auf ihr eigenes (Un)rechtssystem um ihre Süppchen zu kochen. Obama jubelt, dass der Senat den Freedom Act verabschiedet hat, und somit die "Bürgerrechte der US-Amerikaner schütze", schert sich aber einen feuchten Kehricht darum, dass sie die Bürgerrechte von Milliarden Nicht-US-Amerikanern verletzen. Auch die Mafia hat eigene Gesetze die Mafiosos schützen, allerdings Rechte von Nicht-Mafiosos total missachten. Bis hin zu ungestraften Raubzügen bei der Mafia und Beutefeldzügen der USA.
Wie kann das geschehen? Weil die USA so stark sind? Oder weil ihre Gegner/Freunde so charakterlos sind?
Blatter ist Profi. Vielleicht der einzige in der Fifa; natürlich neben den fußballspielenden Jungmillionären; von denen viele, außer Fußballspielen, gar nichts können. Aber Fußballspielen, das muss man ihnen zugestehen, können sie.
Profis sind das Gegenteil von Dilettanten. Letztere scheinen ja bereits schon hoch erhobenen Hauptes bereitzustehen, die Präsidentschaft der Fifa zu übernehmen, obwohl sie noch vor wenigen Tagen tränenreich und kniend Blatter anbettelten, seinen Job hinzuwerfen. Blatter lehnte kühl ab. Wer ist hier charakterlos?
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de |
Es bleibt nicht aus, dass ein Subsystem Fifa, als Teil des gesamten Systems Kapitalismus von den mafiösen Strukturen die den Kapitalismus ausmachen, auch infiziert wird. Wie Funk und Fernsehen, Zeitungen, Kirchen, Konzerne, Parteien und Parlamente. Und nicht zu vergessen die Bänkster- und Heuschreckengmeinde für die Insiderwissen bei Börsenspekulationen mehr als nur das halbe Leben ist.
Wer ist hier eigentlich stark und wer charakterlos? Und ist nicht der Eine nur stark, weil die Vielen nur als schwach erscheinen?
Merkel ist "stark" weil sich in der gesamtdeutschen Einheitspartei CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE alle Flachhirnpfeifen wiederfinden, die Merkel stark und sich selber schwach und charakterlos machen. Auch wenn inzwischen nur noch eine Minderheit der Wahlberechtigten überhaupt zur Wahlurne geht, so ist das Wahlgesetz so ausgerichtet, dass es reicht wenn nur noch Merkel ganz alleine, aber sich selber wahlt. Das gibt Sicherheit. Das sollte machbar sein.
Wir reisen schon wieder. Ist es die letzte Reise?
"Reise ins Dritte ReichFH
Es gibt Schriftsteller, die können sich viel vorstellen. Aber dass sie einmal nicht dabei sind, das können sie sich nicht vorstellen. In vielen Läden der Literatur herrscht heute großer Rumor, die Chefs nehmen das Inventar auf und blasen den Staub von den alten Stücken. "Frollein, da müssen doch noch ein paar nationale Sachen am Lager sein ... " Das Fräulein kramt sie hervor; wenn man sie etwas abputzt, sind sie noch wie neu, und bald wird – keine Sorge, ihre Lieben! – frische Ware hereinkommen. "Wir haben das nämlich immer geführt." Nur nicht isoliert bleiben! Ein guter Bankier geht jeden Tag zur Börse, das ist das halbe Leben.
Kerle wie Mussolini oder der Gefreite Hitler leben nicht so sehr von ihrer eignen Stärke wie von der Charakterlosigkeit ihrer Gegner.
Um mich herum verspüre ich ein leises Wandern. Sie rüsten zur Reise ins Dritte Reich. Kurt Tucholsky"