Mowitz |
Das Geschäft belief sich auf ein Volumen von 4,67 Milliarden Euro mit denen die Steuerzahler Baden-Württembergs 45 Prozent der EnBW-Aktien dem französischen Atomkonzern EdF abkauften. Der "Markt" den ja auch schon vorher niemand zu Gesicht bekommen hatte, handelte die EnBW-Aktie vor Geschäftsabschluss noch für 35 Euro das Stück. Der Steuerzahler, vertreten durch MP Stefan Mappus (CDU), ließ sich nicht lumpen und blätterte großzügige 41,50 Euro per Aktie auf den Tisch.
"Besonders in Frankreich war man verwundert darüber, dass der EdF-Chef Henri Proglio beim Verkauf der gesamten EnBW-Anteile keine offizielle Beraterbank eingesetzt hatte. Eine Erklärung wurde darin gesehen, dass Proglios Zwillingsbruder René schließlich seit 2009 Chef von Morgan Stanley Frankreich ist. Diese Bank hatte 2004 bereits die Privatisierung und den Börsengang der EdF betreut. Diesen Umstand und das „besondere Vertrauen der Verkäuferseite“ in diese Bank nannte Mappus als Grund, Morgan Stanley Deutschland beauftragt zu haben. Im Februar 2012 wurde durch einen Bericht der baden-württembergischen Landesregierung bekannt, dass auch die EdF Morgan Stanley als Beraterbank beauftragt hatte und die Investmentbank so teilweise gleichsam mit sich selbst verhandelt habe.
Am 23. August 2012 wurde bekannt, dass sämtliche Daten aus dem Dienstcomputer des ehemaligen Ministerpräsidenten gelöscht worden waren. Dabei sei auf Veranlassung von Stefan Mappus nach der Niederlage der CDU bei der Landtagswahl, aber vor dem Einzug seines Nachfolgers Kretschmann in die Regierungsvilla Reitzenstein in Stuttgart die Festplatte entfernt und physisch zerstört worden. "Wiki
Karikatur:© Kostas Koufogiorgos, www.koufogiorgos.de |
Die Investmentbank Morgan Stanley in Deutschland, bei der Mappus-Jugendfreund Dirk Notheis als Chef tätig war, soll auch nicht für ihren schweißtreibenden Vermittlungs-Einsatz leer ausgegangen sein, sondern stellte eine Provision in Höhe von 12,8 Mio. Euro plus MwSt in Rechnung, wie erst Mitte 2012 bekannt wurde. Heute steht Notheis im Verdacht Beihilfe zur Untreue geleistet zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Und das, obwohl Kumpel-Mappus bei Bekanntmachung des Geschäftes noch von einem „ausgesprochen fairen Preis“ schwärmte.
Was lernen wir Geldvermehrer von G'schichten aus dem Schwarzen Wald und den Verstrickungen innerhalb der Blasenökonomie? Eigentlich nichts was wir nicht schon vorher g'wusst hätten. Irgenwie fließen Gewinne, wie immer, in private Taschen. Während Verluste sozialisiert werden. Damit Soll und Haben in Balance sind. Ein wichtiges Element im "alternativlosen" Kapitalismus.
Nur zum Vergleich und um plastisch darzustellen um wieviel Geld es sich eigentlich nur in diesem Fall handelt das zuviel vom Steuerzahler aufgebracht wird, wenn Gerichte den Preis nicht per Urteil korrigieren: Die Kosten für Hartz IV sollen in ganz Deutschland in diesem Jahr um 700 Millionen Euro gestiegen sein, was mit viel Zetermordio-Geschrei von der "Unbezahlbarkeit" des Sozialstaates begleitet wird. Immerhin bewahrt man so, bei einer Gesamtzahl von 3,3 Millionen Haushalten die Hartz IV beziehen, noch mehr Millionen Menschen in Deutschland knapp vor dem Hungertod. Falls das in der deutschen Lei(d)kultur christlich-jüdischer W(ä)rteprägung überhaupt noch etwas Positives bedeutet. Verballhornend gilt sowieso schon seit der Schlacht von Kolin 1757, der Spruch des Preußenkönigs Friedrich II., der seinen fliehenden Soldaten, mangels fehlendem Enthusiasmus den Heldentod für ihn zu sterben, nachgerufen haben soll: "Hunde, wollt ihr ewig leben?"
Und Mappus handelte einen total fairen Preis für den Aktienkauf aus, der zwischen 780 Millionen und 834 Millionen Euro über einen "fairen" Preis liegt, je nachdem welches Gutachten man zugrunde legt.
Die Reihe Verheißungen des Kapitalismus wird in unregelmäßigen Abständen, hier auf Gegenmeinung, fortgesetzt.
FH