Von Prof. James Petras Global Research |
Nach Deutschlands Niederlage, seiner Teilung und Entwaffnung, und mit der Ausweitung der sowjetischen Macht, brachten die USA die Industrie- und Bankgiganten der Nazis, ihre Beamten und Geheimdienstler, wieder ans Ruder. Zuerst waren sie damit beschäftigt, die heimische Wirtschaft wieder aufzubauen und die politische Macht zu stabilisieren, in Zusammenarbeit mit der US-Besatzungsmacht.
In den späten 60ern erreichte Deutschland die ökonomische Führung in Europa und war an vorderster Front der europäischen 'Integration', verbündet mit Frankreich und England. Bald konnte es die grundsätzliche Entscheidung beherrschen - die Institutionen der Europäischen Union (EU) zu schaffen. Die EU diente als Deutschlands Mittel zur heimlichen Eroberung. Jahr für Jahr, durch 'Hilfe' und zinsgünstige Kredite, erleichterte die EU es den deutschen Kapitalisten, den Markt zu durchdringen und sich finanziell auszudehnen, durch Süd- wie Mitteleuropa. Deutschland gab die Agenda Westeuropas vor und erzielte die wirtschaftliche Vorherrschaft, während es von der Unterwanderung und Umzingelung Osteuropas, Russlands, der baltischen und der Balkanstaaten durch die USA profitierte.
Deutschlands Großer Sprung nach vorn: Die Annektion Ostdeutschlands und der Untergang der UdSSR
Deutschlands Planungen hin zur Stellung einer Weltmacht hätten niemals stattgefunden, wenn es Ostdeutschland nicht annektiert hätte. Trotz der westdeutschen Beteuerungen der Wohltätigkeit und ‘Hilfe’ für den Osten, sicherte sich das Bonner Regime mehrere Millionen gelernter Ingenieure, Arbeiter und Techniker, die Übernahme von Fabriken, produktiver Agrarwirtschaft und, vor allem, der osteuropäischen und russischen Märkte für Industriewaren im Wert von Milliarden Dollar. Deutschland verwandelte sich von einem aufsteigenden, einflussreichen Partner in der EU in die dynamischste expansionistische Macht Europas, insbesondere in den Wirtschaften des ehemaligen Warschauer Pakts.
Der Anschluss Ostdeutschlands und der Sturz der kommunistischen Regierungen im Osten erlaubten es den deutschen Kapitalisten, die Märkte im ehemaligen Ostblock zu dominieren. Als Haupthandelspartner griff es nach der Kontrolle bedeutender Industriebetriebe durch die korrupten Privatisierungen, die von den frisch installierten pro-kapitalistischen Vasallenregimes verordnet wurden. Als die Tschechische Republik, Polen, die Slowakei, Ungarn, Bulgarien und die baltischen Staaten strategische Sektoren der Wirtschaft, des Handels, der Medien und der Daseinsfürsorge ‘privatisierten’ und ‘entstaatlichten’, gelang es dem ‘vereinten’ Deutschland, einen priveligierten Platz zu ergattern. Als Russland Gängstern in die Hände fiel, aufsteigenden Oligarchen und den politischen Vertretern der westlichen Kapitalisten, wurde seine gesamte industrielle Infrastruktur dezimiert und Russland wurde in eine gigantische Region des Rohstoffexports verwandelt.
Deutschland verwandelte seine Handelsbeziehungen mit Russland von solchen zwischen Gleichen in ein ‘koloniales’ Muster: Deutschland exportierte hochwertige Industrieprodukte und importierte Gas, Öl und Rohstoffe aus Russland.
Die deutsche Macht wuchs exponentiell, mit der Annektion des ‘anderen Deutschland’, der Wiederherstellung des Kapitalismus in Osteuropa und dem Aufstieg der Vasallenregime, die sich eifrig und willig einer deutsch dominierten Europäischen Union und einem US-gelenkten NATO Militärkommando unterwarfen.
Die politische und ökonomische Ausdehnung Deutschlands durch ‘Volksaufstände’, die von örtlichen politischen Hörigen gelenkt wurden, wurde bald von einer durch die USA geführten militärischen Offensive begleitet – gezündet durch separatistische Bewegungen. Deutschland intervenierte in Jugoslawien, förderte und unterstütze Separatisten in Slowenien und Kroatien. Es stützte die US-NATO-Bombardements in Serbien und förderte die rechtsextreme, selbsternannte Kosovo Befreiungsarmee (KLA), die im Kossovo einen terroristischen Krieg führte. Belgrad wurde geschlagen, und der Regimewechsel führte zu einem neoliberalen Vasallenstaat. Die USA errichteten im Kosovo die größte Militärbasis in Europa. Montenegro und Mazedonien wurden Satelliten der EU.
Während die NATO die militärische Präsenz der USA bis zur russischen Grenze ausweitete und verstärkte, wurde Deutschland zur überragenden Wirtschaftsmacht des Kontinents.
Deutschland und die neue Weltordnung
Als Präsident Bush und Clinton eine ‘neue Weltordnung’ verkündeten, die auf unipolarer militärischer Überlegenheit beruhte, entwickelte Deutschland seine neue imperiale Ordnung, indem es seine politischen und wirtschaftlichen Hebel nutzte. Jedes der beiden Machtzentren, Deutschland und die USA, teilte das gemeinsame Streben, schnell die neuen kapitalistischen Regimes in ihre regionalen Organisationen einzugliedern – die EU und die NATO – und ihre Reichweite weltweit auszudehnen. Angesichts der reaktionären Ursprünge der östlichen, baltischen und Balkanregimes, ihrer Flugbahn in die Abhängigkeit, und angesichts ihrer politischen Ängste vor der Reaktion der Bevölkerung auf den Verlust der Arbeitsplätze, der Wohlfahrt und der Unabhängigkeit, die sich aus der Umsetzung der wüsten neoliberalen ‘Schock-Politik’ ergaben, ‘bewarben’ sich die Vasallenherrscher sofort um Mitgliedschaft als untergeordnete Mitglieder der EU und der NATO, und tauschten die Souveränität, die Märkte und die Produktionsmittel ein gegen ein Handgeld und die ‘freie’ Bewegung der Arbeitskräfte, dem Fluchtventil für Millionen frisch arbeitslos gewordener Beschäftigter. Das deutsche und englische Kapital erhielten Millionen ausgebildeter Arbeitsmigranten zu Löhnen unter Marktniveau, und uneingeschränkten Zugriff auf Märkte und Ressourcen. Die USA sicherten sich NATO-Militärbasen und rekrutierten Truppen für ihre imperialen Kriege im Mittleren Osten und Südasien.
Die deutsch-US-amerikanische militärische und wirtschaftliche Vorherrschaft in Europa setzte voraus, Russland schwach und im Zustand einer Beinahe-Kolonie zu halten, und erforderte das fortgesetzte Wachstum der beiden Wirtschaften über die anfängliche Plünderung der einst kommunistischen Volkswirtschaften hinaus.
Für die USA war die unangefochtene militärische Überlegenheit in ganz Europa das Sprungbrett für die bald folgende imperiale Expansion im Mittleren Osten, Südasien, Afrika und Lateinamerika. Die NATO wrude zu einem offensiven Militärbündnis “internationalisiert”: erst in Somalia und Afghanistan, dann im Irak, Libyen, Syrien und der Ukraine.
Der Aufstieg Russlands, der islamische Widerstand und der neue Kalte Krieg
Während des ‘Jahrzehnts der Schande’ (1991-2000) führten die extremen Privatisierungsmassnahmen der Vasallenherrscher in Russland im Interesse der EU- und US-Investoren und der Gangsteroligarchen zu einer monströsen Plünderung der gesamten Wirtschaft, des öffentlichen Vermögens und des nationalen Erbes. Das Bild und die Wirklichkeit eines gigantischen, in die Knie gezwungenen Vasallenstaates, unfähig, eine eigenständige Außenpolitik zu betreiben, und unfähig, auch nur eine minimale Ähnlichkeit mit einer funktionierenden modernen Wirtschaft zu erreichen und die Herrschaft des Rechts aufrechtzuerhalten, wurde die beherrschende Sicht der EU und der USA auf Russland. Das postkommunistische Russland, in jeder Hinsicht ein gescheiterter Staat, wrude von jedem westlichen kapitalistischen Politiker eine “liberale Demokratie” genannt, und so wurde es von all ihren Zöglingen in den Massenmedien wiederholt.
Der zufällige Aufstieg Wladimir Putins und die schrittweise Ersetzung einiger der hemmungslosesten ‘Ausverkäufer’ unter den neoliberalen Würdenträgern, und, vor allem, die Wiederherstellung des russischen Staates mit einem richtigen Haushalt und funktionierenden nationalen Institutionen wurde sofort als Bedrohung der militärischen Überlegenheit der USA und der deutschen wirtschaftlichen Expansion gesehen. Russlands Übergang von der westlichen Knechtschaft und seine Wiedererlangung des Status als souveräner, unabhängiger Staat setzte eine aggressive Gegenoffensive der USA und der EU in Marsch. Sie finanzierten eine von der neoliberalen Oligarchie gestützte politische Opposition im Versuch, die Abhängigkeit Russlands durch Demonstrationen und Wahlen wieder herzustellen. Ihre Versuche, Putin aus dem Amt zu jagen und den westlichen Vasallenstaat wieder einzurichten, scheiterten. Die überwiegende Mehrheit der Russen wollte nicht in das Jahrzehnt der Schande zurückkehren.
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts stellten Putin und seine Mannschaft neue grundlegende Regeln auf, nach denen Oligarchen ihr illegales Vermögen und ihre Konglomerate behalten konnten, vorausgesetzt, sie nutzten ihre wirtschaftliche Macht nicht, um nach der staatlichen zu greifen. Des Weiteren erweckte Putin die wissenschaftlichen, technischen, militärischen, industriellen und kulturellen Institutionen wieder zum Leben und stellte sie wieder her, und er zentralisierte Entscheidungen, die Handel und Investitionen betrafen in einem breiten Kreis öffentlicher und privater Entscheider, die nicht mit westlichen Politikern verbunden sind. Zuletzt fing er damit an, den Zusammenbruch der russischen Sicherheitsorgane zu untersuchen und zu beheben, insbesondere angesichts der Bedrohungen, die aus den westlich geförderten ‘separatistischen’ Bewegungen im Kaukausus entsprangen, vor allem in Tschetschenien, und aus dem Anfang US-gestützer ‘Farbrevolutionen’ in der Ukraine und in Georgien.
Zuerst nahm Putin optimistischerweise an, dass die Normalisierung und Stabilisierung des russischen Staates von den USA und der EU begrüsst würde, schließlich war Russland ein kapitalistischer Staat und besass keine konkurrierende Ideologie. Er zeichnete sogar das Bild, sie würden Russland als wirtschaftlichen, politischen, gar als NATO-Partner akzeptieren. Putin machte sogar Angebote, mit NATO und der EU zu kooperieren und sich ihnen anzuschließen. Der Westen unternahm nichts, ihm diese Illusionen zu nehmen. Tatsächlich ermutigten sie ihn, selbst als sie ihre Unterstützung für die innere Opposition gegen ihn massiv erhöhten und eine Reihe imperialer Kriege und Sanktionen im Mittleren Osten vorbereiteten, die sich gegen traditionelle russische Verbündete im Irak, in Syrien und Libyen richteten.
Als die ‘innere’ subversive Strategie dabei versagte, Präsident Putin aus dem Amt zu heben, und der russische Staat über die neu-Vasallen den Sieg davon trug, wurde die Dämonisierung Putins dauerhaft und schrill. Der Westen ging zu einer ‘Ausstoßungsstrategie’ über, den russischen Staat durch die Untergrabung seiner Verbündeten und Handelspartner zu isolieren, einzukreisen und zu untergraben.
USA und Deutschland stellen sich gegen Russland: wie macht man eine “russische Gefahr”
Russland wurde, im Austausch gegen das Versprechen einer tieferen Integration in die westlichen Märkte, dazu verleitet, die US- und NATO-Kriege im Irak, in Afghanistan und Libyen zu unterstützen. Die USA und die EU akzeptierten die russische Kooperation, einschließlich militärischer Nachschubrouten und -basen, bei ihrer Invasion und Besetzung Afghanistans. Die NATO-Mächte sicherten sich russische Unterstützung für die Sanktionen gegen den Iran. Sie nutzten Russlands naive Utnerstützung einer ‘Flugverbotszone’ über Libyen aus, um einen ausgewachsenen Luftkrieg zu beginnen. Die USA finanzierten offen die sogenannten ‘Farbrevolutionen’ in Georgien und der Ukraine, eine Generalprobe für den Putsch 2014. Jede gewaltsame Machtergreifung erlaubte es der NATO, antirussische Herrscher einzusetzen, die begierig und willig waren, Deutschland und den USA als Vasallenstaaten dienstbar zu sein.
Deutschland bildete die Speerspitze des europäischen imperialen Vormarsches auf dem Balkan und in Moldawien, Ländern mit starken wirtschaftlichen Verbindungen nach Russland. Hohe deutsche Amtsträger ‘besuchten’ den Balkan, um ihre Verbindungen mit den Vasallenregimes in Slowenien, Bulgarien, der Slowakei und Kroatien zu stärken. Unter deutscher Führung wies die EU das bulgarische Vasallenregime von Boyko ‘Tölpel’ Borisow an, den Durchgang für die Russland gehörende Pipeline South Stream nach Serbien, Ungarn, Slowenien und weiter zu blockieren. Der bulgarische Staat verlor dadurch jährliche Einnahmen in Höhe von 400 Millionen Dollar. .. Deutschland und die USA finanzierten pro-NATO und -EU-Vasallenpolitiker in Moldawien und sicherten die Wahl von Iurie Leanka zum Premierminister. Dank Leankas sklavischer Unterwerfung unter die EU verlor Moldawien Exporte in Höhe von 150 Millionen Dollar nach Russland. Leankas pro-EU-Politik steht gegen die Überzeugungen der meisten Moldawier – 57% sehen Russland als wichtigsten Wirtschaftspartner des Landes. Beinahe 40% der moldawischen Erwerbsbevölkerung arbeitet in Russland, und 25% des 8 Milliarden Dollar betragenden BIPs Moldawiens stammen aus Auslandsüberweisungen.
Die Erbauer des deutschen und amerikanischen Imperiums überrollen abweichende Stimmen in Ungarn, Serbien und Slowenien wie mit einer Dampfwalze, genauso in Moldawien und Bulgarien, deren Wirtschaft und Bevölkerung unter der aufgezwungenen Blockade der russischen Gas- und Ölpipelines leiden. Aber Deutschlands allumfassender Wirtschaftskrieg gegen Russland geht den Interessen seiner Vasallenstaaten vor: sie sidn dafür da, für das “höhere Ziel” des aufsteigenden deutschen Reiches und der US-Nato-Einkreisung Russlands geopfert zu werden. Die extrem rohen Diktate der deutschen imperialen Interessen, die durch die EU ausgedrückt werden, und die Bereitschaft der Regime des Baltikum und des Balkan, grundlegende wirtschaftliche Interessen zu opfern sind die besten Anzeichen für das entstehende deutsche Reich in Europa.
Parallel zu Deutschlands ungehemmtem antirussischen Wirtschaftsfeldzug sind die USA über die NATO mit einem enormen militärischen Aufbau entlang der Länge und Breite der russischen Grenze beschäftigt. Der US-Handlanger, NATO-Chef Jens Stoltenberg, brüstet sich damit, dass die NATO im Verlauf dieses Jahres die Zahl der Kriegsflugzeuge und Bomber, die an Russlands Land- und Seegrenze patroillieren, auf das fünffache erhöht hat, alle zwei Tage militärische Übungen abhielt und die Zahl der Kriegsschiffe in der baltischen See und im Schwarzen Meer enorm erhöht hat.
Schlussfolgerung
Es ist absolut klar, dass die USA und Deutschland Russland in den Zustand der Abhängigkeit der 1990er Jahre zurückversetzen wollen. Sie wollen keine ‘normalen Beziehungen’. Seit sich Putin daran machte, den russischen Staat und die russische Wirtschaft wieder herzustellen, haben sich die westlichen Mächte mit einer Reihe politischer und militärischer Interventionen beschäftigt, die russische Verbündete, Handelspartner und unabhängige Staaten auslöschten.
Der Aufstieg extremistischer, eingefleischt anti-russischer Regimes in Polen, Lettland, Estland und Litauen diente als vorgeschobenes Schild für das Vorrücken der NATO und den deutschen wirtschaftlichen Andrang. Hitlers ‘Traum’, die Eroberung des Ostens durch einseitig militärische Eroberung zu erreichen, hat nun unter Kanzlerin Merkel die Gestalt einer heimlichen Eroberung in Nord- und Zentraleuropa, wirtschaftlicher Erpressung auf dem Balkan und gewaltsamer Umstürze in der Ukraine und in Georgien angenommen.
Die wirtschaftlich herrschende Klasse Deutschlands ist geteilt in einen dominanten pro-US-Flügel, der bereit ist, in der Hoffnung auf die Beherrschung und Plünderung der gesamten Wirtschaft in einem Russland nach Putin (regiert von ‘wiedergeborenen Klonen von Jelzin’) den lukrativen Handel mit Russland heute zu opfern, und einen Minderheitssektor der Industrie, der die Sanktionen beenden und zu normalen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland zurückkehren will.
Deutschland fürchtet, dass seine Vasallenherrscher im Osten, insbesondere im Balkan, dank der wirtschaftlichen Opfer, die sie ihrer Bevölkerung auferlegen, durch Volkserhebungen gefährdet sind. Daher steht Deutschland ganz hinter der neuen schnellen Einsatztruppe der NATO, die dem Anschein nach dafür geschaffen wird, eine nicht bestehende ‘russische Gefahr’ zu bekämpfen, in Wirklichkeit aber dazu dienen soll, bedrohte Vasallenregime zu stützen.
Die ‘russische Gefahr’, die Ideologie, die die Offensive der USA und Deutschlands durch Europa und im Kaukasus antreibt, ist eine Wiederholung der selben Doktrin, die Hitler nutzte, um die Unterstützung heimischer Industrieller, Banker und Konservativer sowie der rechten ausländischen Kollaborateure in der Ukraine, Ungarn, Rumänien und Bulgarien zu erhalten.
Die Machtergreifung von EU und USA durch politische Vasallen, gestützt von korrupten Oligarchen und Nazi-Straßenkämpfern in der Ukraine brachte die gegenwärtige Krise zur Detonation. Der Griff nach der Macht in der Ukraine stellte eine allerhöchste Gefährdung dae für die schiere Existenz Russlands als unabhängiger Staat. Nach der Übernahme von Kiew setzte die NATO ihr Handlangerregime in Marsch, um die unabhängigen Regionen im Südosten militärisch zu eliminieren und die Krim zu ergreifen, womit sie Russlands strategische Stellung im Schwarzen Meer ausgelöscht hätten. Russland, das Opfer der NATO-Machtergreifung, wurde der ‘Aggressor’ genannt. Die ganze Bürokratie, alle Massenmedien gaben die große Lüge wieder. Zwei Jahrzehnte agressiven Vorrückens der USA und der NATO, der wirtschaftlichen Expansion Deutschlands in russische Märkte, wurden vernebelt. Die Ukraine ist das wichtigste strategische Aufmarschgebiet, von dem aus die USA und die NATO einen Angriff ins Herz Russlands führen können, und der größte einzelne Markt für Deutschland seit der Annektion Ostdeutschlands.
Die USA und Deutschland sehen die Eroberung der Ukraine selbst schon als einen enormen Wert, aber auch als den Schlüssel, eine umfassende Offensive zur Strangulierung der russischen Wirtschaft durch Sanktionen und Dumpingpreise beim Öl zu starten und Russland militärisch zu bedrohen. Das strategische Ziel besteht darin, die russische Bevölkerung in Armut zu stürzen und die gleichsam todgeweihte Opposition zu reaktivieren, um die Regierung Putin zu stürzen und Russland erneut in dauerhafte Knechtschaft zu zwingen. Die imperiale Elite Deutschlands und der USA, die über Russland hinaus blickt, glaubt, wenn sie Russland kontrollieren, können sie China einkreisen, isolieren und sowohl vom Westen als auch vom Osten her angreifen.
Sie sind keine blindwütigen Fanatiker. Aber als ungehemmte Befürworter eines dauernden Krieges, um Russlands Gegenwart in Europa zu beenden und Chinas Aufstieg zur Weltmacht zu untergraben, sind sie bereit, bis an den Rand eines Atomkriegs zu gehen.
Das ideologische Kernstück der US-deutschen imperialen Expansion und Eroberung in Europa und dem Kaukasus ist die ‘russische Gefahr’. Sie ist der Prüfstein, an dem sich Verbündete und Gegner scheiden. Länder, die die Sanktionen nicht befolgen, werden ins Visier genommen. Die Massenmedien wiederholen die Lüge. Die ‘russische Gefahr’ – die fadenscheinige Rechtfertigung, im Dienste ihrer imperialen ‘Patrone’ in Berlin und Washington fürchterliche Opfer zu verlangen – wurde der Kriegsschrei der Vasallen, die aus Furcht vor der Rebellion der ‘geopferten’ Bevölkerung schaudern. Zweifellos, belagert wird Russland Opfer bringen müssen. Die Oligarchen werden westwärts fliehen; die Liberalen werden sich unter ihren Betten verkriechen. Aber so wie die Sowjets die Woge des Krieges in Stalingrad gebrochen haben, so wird das russische Volk über die ersten zwei Jahre einer zusammengeschusterten Operation hinaus überleben, gedeihen und abermals ein Strahl der Hoffnung für alle Völker werden, die danach streben, die Tyrannei des USA/NATO-Militarismus und der EU-deutschen wirtschaftlichen Diktate abzuschütteln.
Übersetzung: Dagmar Henn
Quelle: Vineyard Saker
James Petras war Professor für Soziologie an der Binghamton University in New York; er berät die Landlosen und Erwerbslosen in Brasilien und Argentinien. Er ist Mitverfasser des Buches “Globalization unmasked” und ist über die Website http://petras.lahaine.org/ zu erreichen.